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„Die aktuelle Marktphase macht Spaß“

Holger Knauer CEO und Geschäftsführer von CATANA CAPITAL erklärt, warum seine Handelsstrategie im laufenden Jahr bereits ordentlich performen konnte. „Wir sind vielleicht die ersten überhaupt, die das Thema Big Data und künstliche Intelligenz wirklich in einen Fondsmantel werden packen können“, erklärt er gegenüber FundResearch.

Neue Technologien haben unseren Alltag bereits drastisch geändert: Smartphones sind nicht mehr aus dem täglichen Leben wegzudenken, aber noch keine zehn Jahre alt und bereits im Jahr 2011 besiegte IBM Watson, der „schlauste“ Computer der Welt und der englischen Sprache mächtig, menschliche Gegenspieler in der Quizsendung „Jeopardy“. Langsam entdeckt auch die Finanzbranche, dass sich in diesen Technologien neue Renditequellen verstecken könnten. Für BlackRock analysiert ein Computer 4.000 Broker- und Earningreports täglich, Pictet investiert mit dem Pictet-Robotics in Roboter und Technologien der künstlichen Intelligenz und Hendrik Leber von Acatis erprobt, was passieren würde, wenn Maschinen in seinem Unternehmen die Macht übernehmen würden. Mittlerweile beginnen auch kleinere Fondsboutiquen sich dem Thema zu nähern. CATANA CAPITAL beispielsweise geht am 22. Juni mit einem Fonds, dessen Strategie auf Big Data- Auswertungen und künstlicher Intelligenz basiert, an den Start.

FundResearch: Wie kommt man auf die Idee, einen Fonds zum Thema Big-Data aufzulegen? Eine künstliche Intelligenz kann man ja nicht einfach so kaufen, oder?

Knauer: Wir sind über mehrere Stufen zu dem Thema gekommen. Zwei unserer heutigen Kollegen haben es sich während ihres Studiums der Wirtschaftsinformatik zur Aufgabe gemacht Social-Media-Daten zu analysieren. 2007 haben die beiden sehr aufwendig Nachrichten zum Thema Oskar-Verleihung untersucht und daraus Prognosen für die Verleihung 2008 erstellt. In neun von zehn Fällen lagen sie schließlich zwei Jahre hintereinander richtig. In den darauffolgenden Jahren haben sie fleißig weiter Daten gesammelt und das Unternehmen StockPulse aufgebaut. Catana Capital nutzt die Researchdienstleistungen von StockPulse, um die Daten zukünftig in einen Fondsmantel zu packen.

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FundResearch: Wie bereiten Sie die Daten auf? Bei Twitter ist ja, anders als in professionellen Analysen, nicht immer alles ernst gemeint.

Knauer: Den ersten Schritt habe ich bereits erwähnt: Das Sammeln der Daten in Echtzeit. Rund 80 Prozent der gesammelten Informationen machen inzwischen Social-Media-Daten, wie zum Beispiel Twitter, aus. Nur noch 20 Prozent basieren auf klassischen Artikel und Research oder wie wir es nennen Editorials. Quasi jede öffentlich verfügbare Information zum Thema Finanzen auf Deutsch oder Englisch aus sechs Ländern können wir lesen. Damit decken wir mehr als 25.000 Titel in Echtzeit ab, darunter Währungen und Rohstoffe. Die Schlüsselfrage lautet: Wer sagt was zu welcher Aktie? Wird das Thema Börse angesprochen? Pro Monat sammeln wir mehr als 1,5 Terrabyte an Informationen. Das (Other OTC: DASX - Nachrichten) sind mehr als fünf Nachrichten pro Sekunde. Der zweite Schritt besteht darin, die Daten zu verstehen. Dazu gehört zum Beispiel doppelte Verneinung und natürlich auch Ironie zu erkennen. Sie müssen verstehen, welche Nachricht kursrelevant ist oder ob es sich um einen Non-Event handelt. Außerdem werden Aussagen bestimmter Personen stärker gewichtet. Aber auch wenn ein Nutzer besonders oft richtig liegt, werten wir seine Inhalte stärker. Genauso übrigens, wenn jemand immer daneben liegt, auch das ist eine gute Information für uns.

FundResearch: Wie wird aus diesen Informationen eine Strategie?

Knauer: Das System gibt jedem Titel auf Basis der Daten ein vorläufiges positives oder negatives Signal. Diese Einschätzung wird aber nicht automatisch umgesetzt. Hier beginnt die eigentliche Arbeit der künstliche Intelligenz: Das System greift auf den langjährigen Datensatz zu und analysiert, was in der Vergangenheit mit dem Preis der Aktie geschehen ist, wenn das vorher erzeugte Signal aufgetreten ist. Es analysiert also, was das Signal für die Aktie bedeutet hat. Ist eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit gegeben oder nicht? Ist das System der Überzeugung, dass dies der Fall ist, gibt es den Hinweis den Trade auszuführen. Der Clou daran: Das System nimmt das neue Signal zu seiner Geschichte, merkt sich was daraus wurde und lernt somit dazu. Dabei entstehen ständig neue Verknüpfungen. Bei der nächsten Entscheidung wiederum, kann es überprüfen, ob der Trade erfolgreich war oder nicht. Auf diese Weise ist das System in der Lage Trendwechsel anzuzeigen. Es kann vorkommen, dass eine Aktie eigentlich gut aussieht, aber ein Short-Signal bekommt. Investiert wird letzten Endes ausschließlich in die 30 DAX-Titel – als Future (Other OTC: FRNWF - Nachrichten) und als Einzeltitel. Der DAX ist ein toller Index, sehr gut über Branchen gestreut, hoch liquide, international bekannt und er erzeugt viel Aufmerksamkeit, was wiederum für viele Nachrichten sorgt.

FundResearch: Wie stark vertrauen sie dem System? Wird immer gemacht, was die künstliche Intelligenz vorschlägt?

Knauer: In aller Regel, ja. Emotionen haben in dem Investmentansatz nichts zu suchen. Oft wundert man sich tatsächlich über einen Vorschlag. Trotzdem wird er umgesetzt. Das System lernt ja auch immer weiter dazu und wird immer besser, immer intelligenter.

FundResearch: Viele Anleger vertrauen doch lieber einem Mensch als einer Maschine?

Knauer: Ich sehe hier ganz klar einen Vorteil gegenüber dem traditionellen Fondsmanagement: Fondsmanager brauchen von Natur aus ein gesundes Ego, um der Meinung zu sein, den Markt schlagen zu können. Bei uns spielen Emotionen dagegen keine Rolle. Das System analysiert völlig wertfrei. Wir setzen dabei nur die Leitplanken. Beispielsweise haben wir vorher festgelegt, wie oft gehandelt wird und wie stark die einzelnen Werte gewichtet werden. Der Computer sagt uns aber genau, welche Aktie die beste Erfolgswahrscheinlichkeit hat. In einer Testumgebung, in der wir den ganzen Prozess spiegeln, überprüfen wir dann die verschiedenen Möglichkeiten. Wenn Informationen im Markt also zukünftig schneller verarbeitet werden sollten, könnten wir auch in kürzeren Intervallen handeln. Die Märkte sind deutlich ineffizienter als viele meinen: Bis eine Nachricht sich an den Börsen widerspiegelt kann das einige Zeit dauern. Aus diesem Grund beträgt unser Handelsrythmus für Aktien auch ca. zwei Wochen im Schnitt.

FundResearch: Aus wie viele Titel besteht das Portfolio?

Knauer: In der Regel aus weniger als 20 Titeln. Ich mag keine Fonds, die 100 Titel oder mehr halten. Wenn ich eine Überzeugung habe, möchte ich sie umsetzen. Einzelne Titel können also auch mal ein Gewicht von zehn Prozent erhalten. Es kann aber auch vorkommen, dass wir überhaupt nicht investiert sind und nur Cash halten. Diese Freiheit bietet Setup im Rahmen eines Publikums-AIF-Fonds. Gleichzeitig werden wir mit einer Tranche für institutionelle Kunden und Retail-Kunden für jedermann zugänglich und wie ein normaler UCITS-Fonds täglich handelbar sein. Die Performance der Strategie von elf Prozent per Ende Mai ist zudem völlig unabhängig vom DAX (minus 4,5 Prozent per Ende Mai). Der Beta-Wert mit aktuell 0,08 Prozent bestätigt dies.

FundResearch: Wie grenzt sich der Fonds von anderen Fonds ab, die Big-Data-Strategien nutzen?

Knauer: Es macht einen Unterschied, ob sie einen Computer nur nutzen, um Daten auszuwerten und welche Daten sie benutzen. Big Data meint nämlich nicht nur große Datenmengen, sondern vor allem unstrukturierte Daten, die keinen Regeln folgen. Diese auszuwerten ist sehr schwierig. Wenn sie also bloß Tabellen auslesen, dann haben sie sehr strukturierte Daten. Zudem stellt sich die Frage, ob sie die ausgewerteten Daten letztendlich immer noch einem Fondsmanager an die Hand geben, der diese interpretiert. Eine wirkliche Big-Data-Strategie haben sie damit dann nicht geschaffen. Schließlich macht es auch keinen großen Unterschied, ob sie ein Loch mit einer Schaufel oder einem Bagger ausheben. Wir lassen dagegen ein selbstlernendes Programm, sprich die künstliche Intelligenz, das Portfolio erstellen. Wobei wir natürlich letztendlich entscheiden und die Order erteilen. Aber das Lochausheben kann der Bagger ohne menschliche Hilfe. Aus diesem Grund sind wir die ersten, die einen Fonds dieser Art auflegen. Auch in den USA finden sie so ein Produkt nicht. Zeitgleich machen uns die Daten, die wir nutzen, einzigartig. Es ist nicht möglich alle Informationen, die wir in den letzten Jahren gesammelt haben, einfach so zu rekonstruieren.

FundResearch: In Zeiten niedriger Zinsen haben sie also eine neue Rendite-Quelle gefunden?

Knauer: Durchaus. Allein im Januar haben wir ein Plus von fünf Prozent erzielen können. Im Februar kamen nochmal vier Prozent dazu. Bei dem Thema Big Data hat die Finanzbranche ganz klar noch viel Aufholpotential.

FundResearch: Welche Vorhersagen trifft das Modell aktuell?

Knauer: Momentan ist es sehr schwer zu sagen ob Long oder Short die richtige Strategie ist. Das System kann sich wie der Markt zurzeit sehr flexibel zeigen. Teilweise sind wir auch neutral eingestellt. Man (Swiss: MAN.SW - Nachrichten) sieht, das System spiegelt den Markt, schafft es aber gleichzeitig sich früh zu positionieren. Bereits Ende Dezember waren wir beispielsweise Short positioniert. Das aktuelle Umfeld ist für uns ideal. Die derzeitige Phase macht sehr viel Spaß.

FundResearch: Was machen Sie, wenn das System sich täuscht?

Knauer: Jede einzelne Position ist über Stopp-Loss-Routinen abgesichert. Zudem merkt das System selbst, wenn es eine Information falsch verarbeitet hat. Nichtdestotrotz haben wir weitere Maßnahmen, um das Risiko zu managen. Die Volatilität der Strategie liegt nur bei der Hälfte der Volatilität des DAX. Die Downside-Volatiliät liegt sogar nur bei einem Viertel der DAX-Volatilität. Unsere Maßnahmen greifen also – und das bei einem relativ konzentrierten Portfolio.

FundResearch: Wie lösen Sie die logistischen Herausforderungen?

Knauer: Wir haben ein mehrfach redundantes System. Das heißt, die Daten liegen auf Servern an sechs verschiedenen Orten in Deutschland. Speicherplatz und Rechenkapazität sind mittlerweile günstig verfügbar. Wir haben uns ganz bewusst gegen amerikanische und für deutsche Anbieter entschieden, von denen uns jeder eine 99,9 prozentige Verfügbarkeit der Daten garantiert.

FundResearch: Ab wann können Anleger in den Fonds investieren?

Knauer: Geplantes Auflagedatum ist der 22. Juni, ab diesem Termin ist der Fonds zeichenbar.

(TL)