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Warum die Aktionäre Enders unterstützen sollten

Konzernchef Tom Enders verlässt den Airbus-Konzern mit beachtlichen Erfolgen. Damit er die nötigen Reformen noch zu Ende bringen kann, müssen ihm die großen Aktionäre und Deutschland endlich den Rücken stärken.

Stiefel, Lederjacke und breiter Gang – vom Auftreten her war Airbus-Chef Tom Enders schon immer ein wenig Cowboy. Kein Wunder also, dass er auch die Spitze von Europas größtem Luftfahrtkonzern in Western-Manier verlassen wird: Als Last Man Standing – der letzte, der nach einem langen harten Kampf für das Gute noch übrig geblieben ist und am Ende wegen alter Fehler doch untergeht.

Allerdings, das Bild vom tragischen Helden ist nicht nur kitschig, sondern falsch. Denn auch wenn Enders nun abtritt, der 58-Jährige geht nicht vorzeitig, sondern zu seinen Bedingungen: in 17 Monaten regulär zum Ende seiner Amtszeit und im typischen Manager-Pensionsalter von 60 Jahren. Dabei geht er als Sieger und dank des Vertrauens des Verwaltungsrats mit erhobenem Haupt.

Obwohl Enders Weg reichlich Opfer mit sich brachte. Die offensichtlichsten sind zahlreiche Konzernvorstände inklusive seinen drängendsten Widersachern wie Fabrice Brégier, Chef des zivilen Flugzeugbaus und Marwan Lahoud, Strategiechef und lange Jahre quasi oberster Sachwalter der französischen Interessen im Konzern.

Doch wer Enders Arbeit nur anhand der Zahl der niedergestreckten Gegner misst, verfehlt das Wesentliche. Enders wichtigster Sieg war der über die traditionelle Unternehmenskultur bei Airbus. Das Konzept: Ein verschlossener, auf Europa zentrierter Intrigantenstadel nationaler Fürstentümer, der weniger Firma war als Mittel für französische Industriepolitik. Ein Betrieb, der sich um Probleme oder unsaubere Arbeitsweisen nicht scherte, solange es Erfolge zu feiern gab. Und wer da nicht mitzog, bekam Ärger von oben oder gar von den Spitzen der französischen Regierung.

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Enders Gegenentwurf für Airbus war dagegen so wortkarg wie John Wayne: ein echtes Unternehmen. Etwas genauer: ein straff geführtes Unternehmen, das nicht nur beim Umsatz, sondern auch beim Gewinn wächst. Eines das nicht nur daheim in Europa, sondern vor allem in den Zukunftsmärkten Amerika und Asien so präsent ist, dass es fast schon als lokales Unternehmen durchgeht. Und vor allem ein Unternehmen, das keine krummen Dinger dreht.


Das sollte Tom Enders bald ändern

Das umzusetzen, ist Enders zwar nicht komplett gelungen. Am Ziel angekommen ist Enders vor allem beim Abbau nationaler Machtzentren. Auch der Unsitte, Aufträge mit Bestechungen oder merkwürdigen Gegengeschäften einzuholen, hat er, wenn auch recht spät, endlich den Garaus gemacht.

Auf seiner To-Do-Liste steht allerdings noch, eine internationale Unternehmenskultur zu etablieren. Und zwar so fest, dass sie am Ende keiner mehr zurückdrehen kann. Sicher, er hat es geschafft, dass nunmehr auch US-Fluglinien - trotz der „Buy American“-Politik von US-Präsident Donald Trump - im großen Stil Airbus kaufen, wie diese Woche etwa Delta Airlines. „Doch es ist noch einiges zu tun, damit die Company am Ende nicht doch wieder komplett an die Franzosen fällt und auch Deutsche da noch gerne arbeiten“, ergänzt einer von Enders Vertrauten. Ein Prozess, den Enders selbst erschwert hat, als er um der Effizienz willen die Zentrale in München runterfuhr und alles ins südfranzösische Toulouse holte.

Airbus vor der Inanspruchnahme durch die Franzosen zu schützen, wird Enders aber nicht allein gelingen. Er braucht hierzu die Unterstützung der nicht-französischen Aktionäre. Die wäre eigentlich schon vor dem aktuellen Vertrauensvotum in den vergangenen Monaten fällig gewesen. Denn da schüttelten die vor allem von französischen Enders-Opfern gesponnenen Intrigen den Konzern durch. Und der Verwaltungsrat, inklusive der Vertreter des Hauptaktionärs Bundesrepublik Deutschland, blieb erstaunlich ruhig.

Das sollte sich bald ändern. Nun sollten alle Aktionäre Enders am Ende seiner Zeit auf seinem Reformkurs unterstützen. Denn so unbequem der Kurs von Enders auch war für Politiker oder Aktionäre, die sich mit populären Regierungen wie der aktuellen französischen Administration anlegen müssten. Es gibt keine Alternative, wenn Airbus eine profitable Jobmaschine bleiben soll.

Das wichtigste Mittel hierfür hat Deutschland in der Hand. Denn bei der Berufung von Enders im Jahr 2012 haben sich Frankreich und Deutschland verständigt, dass nach Enders wieder ein Franzose Airbus führt. In dem Fall muss Deutschland seine Interessen und am Ende die des ganzen Unternehmens schützen. Dazu gehört vor allem, die richtigen Top-Manager zu berufen. Das gilt besonders für den mächtigen Posten des Verwaltungsratschefs. Auch wenn den Deutschland stellen darf, es muss nicht unbedingt ein Deutscher sein. Aber es sollte ein gestandener Unternehmer sein, ohne Furcht vor Frankreich und mit mehr Selbstbewusstsein als der letzte Deutsche auf dem Posten, Daimler-Finanzchef Bodo Uebber.

KONTEXT

Die Top-Ten-Flugzeughersteller 2017 nach Markenwert

Platz 1: Boeing

Markenwert: 14,5 Milliarden Euro

Quelle: Brandirectory/Statista

Stand: 2017

Platz 2: Airbus

Markenwert: 8,2 Milliarden Euro

Platz 3: Lockheed Martin

Markenwert: 6,8 Milliarden Euro

Platz 4: General Dynamics

Markenwert: knapp 4 Milliarden Euro

Platz 5: Northrop Grumman

Markenwert: 3,7 Milliarden Euro