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Aktionär klagt gegen die Übertragung von Audi an VW

Audi soll künftig zu 100 Prozent dem Volkswagen-Konzern gehören. Doch ein einzelner Aktionär wehrt sich per Klage gegen den Squeeze-out-Beschluss.

Ein Audi-Aktionär wehrt sich dagegen, dass der Autohersteller künftig allein dem VW-Konzern gehört. Foto: dpa
Ein Audi-Aktionär wehrt sich dagegen, dass der Autohersteller künftig allein dem VW-Konzern gehört. Foto: dpa

Ein Audi-Aktionär versucht, die schnelle und vollständige Übertragung des Ingolstädter Autoherstellers an die Konzernmutter Volkswagen zu verhindern. Wie eine Audi-Sprecherin auf Anfrage bestätigte, geht ein einzelner Anteilseigner per Anfechtungsklage gegen den Ende Juli auf der Hauptversammlung getroffenen Squeeze-out-Beschluss vor.

Volkswagen hatte schon im Februar angekündigt, die süddeutsche Premiumtochter von der Börse zu nehmen. Mit 99,64 Prozent der Anteile ist der Wolfsburger Konzern der klar dominierende Aktionär. Per Squeeze-out sollen die wenigen freien Aktionäre aus dem Unternehmen herausgedrängt werden. Von 43 Millionen Aktien liegen gerade einmal gut 150.000 bei freien Anteilseignern, zumeist früheren Audi-Beschäftigten. Die Rechtsform als Aktiengesellschaft soll beibehalten werden.

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Audi hofft darauf, dass der klagende Aktionär den Squeeze-out-Prozess nicht mehr anhalten kann. Die VW-Tochter habe beim zuständigen Oberlandesgericht München ein sogenanntes „Freigabeverfahren“ beantragt. Der von der Hauptversammlung beschlossene Squeeze-out sei rechtlich unbedenklich und könne deshalb vollzogen werden.

„Hierbei handelt es sich um ein Eilverfahren, und wir gehen von einer zeitnahen Entscheidung aus, die nach den gesetzlichen Bestimmungen nicht anfechtbar und damit endgültig ist“, ergänzte die Audi-Sprecherin. Auf einen genauen Fahrplan wollte sich die VW-Tochter nicht festlegen. Aus Konzernkreisen verlautete ergänzend dazu, dass der Squeeze-out noch in diesem Jahr endgültig vollzogen werden solle.

Anfechtungsklagen gegen einen Squeeze-out-Beschluss sind in der Finanzbranche durchaus üblich. Aktionäre versuchen damit, die Abfindungszahlungen auch nach dem Beschluss der Hauptversammlung nachträglich noch zu erhöhen. Bei Audi und bei Volkswagen wird es als Bestätigung des eigenen Kurses gesehen, dass lediglich ein einziger Aktionär per Anfechtungsklage gegen den Squeeze-out vorgeht.

Hohe Bewertung für Audi

Größere institutionelle Anleger geben sich mit der auf der Hauptversammlung beschlossenen Abfindung zufrieden. Nach Angaben aus Konzernkreisen handelt es sich bei dem Kläger um eine Einzelperson mit weniger als 100 Audi-Aktien.

Den wenigen freien Aktionären wird der Abschied von Audi mit viel Geld versüßt. Je Aktie will Volkswagen ihnen 1551 Euro zahlen. In der Summe lässt sich der VW-Konzern den Rückzug also etwa 250 Millionen Euro kosten. Die Entschädigung liegt rund 90 Prozent über dem Durchschnittskurs des rechtlich relevanten Dreimonatszeitraums vor der Bekanntgabe des Squeeze-outs. Wenn der Squeeze-out im Handelsregister eingetragen ist, kann die Audi-Aktie von der Börse genommen werden – und die freien Aktionäre bekommen ihre Abfindung.

Grundlage der Abfindung ist ein Bewertungsgutachten der Prüfungsgesellschaft PwC, das Audi einen Wert von etwa 66 Milliarden Euro attestiert. Der VW-Konzern war selbst ein wenig überrascht davon, wie hoch die Ingolstädter Premiumtochter eingestuft wurde, was den Squeeze-out vergleichsweise teuer macht. „Die Bewertung hat uns die Tränen in die Augen getrieben“, sagte ein hochrangiger VW-Manager.

Volkswagen sieht in dem Squeeze-out einen wichtigen Schritt für die weitere Entwicklung von Audi. „Wir wollen damit schlankere Strukturen schaffen“, begründete Markenchef Markus Duesmann die Entscheidung auf der Hauptversammlung im Juli. Wenn Audi nicht mehr an der Börse notiert sei, entfielen besondere Berichtspflichten und Rechtsrisiken.

VW will auch MAN komplett übernehmen

Die Zusammenarbeit auf Konzernebene werde zudem erleichtert. „Wir wollen weitere Synergien ausschöpfen“, betonte der im Frühjahr ernannte Audi-Chef. „Wir haben jetzt die Gelegenheit, neue Wege zu gehen und unseren Vorsprung neu unter Beweis zu stellen“, ergänzte Duesmann.

Bei der Münchener Lkw-Tochter MAN soll sich das Spiel im Übrigen wiederholen: Auch dort will Volkswagen die wenigen freien Anteilseigner auszahlen und das Unternehmen komplett selbst übernehmen. Bei MAN ist die Lage jedoch komplizierter und deutlich teurer.

Weil der VW-Konzern dort nur auf einen Anteil von etwa 95 Prozent kommt, müssen viel mehr Aktionäre abgefunden werden. Andererseits senkt eine strukturelle MAN-Schwäche ein mögliches Abfindungsangebot: Der Münchener Lkw-Hersteller ist schon fast traditionell renditeschwach. Im vergangenen Jahr lag die Marge bei gerade einmal drei Prozent.

Der VW-Konzern hat MAN deshalb ein Sanierungsprogramm auferlegt, das auch bis zu 9000 Stellen kosten könnte. Dieser Umbau wird sich auf jeden Fall bis ins nächste Jahr ziehen. Entsprechend hat der Wolfsburger Autokonzern den Squeeze-out-Prozess jetzt erst einmal angehalten. Erst wenn die Sanierung abgeschlossen ist, soll es mit dem Squeeze-out weitergehen, also wahrscheinlich im nächsten Jahr.