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Airbus will schon 2021 wieder Gewinn machen

Der Flugzeugbauer hat in den ersten neun Monaten einen Verlust von mehr als zwei Milliarden Euro erlitten. Doch Airbus hat die Wende bereits eingeleitet.

Airbus hat in den ersten neun Monaten des Jahres einen Verlust von über zwei Milliarden Euro erlitten, der Umsatz brach um 35 Prozent ein. Diese Rückschläge können leicht den Blick verstellen auf das, was Airbus gelungen ist: „Wenn Sie nur das dritte Quartal nehmen, sind wir schon wieder profitabel“, sagt Finanzchef Dominik Asam im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern habe „das Ausbluten bei Cash gestoppt“. Auch im laufenden Quartal hoffe er, dass keine Barmittel abfließen werden. Der Finanzchef zeigt einen erstaunlichen Ehrgeiz: „Ziel ist es, nächstes Jahr wieder einen Gewinn zu erzielen.“ Der um Sonderkosten bereinigte operative Gewinn sackte im abgelaufenen Quartal zwar um 49 Prozent auf 820 Millionen Euro ab, fiel aber höher aus als von Analysten erwartet.

Das ist mehr als überraschend, wenn man sich die deprimierende Lage der europäischen Luftfahrt ansieht. Airbus profitiert jetzt davon, sehr schnell seine Produktionsraten nach unten gefahren zu haben. Die wurden bei den am besten verkauften Fliegern mit einem Gang („Single Aisle“) um 40 Prozent gesenkt, bei den Großraumflugzeugen („Wide Bodies“) noch mehr. Im dritten Quartal ist dem Unternehmen eine Punktlandung gelungen, denn die Auslieferungen sind exakt um diesen Wert zurückgegangen.

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Das erklärt, wieso Vorstandschef Guillaume Faury erstaunlich gefasst darauf reagiert, dass „die Krise länger anhält, als wir im Sommer erwartet hatten“, wie er am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalszahlen sagte. Nicht einmal die neuen Einschränkungen des Reiseverkehrs in vielen europäischen Ländern angesichts der Corona-Pandemie schrecken ihn. „Das ist mit unseren Planungen vereinbar“, erklärte Faury. Die sehen vor, die Produktion der Single-Aisle-Flugzeuge zu Beginn des dritten Quartals 2021 wieder hochzufahren.

Airbus profitiert auch davon, dass in China der Luftverkehr praktisch wieder das Niveau des Vorjahrs erreicht hat. Dafür werden vor allem die kleineren Flugzeugtypen gebraucht, und die kann derzeit nur Airbus liefern, etwa mit der erfolgreichen A320-Reihe. Konkurrent Boeing wartet noch immer auf die Freigabe seines Pannenfliegers 737 Max. Liefern kann der US-Konzern ihn derzeit nicht.

Selbst in Europa, den USA und Kanada, wo der Flugverkehr noch längst nicht wieder den Umfang des vergangenen Jahres erreicht habe, wollten die Airlines nicht völlig auf neue Maschinen verzichten, sagt Asam: „Kunden sind interessiert daran, bei der A320-Familie ihre Slots für den Erhalt eines Flugzeuges zu wahren, sie wollen sich nicht hinten anstellen.“

Krise der Großraumflugzeuge dürfte anhalten

Airbus stehe mit den Kunden im ständigen Dialog, bislang sei „immer eine einvernehmliche Lösung“ für eine spätere Lieferung gefunden worden, erklärt Asam. Dadurch werde eine Abbestellung und damit der Verlust der Anzahlung verhindert.

Im Wesentlichen hat Airbus die Neuverhandlung von Lieferterminen abgeschlossen – das erlaubt dem Management die relativ große Zuversicht. „Wir haben einen Bestand von aktuell 135 fertigen Flugzeugen, Ende Juni waren es noch 145“, erläutert der deutsche Finanzchef.

Allerdings dürfte sich die Krise bei den Großraumflugzeugen deutlich länger hinziehen. Asam erwartet hier erst Mitte 2025 eine Erholung. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt müsse eine große Zahl von älteren „Wide Bodies“ wie die der ersten Generation der Boeing 777 ersetzt werden – eine Chance für Airbus, hofft der Finanzchef.

Airbus hat zudem eine Rückstellung von 1,2 Milliarden Euro gebucht. Die enthält Kosten für die Restrukturierung, also den Personalabbau um 15.000 Stellen. Im Wesentlichen seien das Abfindungen für Mitarbeiter. „Zusätzlich gibt es Kosten in Höhe von einer Milliarde Euro für Abschreibungen auf bestimmte Kapazitäten“, fügt Asam hinzu.

Die Zahl könne sich noch etwas bewegen. „Die Mittelabflüsse in toto dürften etwas höher sein, zum Beispiel durch Altersversorgung und Urlaubsansprüche. Wir rechnen mit etwa 1,5 Milliarden Euro an Cash-out“, rechnet der Manager vor. Die Verhandlungen mit den Sozialpartnern liefen teilweise noch. Es sei noch zu früh, um beurteilen zu können, wie die Pakete für freiwilliges Ausscheiden angenommen werden.

Die finanzielle Belastung sei für das Unternehmen zu verkraften: „Wir haben 18 Milliarden Euro Cash auf der Bilanz und praktisch keine Nettoverschuldung, wir können eine sehr lange Phase wie die jetzige durchstehen“, versichert Asam. Er ist stolz darauf, dass Airbus bislang keine direkten Finanzhilfen des Staates in Anspruch genommen hat.

Europa soll im Subventionsstreit rasch handeln

Komplizierter ist es bei einigen Zulieferern. In manchen Fällen steht denen das Wasser bis zum Hals. Frankreich hat mit der Gründung eines Fonds reagiert, den der Staat und die Industrie, vor allem Airbus, gemeinsam tragen. „Wir reden mit den Regierungen über Pakete, um die Zulieferer zu stützen, bis hin zu Beteiligungen am Eigenkapital“, sagt Asam.

In Frankreich sei auch die Finanzierung der Lagerbestände von Zulieferern mit Staatshilfe möglich. In Deutschland existiere kein vergleichbarer Fonds. „Hier greifen wir zielgerichtet ein, um zu helfen.“

Weil Airbus viele Projekte gekappt hat, gibt es im Budget für Forschung und Entwicklung Luft für die Vorbereitung des emissionsfreien Fliegens mit dem Schwerpunkt auf Wasserstoff. Dabei will das Unternehmen alle verfügbaren staatlichen Förderungen nutzen, in Deutschland auch die der Länder.

Droht da ein neuer Streit mit den USA um Beihilfen? Asam verneint das: „Die staatliche Förderung, die wir in Anspruch nehmen, ist beihilferechtlich geprüft, damit es keinen neuen Subventionswettlauf mit den USA gibt.“

Was den laufenden Subventionsstreit mit Washington angeht, hofft der Finanzchef, dass die Europäer jetzt rasch zurückschlagen. „Wir haben große Anstrengungen unternommen, zuletzt ein dreistelliger Millionenbetrag, um mit den Vorschriften der Welthandelsorganisation konform zu sein.“

Airbus unterstütze das Vorhaben der EU-Kommission, durch die rasche Einführung von Zöllen auf US-Produkte im Volumen von vier Milliarden Dollar wieder ausgeglichene Marktbedingungen herzustellen und die US-Seite an den Verhandlungstisch zurückzubringen.