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Airbus will Produktion hochfahren – und wappnet sich für Konkurrenz aus China

Beim Ausblick auf 2021 bleibt Konzernchef Faury vorsichtig. Ein neuer Jet aus China könnte in diesem Jahr den Wettbewerb auf dem Flugzeugmarkt anheizen.

Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus sieht die „Stärkung der industriellen Aufstellung und der Wettbewerbsfähigkeit“ als seine wichtigste Aufgabe in diesem Jahr an. Das erklärte Konzernchef Guillaume Faury am Donnerstag bei der Bilanz-Pressekonferenz.

Das gehe über den im vergangenen Jahr beschlossenen Personalabbau hinaus, der sich 2021 fortsetzt und dessen Auswirkungen erst 2022 voll kostenwirksam werden sollen. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen einen Verlust in Höhe von 1,1 Milliarden Euro erlitten, weil der Umsatz um fast 30 Prozent einbrach und die Kosten sich nicht im selben Tempo verringern ließen.

Airbus sei dabei, seine interne Organisation und die Verbindung zu den Zulieferern neu zu gestalten, sagte Faury. Das geschehe mit der Perspektive, in einigen Jahren emissionsfreie Flugzeuge auf Basis der Wasserstofftechnologie zu bauen. Vieles an dieser Technik sei noch ungewiss. „Aber wenn man die Zukunft nicht voraussagen kann, muss man sie gestalten“, formulierte der Franzose seine Maxime.

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Nicht einmal für dieses Jahr hat das Unternehmen klare Sicht, was den Bau von Zivilflugzeugen angeht. „Der Jahresanfang war schlechter als angenommen, die zweite Jahreshälfte wird hoffentlich besser“, erwartet der CEO.

Obwohl die monatliche Produktionsrate der Jets mit schmalem Rumpf – die A320-Familie – im zweiten Halbjahr von 40 über 43 auf 45 Einheiten steigen soll, rechnet Airbus im Gesamtjahr nur mit derselben Zahl an Auslieferungen wie 2020. Da waren es 566 Jets. Den Abfluss von Cash, im letzten Jahr sieben Milliarden Euro, will das Unternehmen stoppen, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll auf zwei Milliarden Euro steigen.

Zwar kann sich der Konzern immer noch auf einen äußerst soliden Auftragsbestand von 7148 Flugzeugen stützen. Doch auch hier zeigen sich die harten Folgen der Krise: Den Wert seines Orderbuchs musste der Hersteller um 100 Milliarden Euro senken.

Erster rein chinesischer Jet vor der Zulassung

Airbus werde nicht „große Teile der Produktion herauslösen und nach China verlagern“, um Kosten zu sparen, versicherte Faury. Doch werde der Hersteller sich in China weiterentwickeln und auch die dortige Lieferkette verstärken.

In China droht dem Flugzeughersteller allerdings neue Konkurrenz. Der Regional- und Mittelstreckenjet C919 des Herstellers Comac soll in diesem Jahr seine Zulassung erhalten. Airbus nimmt das durchaus ernst: „Das ist ein wettbewerbsfähiges Produkt“, sagte Faury. Wann und in welchem Umfang es sich aber gegen Boeing und Airbus durchsetzen könne, sei aber noch offen.

Die C919 ist der erste zivile Jet, der komplett in China entwickelt wurde. „Das Flugzeug ist eher eines für den chinesischen Markt und vielleicht jene Länder, die mit China befreundet sind, die Stückzahlen werden überschaubar bleiben“, glaubt Michael Santo von der H & Z Unternehmensberatung in München.

Doch sei hier „ein neuer Wettbewerber im Anmarsch, auch wenn der noch einige Zeit brauchen wird“, sagte Santo. „Comac sehe ich aktuell da, wo Airbus vor etwa 35 bis 40 Jahren stand.“ Noch kommen elektrische und elektronische Geräte sowie die Triebwerke der C919 von westlichen Herstellern.

China wolle die C919 nutzen, „um eine verlässliche Zulieferkette oder das Service- und Wartungsnetz“ aufzubauen, analysiert Santo. Ungewollt hilft Airbus dabei mit. In Tianjing hat der Konzern eine Endmontage für die A320-Familie aufgebaut, wie sie in Hamburg, Toulouse und Mobile (Alabama) besteht.

Produktion in China wird zum Risiko

Im Oktober 2020 sagte Produktionschef Michael Schöllhorn dem Handelsblatt, dass über eine Ausweitung der Kapazitäten in China nachgedacht worden sei, doch sei das nur möglich, wenn sich die Nachfrage stabilisiere. Der chinesische Luftfahrtmarkt lag 2020 zeitweilig sogar über der Marke vor der Corona-Pandemie. Inzwischen ist die Aktivität aber wegen diverser lokaler Covid-Ausbrüche abgesunken.

Auf Drängen der Chinesen hat Airbus auch ein Forschungszentrum in Shenzhen und ein Ausstattungs- und Auslieferungszentrum für Großraumflieger der Typen A330 und A350 in Tianjing aufgebaut. Dadurch lernen die künftigen Konkurrenten, wie man die größten Flugzeuge der Welt mit einer Kabine samt On-Board-Unterhaltungssystem ausrüstet. Das sind wichtige Kenntnisse für den Langstreckenflieger C929, den China zusammen mit Russland bauen will.

Luftfahrtexperte Saj Ahmad von Strategic Aero Research ist überzeugt: „Airbus wird, wenn die Krise definitiv hinter uns liegt, auch die A350 in China bauen.“ Der Konzern werde auch den Aufbau einer chinesischen Zulieferindustrie vorantreiben, um der Staats- und Parteiführung entgegenzukommen – aber auch, um Kosten zu sparen und sich alternative Zulieferer zu sichern.

Kurzfristig verschaffe das Airbus viele Vorteile, sagt Ahmad. Aber es setze Airbus auch einem Risiko aus: „Eines Tages könnte die chinesische Führung sagen: ,Wir haben genug von Airbus, jetzt lenken wir die Kapazitäten um auf Comac' – das ist eine große Gefahr für Airbus.“

Ein Branchenkenner sieht das ähnlich: „Die Chinesen haben einen langen Atem. Sie wollen im Flugzeugbau auf Augenhöhe mit Airbus und Boeing kommen“, sagt der langjährige Luftfahrt-Manager. Wie sie dabei vorgehen, könne man am Beispiel der Neuen Seidenstraße ablesen. „Wer ein Freund Chinas ist, soll doch künftig bitte auch deren Flugzeuge kaufen. So werden sukzessive neue Märkte erschlossen.“