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Billigflieger schließen Air-Berlin-Lücke

Die europäischen Fluggesellschaften nehmen Deutschland ins Visier. Das geht aus aktuellen Zahlen hervor, die der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) am Donnerstagvormittag in Berlin vorstellte. Danach haben etwa die Billig-Airlines wie Ryanair, Easyjet oder auch Eurowings ihr Sitzplatzangebot zwischen 2011 und 2017 um satte 187 Prozent ausgebaut. „Diese Entwicklung wird auch im laufenden Jahr voranschreiten“, ist Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des BDL, überzeugt.

Nach der Pleite von Air Berlin im vergangenen August wächst die Hoffnung, dass sich die Angebotslücken bald wieder schließen. Zeitweise war durch die Insolvenz mehr als ein Fünftel der Flugkapazitäten in Deutschland ausgefallen.

Für die Fluggäste sind das gute Nachrichten. Nach der Pleite von Air Berlin und dem Betriebsende der Airline Ende Oktober vergangenen Jahres war das Sitzplatzangebot in Deutschland um 21 Prozent eingebrochen. Die Folgen waren ein Angebotsengpass und deutlich steigende Preise. Nach Berechnungen des BDL wird diese Lücke allerdings im März des laufenden Jahres schon zu 97 Prozent durch die Expansion anderer Airlines wieder geschlossen sein. Da viele Fluggesellschaften für die dann folgenden Monate bereits ein weiteres Kapazitätswachstum angekündigt haben, dürfte das Sitzplatzangebot im Laufe des Jahres über dem Niveau von 2017 liegen, als Air Berlin noch aktiv war. Günstige Preise dürften damit auf vielen Strecken vorerst gesichert sein. „Wir stellen fest, dass der Druck auf die Preise anhält“, so von Randow.

Der Boom hat allerdings Folgen. Da er stark von Airlines mit Firmensitz außerhalb von Deutschland getrieben wird, verlieren deutsche Fluggesellschaften im Heimatmarkt an Boden. Von 2011 bis 2017 sei ihr Marktanteil von 62 auf 55 Prozent gesunken, so von Randow. Gleichzeitig sei der von den ausländischen Fluggesellschaften von 38 auf 46 Prozent gestiegen. „Das liegt nicht nur, aber auch an den Rahmenbedingungen hier in Deutschland“, sagte der Hauptgeschäftsführer mit Blick auf Belastungen wie etwa die Luftverkehrssteuer.

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Der deutsche Marktführer Lufthansa will den neuen Herausforderern dagegen die Stirn bieten. Am Donnerstag kündigte die Lufthansa-Tochter Eurowings an, den Flugverkehr an den beiden großen Flughäfen in Nordrhein-Westfalen kräftig auszubauen.

Nutznießer ist insbesondere der Airport Düsseldorf, der bis vergangenen Sommer zu einem Drittel von Air Berlin belegt war – und der nach der Airline-Pleite zunächst um die eigene Bedeutung fürchten musste. Dort will Eurowings ab April drei zusätzliche Langstrecken-Jets stationieren, die vor allem Ziele in den USA und in der Karibik anfliegen. Ab dem Winterflugplan 2018/19 sollen vier weitere Großraum-Jets folgen, so dass die nordrhein-westfälische Hauptstadt pro Monat 140 Fernverbindungen erhält. Aktuell hat Eurowings dort lediglich einen Langstreckenflieger stationiert.

„Wir sind sehr zuversichtlich“, sagte ein Flughafensprecher, „dass die durch die Air-Berlin-Insolvenz entstandenen Lücken im Flugplan ab Düsseldorf bis zum Jahresende maßgeblich durch das Engagement der Eurowings und anderer Fluggesellschaften wieder geschlossen werden können.“


Es fehlt an Infrastruktur

Durch die Bündelung der Eurowings-Fernstrecken in Düsseldorf verliert zwar der Nachbar-Airport Köln-Bonn die Fernverbindungen, die von der Lufthansa-Tochter dort erst 2015 mit vier Airbus-330-Maschinen angesiedelt wurden. Doch auch dort stehen die Zeichen nach der Air-Berlin-Pleite wieder auf Wachstum. Drei weitere Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge will Eurowings in Köln-Bonn stationieren, wodurch das Fluggastaufkommen schon in diesem Jahr um 600.000 ansteigen soll.

Dabei ist Eurowings nicht die einzige Airline, die den Betrieb in der Wahner Heide verstärkt. Auch die Billigairline Easyjet kehrt nach zwei Jahren zurück an den Köln-Bonn-Airport, um von dort aus Flüge nach Berlin-Tegel anzubieten, ebenso der irische Wettbewerber Ryanair. Nach dem Aus von Air Berlin war auf dieser Rennstrecke die Lufthansa-Tochter Eurowings der einzige Anbieter.

„Die Flugausfälle durch Air Berlin sind schon jetzt nahezu wieder ausgeglichen“, berichtet ein Kölner Flughafensprecher. „Was nun angekündigt ist, kommt oben drauf.“

Doch ein Problem der Luftfahrtbranche bleibt: Die Infrastruktur folgt dem Wachstum nicht. In München wird seit Jahren über den Bau einer dritten Startbahn diskutiert, es wird aber nichts entschieden, obwohl der Flughafen schon jetzt etwa Billig-Airlines nicht die gewünschten Slot-Paare anbieten kann. Das sind Zeitfenster für Starts und Landungen, die so liegen, dass die Flugzeuge auch effektiv eingesetzt werden können und nicht zu lange am Boden stehen müssen. In Düsseldorf wiederum wird emotional über die Aufhebung von Betriebsbeschränkungen debattiert, damit die vorhandenen Bahnkapazitäten besser ausgenutzt werden können.

Die Folgen lassen sich in den BDL-Statistiken ablesen. Zwar wuchs die Verkehrsleistung der deutschen Airlines im vergangenen Jahr um 3,1 Prozent. Wäre Air Berlin nicht insolvent gegangen, hätte das Plus wohl sogar rund fünf Prozent betragen. Doch das ist immer noch weniger als das Wachstum in Europa. Dort legten die Airlines 2017 um 8,2 Prozent zu, weltweit waren es 7,6 Prozent. „So sehr wir uns über das Wachstum freuen, sind wir doch ernsthaft besorgt, dass deutsche Unternehmen das sechste Jahr in Folge nur unterproportional profitieren“, so von Randow.