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Adler sieht sich entlastet trotz Prüfbericht voller Kritikpunkte

(Bloomberg) -- Eine forensische Prüfung der Adler Group SA fand Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung, Diskrepanzen bei der Bewertung und undurchsichtige Honorare, aber keine Beweise für Betrug. Nun sehen sich sowohl die Unternehmensführung als auch ihre Kritiker bestätigt. Deutliche Zugewinne bei Adlers Aktien und Bonds gingen im Tagesverlauf wieder verloren.

Während Verwaltungsratschef Stefan Kirsten einräumte, dass der vom Wirtschaftsprüfer KPMG erstellte Bericht ein Bild der “Hemdsärmeligkeit” und Schlamperei zeichne, habe er trotz immensem Aufwand keine “smoking Gun” gefunden und letztlich die Vorwürfe des systematischen Betrugs widerlegt, die der Leerverkäufer Fraser Perring erhoben hatte.

“Wir haben Millionen ausgegeben, um Schwachstellen zu finden, und wir haben Schwachstellen gefunden”, sagte Kirsten in einer Telefonkonferenz mit Reportern. “Es ist kein Freispruch erster Klasse, aber es ist auch keine Katastrophe, die Probleme lassen sich lösen.”

Der 125-seitige Bericht befasst sich mit den Geschäftspraktiken von Adler, bis vor kurzem einer der größten Wohnungsvermieter des Landes. Er stützt sich zum Teil auf eine Sammlung interner E-Mails, wobei Adler zu einigen E-Mails keinen Zugang gewährte, weil diese sonst in Gerichtsverfahren in den USA oder Luxemburg offengelegt werden müssten.

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Kirsten, der im Februar nach einer Laufbahn unter anderem beim Konkurrenten Vonovia SE zu Adler kam, rügte Adlers Unternehmensführung, die nicht dem Standard eines börsennotierten Unternehmens entsprochen habe. Adler werde diese Probleme angehen, so Kirsten; “strukturelle und personelle Konsequenzen” schließe er nicht aus.

Perrings Firma Viceroy Research behauptet, dass wichtige Adler-Aktionäre, darunter der österreichische Geschäftsmann Cevdet Caner und seine Familie, das Unternehmen missbrauchten, um sich auf Kosten anderer Investoren zu bereichern.

“Es ist sonnenklar, dass ein Großteil unserer Recherchen bestätigt wird”, sagte Perring in Reaktion auf das Audit. Die mangelnde Kooperation und das Zurückhalten von Unterlagen seitens Adler sei eine Frechheit gegenüber den Investoren. Die Bafin solle umgehend prüfen, “warum Adler der KPMG eine erhebliche Menge an Informationen vorenthalten hat”, so Perring.

Adler stiegen am Freitag in Frankfurt um bis zu 20%, gaben die meisten Gewinne im Tagesverlauf jedoch wieder ab und notierten um 16:26 Uhr noch 1,6% höher bei 11,79 Euro. Die Aktie hat im vergangenen Jahr 62% verloren, hauptsächlich im Zusammenhang mit den nun von KPMG geprüften Vorwürfen. Auch die Bonds des Vermieters waren am Freitag zunächst stark gesucht, konnten die Gewinne aber nicht halten.

“Die schlimmsten Befürchtungen in Bezug auf Adler wurden heute durch den KPMG-Bericht ausgeräumt”, sagte Mark Benbow, ein Portfoliomanager bei Aegon, der Adler-Anleihen hält. “Das Unternehmen selbst räumt ein, dass die Unternehmensführung schwach ist und dass Maßnahmen ergriffen werden müssen, aber es liegt kein Betrug vor.”

‘Extern7’

Der Bericht identifiziert 12,6 Millionen Euro an Honoraren, die Adler-Unternehmen zwischen 2018 und 2020 für nicht näher definierte “Beratung” an Caner gezahlt haben. KPMG konnte dabei “keine erkennbare Leistung” feststellen, im Gegenzug erbracht wurde. Der aus Linz stammende Geschäftsmann hat seine Rolle bei Adler stets heruntergespielt und wird in dem Bericht nur als die Person “Extern7” bezeichnet.

Ein großer Teil des Berichts befasst sich mit den Beziehungen zwischen Caner und seinen Familienmitgliedern einerseits und den Adler-Unternehmen andererseits. Dokumentierte E-Mails zeigen, dass Caner sich zu Strategie und Geschäftserfolg äußert und Mitarbeiter zu Weihnachten auf seine Yacht einlädt.

In einem Schreiben bemängelte Caner, wie eine Sparte des Unternehmens mit Investoren kommunizierte, und schrieb: “Ich habe die Nase voll davon, wie die Dinge in diesem Unternehmen laufen.” Andere E-Mails zeigen seinen Einfluss auf Personalentscheidungen, und dass nicht alle Manager über seine Beraterverträge informiert waren.

Leitende Angestellte trafen sich laut dem Bericht häufig zu “Strategiesitzungen” auf Caners Yacht und nutzten sein Flugzeug sowohl für private als auch für geschäftliche Reisen. E-Mails belegen, dass Caner Anweisungen erteilte, Direktoren seine Zustimmung einholten und er in einem Fall als “Schlüsselperson” bezeichnet wurde.

Dazu Kirsten: “Es gab unbotmäßigen versuchten Einfluss, aber Betrug und Täuschung gab es nicht.”

Unsicherheit

Adler war gezwungen, etwa 40% ihres Wohnungsbestands zu verkaufen, um Schulden abzubauen - ein Prozess, der allerdings für das Unternehmen auch beweist, dass seine Bewertungen marktüblich sind. Einer der größten Adler-Aktionäre - die Aggregate Holdings SA - verlor wegen des Kursverlusts die Kontrolle über einen Großteil seines Anteils.

Adler, Aggregate und Kirsten erklärten unisono, der KPMG-Bericht zeige, dass Perrings Vorwürfe “systemischen Betrugs” völlig überzogen seien. Ein Sprecher von Caner begrüßte den Bericht ebenfalls. Die KPMG selbst hat keine Zusammenfassung ihrer Erkenntnisse vorgelegt.

Adler hat die Vorwürfe auch im Vorfeld stets bestritten und KPMG mit der Durchführung der Prüfung selbst beauftragt. Caner hat außerdem Strafanzeige gegen Perring erstattet.

Zu den Erkenntnissen des Berichts gehört auch eine Differenz von 411,8 Millionen Euro zwischen dem von KPMG ermittelten Marktwert für ein Musterportfolio von Entwicklungsprojekten und dem Wert, den Adlers eigene Gutachter gefunden haben. Laut Kirsten gehöre dies zu den Themen, bei dem Adler und KPMG nicht übereinstimmen; unterschiedliche Bewertungen von Entwicklungsprojekten seien aber nicht ungewöhnlich.

In Bezug auf die umstrittene sogenannte Gerresheim-Transaktion mit Caners Schwager stellte KPMG laut Adler die zugrunde liegende Bewertung von 375 Millionen Euro in Frage und konnte den Vorwurf, dass der Verkaufspreis überhöht gewesen sei, nicht widerlegen. Da der Deal aber inzwischen ohnehin rückabgewickelt wurde, habe sich das Thema laut Kirsten “in Luft aufgelöst”.

Unter Berücksichtigung einer korrigierten Bewertung der Gerresheim-Transaktion stellte KPMG fest, dass die Tochtergesellschaft Adler Real Estate AG in einem Quartal des Jahres 2019 eine Beleihungsschwelle von 60% überschritten hat.

“Finanzielle Korrekturen, wo im Bericht gefunden und aufgeführt, werden korrigiert”, erklärte Kirsten in einer Stellungnahme. “Sie sind aber immateriell und daher für die Stakeholder irrelevant.”

Nach Abschluss des KPMG-Berichts plant Adler nun die Veröffentlichung seines Geschäftsberichts für 2021 bis Ende April. Mitte Mai plant das Unternehmen eine Information zu Prozess- und Strukturmaßnahmen als Lehren aus der KPMG Sonderuntersuchung.

Überschrift des Artikels im Original:

Adler Says Vindicated By Audit Showing Murky Fees, Opaque Values

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