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Trumps Kehrtwende im Handelsstreit lässt Dax steigen

Der US-Präsident nimmt den Märkten mit seiner plötzlichen Kehrtwende etwas den Druck. Eine Belastung sind die Mietendeckel-Pläne des Berliner Senats.

Der Dax ging am Montag fester aus dem Handel. Foto: dpa
Der Dax ging am Montag fester aus dem Handel. Foto: dpa

Der Dax startet freundlich in die neue Börsenwoche. Angeschoben von erneuten Entspannungssignalen im Handelskonflikt zwischen den USA und China kämpft sich der Leitindex schnell aus der Verlustzone und schließt letztlich 0,4 Prozent fester bei 11.658 Punkten.

US-Präsident Donald Trump hatte Anleger zum wiederholten Male am Montag mit einer rasanten Kehrtwende überrascht. Nach seinen Aussagen habe China darum gebeten, die Handelsgespräche wieder aufzunehmen. „China hat gestern Abend unsere Handelsvertreter angerufen und gesagt, lasst uns zurück an den Tisch gehen“, sagte Trump am Rande des Treffens der G7 im französischen Biarritz. „Sie verstehen, wie das Leben funktioniert.“ Auch im Streit mit dem Iran bahnt sich eine Annäherung an. „Unter Umständen“ scheint Trump bereit zu sein für ein Treffen mit dem iranischen Amtskollegen Hassan Ruhani.

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Diese Entwicklung lässt Börsianer deutlich aufatmen. An der Wall Street notierten die größten Indizes ebenfalls in der Gewinnzone.

Damit glich der Dax zum Teil die Verluste vom Freitag wieder aus, als der Leitindex angesichts der verschärften Rhetorik aus den USA 1,2 Prozent tiefer aus dem Handel gegangen war, bei 11.612 Punkten. Er verlor binnen einer Viertelstunde mehr als 120 Punkte. Trump hatte die US-Notenbank und China gleichgesetzt und zu Feinden des US-amerikanischen Volkes erklärt.

Am Montag wiederum erklärte Trump, US-Beamte hätten zwei „sehr produktive“ Anrufe von den Chinesen erhalten. „Sie wollen einen Deal machen“, sagte er und fügte hinzu: „Wir werden sehr bald anfangen und verhandeln und sehen, was passiert, aber ich denke, wir werden einen Deal machen.“

Auf die Frage von Reportern nach Trumps Bemerkungen kurz nach dem Redebeitrag des amerikanischen Präsidenten sagte Geng Shuang, ein Sprecher des Außenministeriums in Peking, er sei sich keiner Telefonate am Wochenende zwischen den USA und China bewusst. Er wiederholte Chinas Position, dass der Handelskrieg durch Verhandlungen beigelegt werden sollte.

„So langsam dämmert es dem US-Präsidenten, dass seine aggressive Art möglicherweise Mexiko im Handelsstreit beeindrucken kann, China aber eine andere Liga ist“, kommentiert Vermögensverwalter Markus Schön. „Wie jeder durchschnittliche Soziopath passt Trump aber nun seine Strategie nicht an, sondern macht dasselbe weiter.“ Für ihn gehe es nicht um den Erfolg der USA oder gar eine friedliche Weltgemeinschaft, sondern ausschließlich um seinen persönlichen Nutzen.

„Trump ist bereit, seinem Kampf die kapitalistische Grundordnung der USA zu opfern“, meint Ulrich Leuchtmann, Devisenexperte der Commerzbank. Doch für ihn ist klar: „Der Zahltag kommt, wenn dem Präsidenten seine Handelspolitik auf die Füße fällt und er alles mobilisieren muss, um vor dem Wahltermin doch noch (scheinbare) ,Erfolge’ vorweisen zu können.“

Auch die Renditen an den Anleihemärkten rutschen in Richtung Allzeittief. Für deutsche Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren rutschte dieser Wert zur Handelseröffnung auf minus 0,705 Prozent. Später betrug die Rendite wieder minus 0,657 Prozent.

Aus Furcht vor einer weltweiten Rezession angesichts des Zollstreits deckten sich Anleger mit Gold ein. Der Preis der „Antikrisen-Währung“ stieg zwischenzeitlich um 1,9 Prozent auf ein Sechseinhalb-Jahres-Hoch von 1554,56 Dollar je Feinunze. In Euro gerechnet erreichte Gold gar ein Allzeithoch.

Für Rezessionssorgen sorgt auch die schlechte Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft, die sich den fünften Monat in Folge verschlechtert hat – auf den tiefsten Stand seit sieben Jahren. Das zeigt der Index für das Ifo-Geschäftsklima. Zu einer Stimmungserholung in der deutschen Wirtschaft ist es erwartungsgemäß nicht gekommen, kommentieren die Helaba-Analysten die aktuellen Zahlen.

Anzeichen für eine Belebung der konjunkturellen Dynamik gibt es damit nicht. Vor diesem Hintergrund wird sich laut Helaba die Europäische Zentralbank in ihrem Vorhaben bestätigt sehen, auf der kommenden Ratssitzung ein Maßnahmenpaket zur Lockerung der Geldpolitik zu beschließen.

Eine weitere Belastung für den Aktienmarkt sind die Pläne der Berliner Landesregierung. Wohnungen in Berlin sollen in den kommenden Jahren nicht mehr als knapp acht Euro pro Quadratmeter kosten dürfen. Das sieht der Entwurf für den vom Senat geplanten Mietendeckel vor. Danach sind je nach Erstbezug und Ausstattung der Wohnung Kaltmieten von 3,42 bis 7,97 Euro möglich.

Wer mehr bezahlt – in der Innenstadt werden solche Wohnungen für 15 Euro und mehr vermietet –, kann eine Absenkung verlangen auf die genannte Höchstmiete, sobald der Mietendeckel in Kraft tritt. Die Regelungen sollen für alle vermieteten Wohnungen gelten. Ausnahmen gelten etwa für öffentlich geförderten Wohnungsbau, Studenten- und Jugendwohnheime oder Neubauten, die erstmalig 2014 bezugsfertig waren.

Das trifft natürlich die Kurse der börsennotierten Immobilienunternehmen, auch weil viele nicht geglaubt haben, dass der Senat in bestehende Verträge eingreift. Beim Dax-Konzern Vonovia liegt nur ein geringer Teil des Portfolios in Berlin. Die Aktie verlor moderate 0,6 Prozent auf 43 Euro. Trotzdem zeigte sich der Konzern verärgert und kündigte an, künftige Investments in Berlin genau zu prüfen.

Andere Unternehmen mussten höhere Abschläge hinnehmen. Ado Properties gab über fünf Prozent nach, die Aktie der Deutschen Wohnen notierte mehr als drei Prozent schwächer, ebenso Adler Real Estate.

Blick auf die Einzelwerte

Thyssen-Krupp: Die Zuversicht der Anleger in Sachen Fusion mit dem Stahlhändler Klöckner bleibt. Die Aktie legt im Handelsverlauf 1,4 Prozent zu. Auch das Klöckner-Papier steigt um drei Prozent. Ein Zusammenschluss dürfte beide Unternehmen profitabler machen. So könnte der dominante Stahlhändler in Nordamerika und Europa entstehen.

Essilor Luxottica: In der Hoffnung auf einen Konzernumbau griffen Anleger bei dem weltgrößten Brillenhersteller zu. Die Aktien des „Ray Ban“-Anbieters kletterten um bis zu 1,9 Prozent auf ein Rekordhoch von 133,45 Euro. Insidern zufolge ist der Hedgefonds Third Point bei dem Unternehmen eingestiegen.

Was die Charttechnik sagt

Die Erholungsrally seit dem Tief im August mit damals 11.266 Punkten ist beendet. Zwar konnte der Leitindex im Zug dieser Welle bis auf 11.853 Zähler steigen, musste sich aber den Widerständen an dieser Marke geschlagen geben.

Nun ist eine weitere Abwärtswelle angelaufen. Im Fokus stehen laut Charttechnik zunächst zwei Marken: die 11.559 Punkte als 50-Prozent-Korrektur des Anstiegs von 11.266 Zähler auf 11.853 Punkte. Wichtiger dürfte die Maximalkorrektur des Anstiegs sein, die bei 11.490 Zählern liegt. Darunter darf auch mit Tiefs unter 11.266 Zählern gerechnet werden. Nach Meinung des freien Charttechnikers Holger Struck dürften das dann aber günstige Einkaufsmöglichkeiten des Spätsommers 2019 sein. Allerdings sollten Anleger auch kurzfristige Ausrutscher unter diese Marke mit einrechnen.

Analystencheck: Kepler Cheuvreux empfiehlt Thyssen-Krupp-Aktie zum Kauf

Das Analysehaus Kepler Cheuvreux hat die Einstufung für Thyssen-Krupp auf „buy“ mit einem Kursziel von 16 Euro belassen. Dass die alten Pläne für eine Deutschen Stahl AG wieder aus der Schublade geholt wurden, sei zwar durchaus sinnvoll, es gebe jedoch große Durchführungsrisiken, schrieb Analyst Rochus Brauneiser in einer am Freitag vorliegenden Studie. Denn immerhin suchten die Essener gleichzeitig nach einem Ausstieg aus ihrem Industriegeschäft.

Kaufempfehlungen für die Aktie des Essener Konzerns sind derzeit in der Minderzahl. Laut Handelsblatt-Analystencheck gab es in den vergangenen Monaten 21 Studien über das Industrieunternehmen. Das Fazit: Sechsmal lautete der Rat „kaufen“, elfmal „neutral“. In vier Studien wurde die Aktie zum Verkauf empfohlen. Das durchschnittliche gewichtete Kursziel aller 21 Studien, in denen jüngere Studien höher gewichtet werden, liegt bei 13,41 Euro. Der aktuelle Kurs liegt bei etwa 10,45 Euro.

Hier geht es zum Handelsblatt-Analystencheck

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