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Absturz der FAANG-Aktien: Warum die Wall Street Apple, Amazon & Co plötzlich fallen lässt

Apple Store in Thailand: Lockt der alte Glanz neue Käufer an? (Foto: © Apple)
Apple Store in Thailand: Lockt der alte Glanz neue Käufer an? (Foto: © Apple)

Für drei Quartale konnten Anleger mit den hoch gewetteten Stars der Digitalwirtschaft nichts falsch machen. Wer keine Aktien von Apple, Amazon oder Netflix besaß, musste neidisch auf die Kurssprünge werden. Doch seit ein paar Wochen hat der Wind gedreht: Tech- und Internetaktien kommen aus dem Ausverkaufsmodus nicht mehr heraus. Trendwende oder Kaufchance?

Es scheint, als hätte sich das Synonym vom schnellen Reichtum zur ansteckenden Krankheit entwickelt: Das Akronym ‚FAANG‘ ist in diesen Tagen die meistdiskutierte Investmentstory der Wall Street – nur, dass sie aktuell einer wahren Horrorgeschichte gleicht.

Eingeführt von CNBC-Marktkommentator James Cramer, steht FAANG für die fünf meist beachteten Unternehmen der US-Digitalwirtschaft in den letzten Jahren: Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google-Mutter Alphabet. Wer diese Aktien im vergangenen Jahrzehnt im Portfolio gehalten hat, dürfte Gewinne eingefahren haben, die für ein ganzes Anlegerleben reichen.

Massiver Ausverkauf der Technologie- und Internetaktien seit Oktober

Seit den Tiefstkursen der Finanzkrise 2008/2009 haben die Anteilsscheine von Alphabet und Apple ebenso wie Facebook (seit dem IPO 2012) in der Spitze mehr als 1000 Prozent an der Wert gewonnen – Amazon und Netflix hätten ihre Aktionäre gar mit Kurssteigerungen von 5000 bzw. über 10.000 Prozent immens reich gemacht.

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Doch seit Beginn des vierten Quartals hat der Wind an den Kapitalmärkten schlagartig gedreht. Mit Ausnahme von Facebook, das durch den Datenskandal um Cambridge Analytica bereits seit dem Frühjahr unter Druck geraten ist, haben die Zugpferde der US-Tech- und Internet-Industrie in den vergangenen Wochen plötzlich zweistellig an Wert verloren – und damit noch mehr als der Vergleichsindex der Technologiebörse Nasdaq.

Apples Wachstumsstory bekommt Risse

Angeführt wird der Ausverkauf in den letzten zwei Wochen durch den Fall des Branchenprimus. Ausgerechnet Apple, über weite Strecken der letzten Jahre als wertvollster Konzern der Welt ein Fels in der Brandung, ist seit den jüngsten Quartalszahlen, die der Techpionier vor zwei Wochen vorlegte, schwer unter Druck geraten.

Daran ist weniger das an sich solide Zahlenwerk als vielmehr der Ausblick auf das Weihnachtsgeschäft und die neue Verschwiegenheit in Cupertino schuld: Künftig will Apple nämlich nicht mehr die Absatzzahlen seiner Hardwareprodukte kommunizieren.

Tim Cooks Bruch mit der jahrzehntelangen Praxis des Kultkonzerns aus Cupertino versetzt die Wall Street in Aufruhr: Plötzlich sieht es so aus, als habe Apple etwas zu verbergen – nämlich das mutmaßliche Ende des iPhone-Wachstums. “Die iPhone-Story hat Risse bekommen“, konstatiert etwa Analyst Shawn M. Harrison von Longbow Research.

Das iPhone XR droht zu floppen

Das deutet sich vor allem angesichts der offenkundig enttäuschenden Aufnahme des neusten Smartphonemodells iPhone XR an, das seit gerade einmal zweieinhalb Wochen auf dem Markt ist. Indikationen aus der Zuliefererkette sprechen eine klare Sprache: Sensorenhersteller Lumentum, der für Apple die Komponenten zur 3D-Gesichtserkennung für Face ID liefert, musste am Montag eine happige Umsatzwarnung von gleich 30 Prozent für das Gesamtjahr aussprechen, die maßgeblich durch das mangelnde Interesse an den neuen iPhone-Modellen verursacht sein dürfte.

„Wir glauben, dass der Umfang und das Timing der Umsatzwarnung von Lumentum nahelegt, dass Apple zunehmend schwächere Nachfrage erfährt. Wir sind besorgt, dass die Kundennachfrage nach den neuen iPhone-Modellen einbricht“, äußerte sich daraufhin gestern Goldman Sachs-Analyst Rod Hall skeptisch – und reduzierte das Kursziel der Apple-Aktie von 222 auf 209 Dollar.

Tags zuvor hatten bereits JP Morgan das Kursziel von Apple (auf einem freilich höheren Niveau) getrimmt und der gut informierte TF Securities-Analyst Ming-Chi Kuo seine Absatzschätzungen für das iPhone XR im laufenden Quartal und im Folgequartal um 35 bzw. 30 Prozent reduziert. Auf Jahressicht rasierte Kuo seine Verkaufsprognose für das iPhone XR gar um satte 30 Millionen Einheiten auf 70 Millionen Exemplare.

Cramer: Aktuell in Apple zu investieren, ist, wie sich gegen einen Güterzug in voller Fahrt zu stellen

Entsprechend befindet sich Apple an der Wall Street in den vergangenen Handelstagen regelrecht im freien Fall. Bei Kursen von gestern 192 Dollar notierte der 42 Jahre alte Techpionier auf dem tiefsten Stand seit Juli und hat seit den Allzeithochs Anfang Oktober binnen nicht einmal sechs Wochen nun schon 18 Prozent bzw. über 200 Milliarden Dollar an Börsenwert eingebüßt.

Apple: Hier geht es zum Chart

„Die Aktie ist seit Kurzem unter Beschuss, hat 41 Dollar von den Höchstkursen abgegeben und zeigt keine Anzeichen einer Stabilisierung“, erklärte Marktkommentator James Cramer bei CNBC. „Ich verstehe, dass sich in Apple zu investieren, aktuell so anfühlt, wie vor einen schnell fahrenden Güterzug zu laufen“, erklärte der frühere Hedgefondsmanager, rät aber trotzdem dazu, an der Aktie festzuhalten, weil Cramer mutmaßt, dass die kommende Schwäche bereits im enttäuschenden Ausblick auf das laufende Quartal eingepreist sein könnte.

Auch Amazon, Netflix und Alphabet unter Druck – Facebook auf 1,5-Jahrestief

Bemerkenswerterweise ist Apple trotz des jüngsten massiven Kurssturzes im FAANG-Komplex immer noch am besten weggekommen. Sowohl Google-Mutter Alphabet (minus 19 Prozent gegenüber dem Rekordhoch) als auch Internetgigant Amazon (Abstand von 20 Prozent zum Allzeithoch), im September ebenfalls ein Billionen-Dollar-Konzern und erster Apple-Herausforderer, mussten im Ausverkauf der vergangenen Wochen mehr Federn lassen als der iKonzern.

Alphabet: Hier geht es zum Chart

Regelrecht unter den Hammer kamen unterdessen die Anteilsscheine von Netflix (minus 30 Prozent vom Allzeithoch) und Facebook (minus 35 Prozent gegenüber dem Rekordhoch), deren Ausverkauf allerdings bereits im Juli nach den schwachen Quartalszahlen begonnen hatte.

Netflix: Hier geht es zum Chart

„Ich bin nicht überrascht“, erklärte Kara Swisher, Gründerin des Techportals re/code, den jüngsten Ausverkauf der Tech-Giganten, nachdem sich das Wachstum der Vorzeigeunternehmen zuletzt spürbar verlangsamt hat. „Jeder fragt sich, wann die nächste Innovationswelle und der nächste Wachstumszyklus kommt“, erklärt Swisher im Interview mit CNBC. „Der Techsektor befindet sich aktuell im Umbruch.“

Amazon: Hier geht es zum Chart

Trendwende oder Kaufchance?

Glaubt man den Analysteneinschätzungen, könnte die aktuelle Schwächephase aber durchaus eine attraktive Kaufchance darstellen. So liegen die durchschnittlichen Kursziele der FANG-Aktien (ohne Apple) aktuell rund 30 Prozent höher, wie das Finanzportal Marketwatch herausarbeitet.

TheStreet.com-Gründer James Cramer springt für die abgestürzten Tech- und Internetaktien zumindest in die Bresche.Man sollte Facebook, Amazon, Netflix, Alphabet und Apple nicht so schnell abschreiben.” So stehe Amazon vor dem größten Weihnachtsgeschäft aller Zeiten, Facebook habe dank seiner Werbemacht und Instagram schlagende Argumente für sich, während Netflix zwar hoch bewertet sei, aber durchaus die Abonnentenpreise nach oben schrauben könnte.

Alphabet wiederum besäße mit seiner aufs autonome Fahren spezialisierten Tochter Waymo und Barbeständen von 100 Milliarden Dollar zudem unentdecktes Potenzial. „Die fabelhaften Fünf mögen zwar gerade aus der Mode sein, aber es gibt eine Menge guter Gründe für ein Comeback“, ist sich Cramer sicher. Bleibt abzuwarten, ob Anleger dem Rat der Investmentlegende folgen.