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Abstieg eines Berliner Startup-Pioniers: Eyeem meldet Insolvenz an

Gehörte lange zum Berliner Startup-Establishment: die Fotoplattform Eyeem - Copyright: picture alliance / Robert Schlesinger | Robert Schlesinger
Gehörte lange zum Berliner Startup-Establishment: die Fotoplattform Eyeem - Copyright: picture alliance / Robert Schlesinger | Robert Schlesinger

Lange gehörte Eyeem zu den großen deutschen Startup-Geschichten. Nun allerdings scheint die Story der 2011 gestarteten Foto-Plattform deutliche Kratzer zu bekommen – das Unternehmen hat Insolvenz angemeldet. Im Netz finden sich zudem Berichte, dass zuletzt Fotografen, die ihre Werke über die Webseite des Berliner Unternehmens anboten, nicht ausbezahlt wurden. Für Nachfragen zu den Hintergründen war Eyeem kurzfristig nicht zu erreichen.

Die Eyeem-Geschichte hatte echte Höhepunkte – unter anderem ein frühes Investment von Star-Investor Peter Thiel. Einen wahren Hype erlebte die Fotoplattform, als die Facebook-Tochter Instagram Ende 2012 in den Geschäftsbedingungen versteckt ankündigte, die Bilder ihrer Nutzerinnen und Nutzer selbst verkaufen zu wollen. Letztere rebellierten und die Berliner App überholte den US-Wettbewerber sogar in den App-Store-Charts.

Gründer verließen Eyeem schon vor zwei Jahren

Zweistellige Millionenzahlen nannte Eyeem einst, wenn es um die Nutzer ging. Auch die Zahl der Fotografen habe sich im Millionenbereich befunden. Und für die war die Plattform längst mehr als nur eine Webseite zum Betrachten von Fotos – als Bildagentur diente sie Fotografen, wenn nicht als Grundlage für ihr Geschäft, dann zumindest als ein Weg zum Geldverdienen.

Allerdings hatte die Plattform bereits seit einiger Zeit ihr Momentum verloren. Ende 2020 strukturierte Eyeem sein Team um, die Gründer verließen ihr Startup. Ein halbes Jahr später verkauften die Gesellschafter das Unternehmen an die börsennotierte Schweizer Beteiligungsgesellschaft New Value, die seit Ende 2021 als Talenthouse AG firmiert. Die hatte laut Börsenunterlagen 40 Millionen US-Dollar (umgerechnet 37 Millionen Euro) für Eyeem bezahlt, bewertete die Plattform wenige Monate später allerdings nur noch mit einem einstelligen Millionenbetrag.

Börsenkurs der Eyeem-Mutter komplett eingebrochen

Seit der Übernahme wurde das Berliner Unternehmen von mehreren unterschiedlichen CEOs beziehungsweise Managing Directors geleitet. Derzeit ist das Unternehmen laut dem Beschluss des zuständigen Amtsgerichts zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens führungslos. Zuletzt berichteten Fotografen von nur schleppend oder nicht stattfindenden Auszahlungen für die Verkäufe ihrer Werke. Auch der Mutterkonzern Talenthouse sah sich diesen Vorwürfen gegenüber. Dessen Börsenkurs ist seit einem Hoch im Sommer 2021 fast komplett zusammengebrochen.

Die Eyeem-Gründer Florian Meissner und Ranzi Rizk haben zwischenzeitlich ein neues Unternehmen gegründet. Gemeinsam mit dem Banker Ferdinand Schmidt-Thomé arbeiten sie seit Juni 2021 an der App Aware, einem Analysedienst für Gesundheitsdaten. Mit Aware sollen Nutzer ihre Blutwerte überprüfen und die Ergebnisse in verständlicher Sprache per App abrufen können. Zur Jahresmitte 2022 steckten Investoren – darunter Lakestar sowie Unicorn-Gründer wie Omio-Chef Naren Shaam und Christian Reber, dem Gründer von Pitch – insgesamt 14 Millionen Euro in die Firma. Schon zur Gründung hatte Aware einen siebenstelligen Betrag von Cherry Ventures, dem June Fund von Google-Vorstand Philipp Schindler sowie von Teleclinic-Gründerin Katharina Jünger bekommen.