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Im Abo günstiger: Autobranche baut auf neues Geschäftsmodell

Autofahrer scheuen in Krisen hohe finanzielle Lasten. Für Autohändler, Hersteller und Kunden könnte in diesen Zeiten das Abo-Modell zur Alternative werden.

In Corona-Zeiten wird Jürgen Stackmann zum Psychologen. Verbraucher scheuen größere Ausgaben, die Anschaffung eines neuen Autos wird nach hinten geschoben. „Die Psychologie spielt dabei eine große Rolle“, sagt der VW-Vertriebsvorstand. Volkswagen wolle „gegen die Ängstlichkeit ankämpfen“.

Die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes ist in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit das größte Problem, gerade auch für die Automobilindustrie. Die gesamte Branche sucht deshalb nach Wegen, Kunden die Last großer Ausgaben zu nehmen. Eine zunehmende Bedeutung gewinnt das Auto-Abo. Im Abonnement gibt es den neuen Wagen für einige Hundert Euro im Monat – und die Verträge sind kurzfristig kündbar. Außer den Automobilherstellern entdecken auch Start-ups das neue Geschäftsmodell für unsichere Zeiten.

Mathias Albert hat das Start-up Vive La Car mit mehreren Partnern vor einem Jahr in Stuttgart gegründet. Er kalkuliert damit, dass die Pandemie seinem Unternehmen zusätzlichen Schwung verleiht. „Corona belebt das Interesse am eigenen Auto“, sagt er. Wegen der Pandemie mieden Fahrgäste den öffentlichen Nahverkehr, weil sie in Bussen und Bahnen eine Infektion befürchteten.

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Doch zugleich bleibt die Sorge, sich in der aktuellen Situation keine allzu hohen finanziellen Lasten aufzubürden.

Albert glaubt, dafür die richtige Antwort parat zu haben. Gut 300 verschiedene Modelle von zwei Dutzend Marken hat Vive La Car derzeit im Angebot, von Alfa Romeo bis Volkswagen. An etwa 400 über ganz Deutschland verteilten Händlerstandorten stehen die über das Stuttgarter Start-up angebotenen Fahrzeuge. In naher Zukunft soll das Netz größer werden, mit 1000 Standorten plant Albert bis zum Jahresende.

Beste Antwort auf unsichere Zeiten

Vive La Car wirbt damit, dass der günstigste Kleinwagen aktuell für weniger als 200 Euro pro Monat abonniert werden kann. Das gilt allerdings nur für das kleinste Kilometer-Paket. Wer das Auto für längere Distanzen braucht, muss entsprechend mehr zahlen. Die Kündigungsfrist beträgt drei Monate.

Das ist aus Sicht des Stuttgarter Start-ups die beste Antwort auf unsichere Zeiten. Kunden könnten sich recht schnell wieder von der Bürde eines Auto-Abonnements trennen und müssten sich nicht verschulden. Als Eigenleistung bleibt den Abonnenten das Tanken, alle anderen Kosten sind mit der Abo-Gebühr abgedeckt.

Die ersten Angebote für Auto-Abonnements gibt es seit zwei Jahren. Vor allem die Autohersteller trieben diese Idee voran, als Pionier gilt Volvo aus Schweden. Später folgten andere Hersteller wie Volkswagen und Porsche oder auch Mietwagenunternehmen wie Sixt. Autohersteller wollen in erster Linie ihre eigenen Modelle über den neuen Weg des Auto-Abonnements vermarkten.

Andere Neugründungen wie etwa das Münchener Unternehmen Cluno bieten Autos aus eigenen Flotten mit gemischtem Markenportfolio.

Vive La car hingegen versteht sich als ein Plattform-Anbieter, der keine eigenen Autos besitzt, sondern Fahrzeuge von Händlern vermittelt, die mit dem Start-up kooperieren. Händler haben häufig junge Gebrauchtwagen im Angebot, für die mit Hilfe des Auto-Abonnements ein zusätzlicher Vertriebskanal entsteht. Vive-La-Car-Gründer Albert ist auch Mitinhaber einer mittelständischen Autohandelsgruppe. Das erklärt, warum er beim Auto-Abo auf die Unterstützung durch die Händler setzt.

Die Coronakrise könnte dem Abo-Modell noch aus einem anderen Grund zu zusätzlichem Schwung verhelfen. Wegen der Pandemie mussten die Autohändler in Deutschland auch mehrere Wochen ihre Betriebe schließen. Deshalb stehen auf den Höfen der Händler derzeit mehr junge Gebrauchtwagen als üblich. Mathias Albrecht schätzt den aktuellen Bestand auf etwa eine Million Fahrzeuge. Händler könnten dieses Überangebot auch über den Abo-Kanal vermarkten.

Aus Expertensicht sollte das neue Abo-Modell dauerhaft funktionieren, auch wenn die Corona-Pandemie abklingt. „Die Menschen kennen Abo-Modelle bereits aus anderen Lebensbereichen. Dieser Trend ist nicht aufzuhalten und wird sich auch im Autogeschäft durchsetzen“, sagt Stefan Bratzel, Professor am Center of Automotive Management (CAM) der Fachhochschule Bergisch Gladbach.

Schwelle zum Autokauf werde gesenkt

In der aktuellen Sondersituation werde das Abo-Modell außerdem helfen. „Auto-Abonnements sind eine intelligente Antwort auf die unsichere Zukunft“, betont der Hochschullehrer. Die Schwelle zum Autokauf werde damit entscheidend gesenkt. Zudem gebe es im eigenen Wagen keine Infektionsgefahr durch das Coronavirus.

Die Pandemie überlagert noch ein anderes Thema: den Wechsel zur Elektromobilität. Ein Abo-Modell könnte Kunden eher dazu überreden, sich an den neuen Antrieb zu gewöhnen. „Mit einem flexiblen Auto-Abo kann man ohne Risiko ein E-Fahrzeug im Alltag ausprobieren“, gibt sich Bratzel überzeugt. Bei den Autoherstellern ist diese Botschaft bereits angekommen. „Wir denken schon über Abo-Konzepte nach“, bestätigt Silke Bagschik, die bei VW für das Marketing der neuen ID-Elektrobaureihe verantwortlich ist.

Andere Autohersteller entdecken erst jetzt die Vorteile des Auto-Abonnements auch für ihr konventionelles Modellportfolio mit Verbrennungsmotor. So hat Toyota Deutschland vor wenigen Tagen den Start eines eigenen Abo-Modells angekündigt. Unter dem Namen „Kinto flex“ will der japanische Hersteller damit neue Kundengruppen ansprechen.

Abo-Pionier Volvo sieht in der aktuellen Situation Verbesserungsbedarf für das eigene Modell. Volvo kooperiert künftig mit der Gebrauchtwagen-Plattform Autoscout24. Volvo-Fahrzeuge im Abo-Format werden künftig auch über den neuen Internet-Partner angeboten. Der schwedische Hersteller verbessert damit die digitale Seite seines Auto-Abos.