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Abgelaufen – kommt das Ende für das Mindesthaltbarkeitsdatum?

Viele Tonnen Lebensmittel werden jedes Jahr in Deutschland weggeworfen. Oft ist ein abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum der Grund. Das soll sich ändern.

27 June 2020, Berlin: The best before date is printed on a cheese package. In the fight against the unnecessary throwing away of food, trade and consumer protectors are sceptical about fundamental changes to the best-before date (MHD). Photo: Kathrin Deckart/dpa (Photo by Kathrin Deckart/picture alliance via Getty Images)
(Bild: Getty)

18 Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jedes Jahr im Müll – ungeachtet dessen, dass viele davon noch genießbar wären. Laut Statista handelt es sich bei der weggeworfenen Nahrung zu 34 Prozent um frisches Obst und Gemüse, 16 Prozent macht Gekochtes und selbst Zubereitetes aus, 14 Prozent entfallen auf Brot und Backwaren, 11 Prozent auf Getränke, 9 Prozent auf Milchprodukte, 7 Prozent auf Fertig- und Tiefkühlprodukte. Die übrigen 9 Prozent laufen unter „Sonstiges“.

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Grund für das Entsorgen von Lebensmitteln ist häufig ein abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD). Und das sorgt bei Verbrauchern offensichtlich für Unsicherheit und somit für Lebensmittelverschwendung in gigantischem Ausmaß. Eine Untersuchung für die aktuelle Ausgabe des Greenpeace Magazins belegt: Lebensmittel sind deutlich über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus genießbar – mindestens mehrere Wochen, teilweise monatelang. Das Magazin schickte zwölf Lebensmittel in einen Langzeittest, der in Zusammenarbeit mit dem KIN Lebensmittelinstitut Neumünster durchgeführt wurde.

Eier 112 Tage nach Ablauf noch genießbar

Die Prüfer stellten fest, dass sich im Kühlschrank gelagerte Eier 112 Tage nach Ablauf des MHD noch in der obersten Güteklasse hielten. Und auch danach hätten sie nicht in den Müll wandern müssen. Zwar wären sie nicht mehr zum rohen Verzehr geeignet gewesen, wohl aber zum Backen.

Eier richtig aufbewahren: Ab in den Kühlschrank oder doch nicht?

Naturjoghurt im Becher, original verpackter Käse am Stück, Tofu und Tortellini mit Käse in eingeschweißten Packungen sind nach monatelang abgelaufenen MHD noch einwandfrei, so das Greenpeace Magazin. Salami in der veganen und in der Fleischvariante sei 85 Tage nach Ablauf noch genießbar gewesen, eingeschweißter Scheibenkäse noch nach 22 Tagen.

Acht Jahre abgelaufene Erbsen noch einwandfrei

Zusätzlich ließ das Magazin auch elf Produkte untersuchen, deren MHD seit Jahren abgelaufen war. Darunter auch eine Dose Erbsen, deren MHD seit acht Jahren überschritten war. Das Ergebnis: Die mikrobiologische Untersuchung ergab keine Mängel.

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„Wir zeigen: Solange die Ware richtig gelagert wurde, ist das Risiko für den Verbraucher extrem gering, sowohl für die Gesundheit als auch für die Qualität“, sagt Michael Pauli, Geschäftsführer und Chefredakteur Greenpeace Magazin. „Daraus folgt: Wirklich jeder kann etwas gegen Lebensmittelverschwendung tun! Kaufen Sie nur das ein, was Sie tatsächlich verbrauchen wollen, greifen Sie zu Waren kurz vor Ablauf des aufgedruckten Mindesthaltbarkeitsdatums, probieren Sie, ob ein abgelaufenes Produkt noch gut ist. Der beste Dreiklang gegen Lebensmittelverschwendung lautet: Sehen, riechen, schmecken!“

Lebensmittelverschwendung muss eingedämmt werden

Die Umweltorganisation sieht im Mindesthaltbarkeitsdatum einen Grund dafür, dass Lebensmittel im großen Stil im Müll landen und fordert Änderungen. „Es ist aus ökologischer Sicht dringend notwendig, dass weniger Lebensmittel verschwendet werden. Das Mindesthaltbarkeitsdatum in seiner jetzigen Form aber führt genau zum Gegenteil und ist irreführend, auch wenn die Lebensmittel noch lange gut und lecker sind“, so Christiane Huxdorff, Landwirtschafts-Expertin Greenpeace e. V.

Lebensmittelverschwendung wegen Kennzeichnungsmängeln war in dieser Woche auch ein Thema im Bundestag. In einer Anhörung stieß die Initiative der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen für einen Stopp der Lebensmittelverschwendung bei Sachverständigen auf breite Zustimmung.

So sprach sich der Journalist und Buchautor Stefan Kreutzberger ausdrücklich für die Initiative der Fraktion aus. Es sei notwendig rechtliche Hürden sowohl für den Lebensmittelhandel als auch für die Lebensmittelretter abzubauen. „Diese agieren teilweise in einer rechtlichen Grauzone“, sagte Kreutzberger. Auch sprach sich der Journalist dafür aus, „Containern“ zu legalisieren und nicht zu kriminalisieren.

Initiative der Bündnis 90/Die Grünen

In einem Antrag hatte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bereits im Oktober vergangenen Jahres gefordert, das Mindesthaltbarkeitsdatum auf EU-Ebene für langlebige Lebensmitte wie Nudeln oder Reis abzuschaffen und „auf nationaler Ebene durch eine stärkere Standardisierung des Mindesthaltbarkeitsdatums eine bessere Annäherung an den tatsächlichen Verderb“ zu realisieren.

Lebensmittel: Endlich weniger wegwerfen – so geht’s

Der Einsatz von intelligenten und digitalen Systemen könne helfen, den tatsächlichen Zustand des Lebensmittels zu erkennen, und so das Mindesthaltbarkeitsdatum ggf. ersetzen. So könne etwa ein in die Verpackung integrierter Chip den pH-Wert, die Temperatur etc. des Lebensmittels analysieren und daraus das tatsächliche Haltbarkeitsdatum berechnen, heißt es im Antrag der Grünen.

Weitere Informationen zu den Lebensmittelkennzeichungen „Mindesthaltbarkeitsdatum“, „Verbrauchsdatum“ und Haltbarkeitsdatum“ finden Sie hier beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.

VIDEO: Diese 10 Lebensmittel sind unbegrenzt haltbar