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Abbvie geht von deutlichem Umsatzrückgang durch Humira-Generika aus

Am 17. Oktober endete in Deutschland und den meisten Ländern Europas der Patentschutz für das umsatzstärkste Medikament der Welt, das Rheuma-Mittel Humira. Seither haben sich die Marktverhältnisse deutlicher verschoben, als von vielen Branchenkenner erwartet.

So eroberten in Deutschland nach Informationen der Arbeitsgemeinschaft Pro Biosimilars die Hersteller von Nachahmer-Produkten auf Anhieb rund 30 Prozent Verordnungsanteil, ein hoher Wert für die Anfangsphase nach dem Patentablauf bei einem Biotech-Medikament wie Humira.

Für Firmen wie Biogen, Amgen und die Novartis-Tochter Sandoz macht es sich damit offenbar bezahlt, dass sie mit ungewöhnlich hohen Preisnachlässen von 40 Prozent gegenüber dem Original in den Markt starteten. Für die deutschen Krankenkassen, die bisher rund eine Milliarde Euro jährlich für Humira ausgaben, sehen Vertreter der Generikabranche inzwischen ein Einsparpotenzial von 500 bis 600 Millionen Euro.

Die Kehrseite der Medaille wurde am Freitag für die Aktionäre des Originalherstellers, des US-Konzerns Abbvie, sichtbar. Der musste bei Vorlage seiner Quartals- und Jahreszahlen, einräumen, dass die Generika-Konkurrenz für Humira wohl noch deutlichere Spuren hinterlassen wird als bisher bereits erwartet.

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Für das laufende Jahr schätzt der US-Konzern, dass die internationalen Umsätze mit dem Bestseller um gut 30 Prozent sinken könnte. Das wiederum schlägt auch auf die Gesamtperformance des US-Konzerns durch. So stellt Firmenchef Richard Gonzales für 2019 nur noch eine Steigerung des Konzernumsatzes um ein Prozent in Aussicht. Im abgelaufenen Jahr 2018 dagegen hat Abbvie trotz der ersten Generikakonkurrenz für Humira den Konzernumsatz noch um 16 Prozent auf 32,7 Milliarden Dollar gesteigert.

Preisverfall stärker als erwartet

Das Rheumamedikament, das einst von der BASF-Pharmasparte entwickelt wurde, gehört zur Klasse der „Biologicals“. Das heißt es handelt sich um einen komplizierten Eiweiß-Wirkstoff, der nur gentechnisch produziert werden kann. Angesichts relativ hoher Entwicklungskosten wurden Nachahmer-Versionen solcher Produkte in der Vergangenheit nur mit moderaten Preisabschlägen auf den Markt gebracht.

Im Falle von Humira zeigt sich nun jedoch, dass die Generikaanbieter mit aggressiveren Strategien um solche umsatzstarken Wirkstoffe kämpfen. „Die Preisreduktionen waren stärker als wir erwartet hatten“, räumte Gonzales am Freitag ein.

Diese Erfahrung hat auch die Abbvie-Investoren erschreckt. Die Aktie des US-Konzerns, die ohnehin bereits um 25 Prozent unter ihrem Höchststand von 2015 notierte, gab um gut sechs Prozent nach. Der Börsenwert sank damit auf etwas weniger als 130 Milliarden Dollar.

Im vierten Quartal 2018 sind dabei die internationalen Umsätze mit Humira bereits um 17 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar zurück gegangen, während der Gesamtumsatz, einschließlich des starken US-Geschäfts noch um ein halbes Prozent auf 4,9 Milliarden Dollar zulegte. Im Gesamtjahr wuchs der Humira-Umsatz sogar noch um acht Prozent auf den Rekordwert von 19,9 Milliarden Dollar.

Abbvie bleibt hinter den Erwartungen zurück

Humira ist damit weiterhin das mit Abstand umsatzstärkste Arzneimittel der Welt und dürfte diese Position auch noch ein paar Jahre lang verteidigen. Denn auf dem wichtigen US-Markt kann Abbvie seine Alleinstellung offenbar bis 2022 verteidigen.

Mit einer ganzen Reihe von potenziellen Konkurrenten hat der US-Konzern inzwischen Lizenzabkommen unterzeichnet, die einen Markteintritt von Generikaversionen erst ab 2022 möglich machen. Andererseits spricht die Entwicklung in Europa dafür, dass der Konzern ab 2022 wohl auch in den USA mit einer besonders heftigen Konkurrenz in dem lukrativen Humira-Markt rechnen muss.

Was die Gesamtperformance angeht, kann der US-Konzern dabei bisher mit durchaus eindrucksvollen Wachstumszahlen aufwarten. Der Konzernumsatz stieg im vierten Quartal trotz der ersten Generikakonkurrenz bei Humira noch um sieben Prozent auf 8,3 Milliarden Dollar.

Im Gesamtjahr 2018 legte Abbvie sogar um 16 Prozent auf 32,7 Milliarden Dollar zu. Vor allem das Leukämie-Medikament Imbruvica und das Hepatitismittel Mavyret glänzten mit sehr hohen Umsatzsteigerungen. Abbvie war damit 2018 der mit Abstand wachstumsstärkste Big-Pharma-Konzern.

Ähnliches gilt wohl auch für die Ertragsentwicklung. Dies jedenfalls, soweit es um die sogenannten adjustierten Gewinne geht, bei denen diverse Sondereffekte ausgeklammert werden. Auf dieser Basis wies Abbvie für das Gesamtjahr einen Nettogewinn von 12,3 Milliarden Dollar aus, ein Plus von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der adjustierte Gewinn je Aktie verbesserte sich sogar um 41 Prozent auf 7,91 Dollar.

Allerdings blieben sowohl die Umsatz- als auch die bereinigten Ertragszahlen leicht hinter den Erwartungen des Marktes zurück. Zudem sind in den adjustierten Ertragswerten hohe Abschreibungen und Wertberichtigungen auf immaterielle Assets ausgeklammert.

Dazu gehört insbesondere eine Wertberichtigung von 4,6 Milliarden Dollar auf die 2016 zugekaufte Biotechfirma Stemcentrx, deren Hauptprojekt, eine Stammzelltherapie gegen Krebs, in klinischen Studien floppte. Das Ergebnis inklusive aller Sonderfaktoren, also der Reingewinn nach US-GAAP legte daher nur um sieben Prozent auf 5,7 Milliarden Dollar zu.