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Abbau der Lagerbestände treibt Ölpreis über 50 US-Dollar

Erstmals seit Juni klettert der Preis für Brent-Öl wieder über die Marke von 50 US-Dollar. Grund sind sinkende Lagerbestände. Das um Stabilität bemühte Ölkartell sollte sich dennoch nicht zu früh freuen.

Zehn Tage lang schon geht es beim Ölpreis langsam aber stetig aufwärts. Nun ist der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent erstmals seit Anfang Juni wieder über die Marke von 50 Dollar geklettert. Den Ausschlag dafür haben Lagerdaten aus den USA gegeben. Sowohl die Rohöl- (-4,7 Millionen Barrel) als auch die Benzinvorräte (-4,4 Millionen Barrel) sind überraschend stark gefallen.

Die Zahlen lassen vermuten, dass die Förderkürzungen des Ölkartells Opec und zehn weiteren Förderstaaten wirken. Die Rohölvorräte in den USA liegen inzwischen auf dem Vorjahresniveau und nähern sich dem von der Opec angepeilten Fünf-Jahresdurchschnitt an. Gleichwohl liege das Niveau immer noch ein Viertel darüber, merken die Analysten der Commerzbank an.

Dabei helfen auch sinkende Importe aus Opec-Staaten, nicht zuletzt Saudi-Arabien. Diese seien nach Angaben von Société Générale in den vergangenen vier Wochen auf 810.000 Barrel pro Tag gefallen, so stark wie seit 2015 nicht mehr.

Hinzu kommt der Effekt, dass die Amerikaner in diesem Jahr ihre Ölproduktion zwar stark gesteigert haben, dank des aufgehobenen Exportverbots aber selbst mehr Öl in die Welt verkaufen. Mit mehr als einer Million Barrel pro Tag hat sich die Menge gegenüber Ende 2016 mehr als verdoppelt.

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Als weiteren Preistreiber erkennt Jan Edelmann, Ölanalyst von der HSH Nordbank, eine robuste Nachfrage aus China. Die Ölverarbeitung des Landes sei in der letzten Woche fast auf das Rekordniveau aus dem vergangenen Dezember gestiegen. Die eigene Produktion fällt hingegen, weshalb die Chinesen mehr Öl importieren müssen.

Den jetzigen Durchbruch der 50-Dollar-Marke als Zeichen für einen längeren Aufschwung zu sehen, käme verfrüht. Zum einen nehmen die Sorgen vor einem Zerbrechen der Förderkürzung der Opec zu. Als erstes der 14 Mitgliedsländer hat sich am Montag Ecuador aus dem Abkommen verabschiedet. Weil die Staatskasse leer sei, könne das südamerikanische Land nicht weiterhin kürzen, begründete Ölminister Carlos Perez die Entscheidung.

Zwar trägt Ecuador mit 22.000 Fass nur einen kleinen Teil der täglichen Förderkürzung der Opec in Höhe von 1,164 Millionen Barrel bei. Vollständig umgesetzt hatte das Land seine Verpflichtungen ohnehin nie. Doch der offizielle Bruch mit dem Abkommen könnte am Fundament der Vereinbarung nagen.

Im Juni erhöhten bereits weitere Kartell-Mitglieder ihre Förderung, darunter auch das Schwergewicht Saudi-Arabien, das für rund ein Drittel der Opec-Fördermenge steht und erstmals auch seine Kürzungsvorgaben nicht erfüllte. Wurde das Abkommen im Mai noch überwiegend eingehalten, sank die Umsetzungsquote laut Schätzung der Internationalen Energieagentur im Juni schon auf 78 Prozent – den schlechtesten Wert seit Beginn der Kürzungen im Januar.

Mehr Ärger steht der Opec auch von anderen Mitgliedern ins Haus. Nigeria und Libyen, zwei Staaten, die von den Kürzungen ausgenommen sind, konnten ihre Produktion in den vergangenen Monaten schon stark steigern. Libyen könnte seine Produktion bis Jahresende noch einmal um knapp 50 Prozent auf dann 1,25 Millionen Barrel pro Tag erhöhen.

Und schließlich wäre da noch die Ölproduktion in den USA, die weiter steigt. „Bis zum Jahresende wird erwartet, dass die US-Frackingindustrie die von der Opec hinterlassene Lücke vollständig schließt“, erklärt Edelmann von der HSH Nordbank. Das bedeute zwar nicht, dass die Kürzungen vollends ins Leere gehen. Die Suche nach ausgleichenden Kräften am Ölmarkt dürfte dann aber verstärkt in die Hände der Nachfragekräfte fallen.

KONTEXT

Fragen und Antworten zur Entwicklung des Ölpreises

Warum fallen die Preise, obwohl die Opec weniger fördert?

Im Vorfeld der Entscheidung der Opec und ihrer Partnerländer wie Russland waren die Anleger schon auf die Verlängerung der seit Januar geltenden Förderbremse bis März 2018 vorbereitet worden. Einige hatten aber auf eine deutlichere Verlängerung und stärkere Kürzungen spekuliert.

Was bezweckt die Opec mit der niedrigeren Förderung?

Das Kartell und seine Partner, darunter Russland, wollen das Überangebot auf dem Weltmarkt schmälern und damit die Preise stützen. Erklärtes Ziel ist es, die Ölvorräte von einem aktuellen Rekordhoch von drei Milliarden Fässern auf 2,7 Milliarden Fässer zu senken - dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Das für die Finanzmärkte richtungsweisende Nordseeöl Brent kostet derzeit gut 50 Dollar - im Sommer 2014 war der Preis mit 115 Dollar noch mehr als doppelt so hoch.

Wie wird sich der Preis jetzt entwickeln?

Das hängt davon ab, wie viel Öl tatsächlich vom Weltmarkt verschwindet. Und genau das ist der Haken. Die US-Ölindustrie dürfte in die Bresche springen und die Lücke schließen, die durch den Opec-Beschluss von Donnerstag entsteht.

Gibt es besondere Preis-Marken?

Ja. Umkämpft ist fast jede runde Marke - auch aus psychologischen Gründen. Doch in der Vergangenheit waren stets zwei Preis-Marken wichtig: die 30-Dollar-Marke und die 50-Dollar-Marke. Die erstere wurde Anfang 2016 erstmals seit 2003 wieder unterschritten, was letztlich die Opec auf den Plan rief. Nachdem das Kartell im November erstmals wieder eine Förderkürzung beschloss, kletterte der Preis wieder über 50 Dollar und hat sich seither mehr oder weniger darüber behauptet.

Welche Rolle spielen die US-Ölkonzerne

Die USA machen bei der Förderkürzung nicht mit - dürften sie aus rechtlichen Gründe vermutlich auch gar nicht. In den USA ist die Ölindustrie zudem nicht staatlich organisiert wie in vielen anderen Förderländern. Von Texas bis in die Dakotas feiert das Fracking seit Mitte 2016 ein Comeback. Die US-Ölindustrie pumpt derzeit wieder so viel Öl an die Oberfläche, wie vor einigen Jahren, als die Ölschwemme erstmals die Preise ins Rutschen brachte.

Ist Fracking nicht ein sehr kostspieliges Verfahren?

Ja und nein. Denn während des Preisverfalls der vergangenen beiden Jahre hat die Branche nicht geschlafen. In Texas und anderen US-Regionen sind die Förderkosten inzwischen teilweise so niedrig wie in Nahost. Der technische Fortschritt macht Fracking wieder profitabel. Machten US-Firmen vor einigen Jahren erst ab einem Ölpreis von 60 Dollar Profit, reichen ihnen inzwischen schon 30 Dollar.

Was macht die Opec denn jetzt?

Bis März 2018 kürzt die Opec die Produktion um 1,8 Millionen Barrel täglich. Am 30. November kommen die Mitglieder erneut in Wien zusammen, um die Lage zu beraten. Außerdem wollen sie enger mit den Nicht-Opec-Partnern - sprich Russland - zusammenarbeiten. Saudi-Arabien will zudem seine Exporte in die USA verringern. Doch das ist nicht ohne Risko: Die Opec-Länder und Russland drohen Marktanteile an die US-Ölkonzerne zu verlieren.

Wer sind die größten Ölförderer der Welt?

Die Opec steht für rund ein Drittel des weltweiten Rohöl-Angebots. Neben dem Kartell-Mitglied Saudi-Arabien sind Russland und die USA mit großem Abstand und einer Förderung von je etwa neun bis zehn Millionen Fässern Öl am Tag die größten Ölproduzenten der Welt.

Welche Folgen hätte ein neuerlicher Ölpreisverfall für die Weltwirtschaft?

Wenn der wichtigste Schmierstoff für die Produktion nicht viel kostet, ist das generell gut für die Konjunktur und den Geldbeutel des Verbrauchers, der beim Benzin spart. Aber es gibt auch Kehrseiten - beispielsweise für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Denn sie kämpft seit Jahren gegen eine zu geringe Inflation, was auf Dauer für die Konjunktur schädlich ist. Erwarten Verbraucher und Firmen fallende Preise, halten sie sich mit Käufen und Investitionen zurück. Der niedrige Ölpreis dämpft zudem in einigen Förderländern die wirtschaftliche Dynamik. Vielerorts werden Investitionen zurückgestellt.