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AB-Experte: „Bewertungsunterschiede aktiv spielen“

Markus Peters, Rentenexperte von AB, spricht im Interview über die Vorteile von Rentenanlagen, seine Erwartungen an die Anlageklasse in diesem Jahr und die Griechenland-Problematik.

Markus Peters ist Rentenexperte bei LU0095024591), der bereits im Jahr 1999 aufgelegt wurde. Das Fondsmanagement-Team (NYSE: TISI - Nachrichten) um Douglas Peebles, Jorgen Kjaersgaard und John Taylor kann sich über die €uro-FondsNote 1 freuen. Das vergangene Jahr schlossen sie mit einem Plus von rund sechs Prozent und starteten gut in 2015: Im Januar ging es um 1,6 Prozent nach oben. Aber auch die längere Frist kann sich sehen lassen. Im Zeitraum der vergangenen fünf Jahre steigerte der Fonds seinen Wert um 42,4 Prozent, bei einer Sharpe Ratio von 1,21. Das 1,77 Milliarden Euro starke Portfolio investieren die Fondsmanager hauptsächlich in Großbritannien (18.7 Prozent), Italien (18.5 Prozent) und Deutschland (13,8 Prozent).

Mit FundResearch sprach Markus Peters über die Rentenstrategien von AB, die starke Rentenrally des vergangenen Jahres und seine Erwartungen an 2015. Warum er im High-Yield-Bereich Sorgfalt walten lässt, vom Erfolg des EZB-Anleiheankaufprogramms nicht vollends überzeugt ist und ob er einen Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone erwartet, erläutert er ebenfalls.

AB European Income: Der Fonds läuft seiner Peergroup davon

Quelle: FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)

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FundResearch: Im vergangenen gab es eine unerwartet starke Renten-Rally. Erwarten Sie 2015 eine Fortsetzung?

Markus Peters: In dem gleichen Umfang sicherlich nicht. Da bei vielen Instrumenten – wie beispielsweise Bundesanleihen – der Spielraum für die Zinsen noch signifikant nach unten zu gehen, einfach nicht mehr so groß ist. Im letzten Jahr sind Hochzinsanleihen den Durationsanlagen hinterhergehinkt. Das könnte sich in diesem Jahr, vor allem in Europa, ein Stück weit umkehren. Aber zehn Prozent und mehr, wie wir sie 2014 von dem einen oder anderen Marktsegment gesehen haben, sollte man 2015 sicherlich nicht erwarten.

FundResearch: Schon im vergangenen Jahr hieß es unentwegt, dass Aktieninvestments aufgrund des Niedrigzinsumfeldes alternativlos seien. Warum sollten Anleger dennoch auf Anleihen setzen?

Markus Peters: Ein Anleihefonds kann eine Komponente mitbringen, die ein Aktienfonds nicht abdecken kann. In Europa droht beispielsweise kein Gegenwind über die Zinskomponente, also über die Duration. Also muss man sich über andere Elemente am Anleihemarkt den laufenden Ertrag sichern. Wenn gesagt wird, dass Aktieninvestments alternativlos sind, dann folgt daraus, dass die Risikotoleranz des Anlegers endlos ist und er immer jede Wertschwankung aushalten kann. Kann er das nicht, dann muss ein Element her, dass nicht 100%ig eins zu eins korreliert ist. Und das sind Anleihen.

FundResearch: Verfolgen Sie im Rentenbereich bei AB verschiedene Anlagestrategien?

Markus Peters: Je nach Mandat verfolgen wir natürlich unterschiedliche Strategien. Wir agieren aber teambasiert. Das heißt, wir haben keine einzelnen Portfoliomanager, die jeden einzelnen Hebel ziehen und Anlageentscheidungen treffen. Sondern Spezialisten, die sich in das Team einbringen müssen. In Europa beispielsweise sind wir mit unserem AB European Income Portfolio bekannt, das einen langen Track-Record (London: REC.L - Nachrichten) vorweist. Darin sind zu mindestens 50 Prozent höherqualitative und absichernde Anlagen und bis zu 50 Prozent Ertrag bringende Anlagen. Mit dieser Kombination erhoffen wir uns eine stabile Wertentwicklung. Das heißt natürlich nicht, dass es nicht auch mal nach unten gehen kann. Aber die Verlustdauer sollte relativ kurz sein. Gleichzeitig können wir damit einen Ertrag generieren, der mit Blick auf das einzugehende Kreditrisiko verhältnismäßig attraktiv ist. Derzeit erzielen wir damit eine laufende Verzinsung von ein bisschen mehr als 3,5 Prozent bei einem durchschnittlichen Kredit-Rating von etwa „BBB“. Zum Vergleich: Bei der Bundesanleihe erhält der Anleger derzeit über fünf Jahre nichts. Bei einem deutschen Unternehmen mit einem „A“-Rating gibt es vielleicht 0,5 bis 0,7 Prozent und im High-Yield-Bereich – bei sicheren High Yields mit hoher Benchmarkgewichtung – gibt es über fünf Jahre rund 1,5 Prozent. Das halte ich für nicht attraktiv. Und deshalb können wir eine Alternative aufzeigen, die einen Mehrwert bietet.

FundResearch: Die Europäische Zentralbank will ab März im großen Stil Staatsanleihen aufkaufen. Was halten Sie davon?

Markus Peters: Ob der Aufkauf von Staatsanleihen an der gegenwärtigen Situation im Euroraum fundamental signifikant etwas ändert, wissen wir nicht. Der Nachweis muss noch erbracht werden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Schritt aber gerechtfertigt. Viele Notenbanken in der Welt sind den Schritt gegangen und die EZB läuft Gefahr, die eigenen Notenbankziele nicht zu erfüllen, wenn sie den Schritt nicht mitgeht. Der Effekt muss aber mittelfristig bewertet werden. Die EZB will die Bilanz auf das Niveau von 2012 zurückbringen, bevor die langfristigen Refinanzierungsgeschäfte ausliefen. Der Spielraum dazu besteht. Im Verhältnis zur japanischen, US-amerikanischen oder britischen Notenbank ist das jedoch weiterhin relativ moderat.

FundResearch: Rechnen Sie mit einer Zinsanhebung durch die Fed in diesem Jahr?

Markus Peters: Ich gehe davon aus, dass sie die Zinsen anheben wird. Es bleibt aber offen, in welchem Ausmaß und auch, ob es bei der derzeitigen Einschätzung der Fed selbst bleibt. Der Markt ist derzeit verhalten in seiner Einschätzung zur Zinsanhebung und geht zeitlich vom dritten oder sogar erst vierten Quartal für den ersten Zinsschritt aus. Das könnte im Jahresverlauf Volatilität erzeugen, weil die Kluft zwischen Fed- und Markteinschätzung sehr groß ist. Aber grundsätzlich denke ich, dass der Gegenwind geringer sein wird als noch im letzten Jahr angenommen wurde.

FundResearch: Wo sehen Sie im Segment der Staatsanleihen die attraktivsten Chancen für Anleger?

Markus Peters: Für Anleger, die ihren sicheren Hafen bisher in Bundesanleihen suchten, könnten britische Staatsanleihen eine interessante Alternative sein. Sie rentieren derzeit rund 1,1 Prozent mehr als Bundesanleihen über fünf und über zehn Jahre. Sie haben also die Qualität, in einem risikoaversen Marktszenario in der Verzinsung noch zu fallen. Gleichzeitig sind dort lange zu viele Zinsanhebungen eingepreist worden. Die britische Wirtschaft ist zu stark an den Euroraum gekoppelt, um sich ähnlich wie die Fed zu verhalten. Aber auch Peripherie-Anleihen aus Irland oder Portugal bleiben interessant. Dort kann der Spread gegenüber Bundesanleihen noch fallen, und diese Papiere haben in den vergangenen Monaten sehr solide Erholungstendenzen aufgewiesen. Auch vereinzelte Schwellenländer sollte man auf dem Schirm behalten. In Brasilien erhalten Anleger derzeit etwa 12,5 Prozent in lokaler Währung. Und auch Indonesien fängt an, interessanter zu werden, weil die Struktur- und Fiskalpolitik der Regierung passt.

FundResearch: Und im Bereich der Unternehmensanleihen ist es wahrscheinlich stark sektorabhängig?

Markus Peters: Ja. Derzeit beschäftigen wir uns stärker mit dem Energiesektor. Wir differenzieren noch zu wenig zwischen Upstream-Unternehmen – also in Produktion und Förderung tätigen Unternehmen, für die der sinkende Ölpreis extrem schwierig ist – und Unternehmen, die als Servicedienstleister im Ölgeschäft tätig sind und zum Beispiel Raffinerien im Bereich Petrochemie betreiben. Mit diesem Sektor werden wir uns im Jahresverlauf stärker beschäftigen. In Europa haben wir grundsätzlich eine sehr hohe Diskrepanz zwischen einzelnen Anleihen. Es gibt relativ gering verzinsende, wie Heidelberg Zement oder Fresenius (Swiss: FRE.SW - Nachrichten) . Eine Schäffler-Anleihe hingegen ist deutlich billiger. Das sind Bewertungsunterschiede, die wir aktiv spielen wollen. Zum einen natürlich abhängig vom Sektor. Zum anderen muss man aber auch ein bisschen durch den Index durchschauen. Im durchschnittlichen Bewertungsniveau finden sich viele Marktsegmente, die teuer aussehen. Schaut man genauer hin, sieht man, dass die 20 größten Emittenten im europäischen Hochzinsanleihemarkt 40 Prozent des Index ausmachen. Die sind total überkauft. Darüber hinaus finden sich allerdings Ertragsmöglichkeiten, die nur entdeckt werden wollen.

FundResearch: High-Yields waren in den vergangenen zwei Jahren renditestark. Wie bewerten Sie dieses Segment aktuell?

Markus Peters: Von den riskantesten Titeln sollten Anleger die Finger lassen. Weder in den USA noch in Europa ist jetzt die Zeit, aus „CCC“-Anleihen zehn Prozent oder mehr an Rendite zu erhalten. Europa hat nur ein geringes nominelles Wachstum, wodurch Unternehmen mit hohem Leverage Schwierigkeiten bekommen können. Die USA sind mit Blick auf den Wirtschaftszyklus schon weiter, aber auch dort sollte man nicht auf die am höchsten gehebelten Unternehmen zurückgreifen. Abgesehen davon wird es der große Spagat sein, Europa im Rückenwind der EZB noch mitzunehmen. Dort kann sich der Spread jederzeit verengen. Wir sind bei weitem noch nicht beim Spread der Jahre 2005 oder 2006. Man (Swiss: MAN.SW - Nachrichten) muss irgendwann den Sprung hin zu den USA schaffen. Dort können Anleger durchschnittlich 2,5 bis drei Prozent mehr bekommen. Das könnte im Jahresverlauf das große Thema werden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die negative Dynamik durch den Energiesektor noch zu groß. Aber wenn die negativen Nachrichten vollends eingepreist sind, dann ist der Zeitpunkt da.

FundResearch: Wie bewerten Sie Griechenland mit Blick auf die Spread-Einengung in Europa? Ist die Ansteckungsgefahr noch ein Thema?

Markus Peters: Der Markt hat noch nicht so stark darauf reagiert. Das ist erstmal ein gutes Zeichen. Und wenn der Markt reagiert, dann sehr isoliert in Griechenland selbst und weniger kontaminierend hin zu den anderen Peripheriestaaten. In den kommenden sechs Monaten kann sich aber die Volatilität punktuell durchaus erhöhen. Denn die neue griechische Regierung muss erstmal eine Marke setzen. Die politische Agenda, mit der sie gewählt wurde, kann sie nicht von heute auf morgen komplett umstoßen. Hier wird sich aber irgendwann der Pragmatismus einstellen. Die Regierung wird sich dem europäischen Regelwerk unterwerfen müssen. Unser Basis-Szenario ist nicht, dass Griechenland aus dem Euro austeigen wird. Eine riesige Krise ist daher eher nicht zu erwarten.

FundResearch: Das klingt nach einem Schuldenerlass.

Markus Peters: Dass keine Zugeständnisse an Griechenland gemacht werden, halte ich für unwahrscheinlich. Dass sich nur eine Seite auf die andere zubewegt, dazu sind die Positionen der griechischen Regierung und des Euroraums zu weit auseinander. Worin der Kompromiss letzten Endes bestehen wird – ob Schuldenerlass über den Anleihemarkt oder bei der Fiskalpolitik, beim strukturellen Wandel – das ist derzeit sehr spekulativ.

(PD)