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Aareal Bank rechnet mit Gewinnrückgang

Hermann Merkens fährt volles Risiko – was seine Krawatte betrifft. „Um 11 Uhr müsste ich die eigentlich abnehmen, aber noch ist nichts passiert“, scherzte der Vorstandschef der Aareal-Bank an Weiberfastnacht bei der Vorstellung der Bilanz. Bei seinen Geschäften lässt Merkens dagegen Vorsicht walten: Wegen der niedrigen Zinsen rechnet Merkens mit einem Gewinnrückgang. Bei den Aktionären der Bank kommt das nicht sonderlich gut an. Immerhin können sie mit einer höheren Dividende rechnen.

Deutschlands größter Immobilienfinanzierer habe 2016 ein „sehr gutes Ergebnis“ erzielt, sagte Merkens. „Wir haben geliefert, was wir versprochen haben“. Als es darum geht, den Erfolg genau zu beziffern, muss sich der Bankchef jedoch einige Fragen der Journalisten gefallen lassen. Das Betriebsergebnis habe die Aareal zwar auf rund 366 Millionen Euro nach 320 Millionen Euro im Vorjahr gesteigert. Allerdings haben die Wiesbadener dabei mehrere Sondereffekte einkalkuliert. Unterm Strich bleibt den Eigentümern für 2016 ein Nettogewinn von 215 Millionen Euro – das ist ein Minus von 39 Prozent im Vergleich zum Jahr 2015. Damals hatte der Kauf der kleinen Immobilienbank Westimmo der Bank einen Buchgewinn von 150 Millionen Euro beschert. Der Vorstandschef wertet das abgelaufene Jahr jedenfalls als Erfolg. Die Bank habe die selbstgesteckten Ziele übertroffen.

Obwohl Merkens von einem guten Start ins neue Jahr berichtet, rechnet er mit einem schwächeren Ergebnis. Schuld sind vor allem die niedrigen Zinsen. So dürfte das Betriebsergebnis im laufenden Jahr zwischen 206 und 300 Millionen Euro liegen. „Der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr fiel unseres Erachtens nach enttäuschend aus“, urteilen die Analysten von Independent Research. Dennoch empfehlen sie, die Papiere zu halten.

An der Börse trennten sich allerdings viele Anleger von den Papieren: Der Kurs gab bis zum Nachmittag um rund 3,5 Prozent nach. Dass die Bank ihren Anteilseignern eine höhere Dividende (2,00 Euro nach 1,65 Euro) ausschütten möchte, scheint sie nicht zu trösten.

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Der Bestand an gewerblichen Immobilienfinanzierungen geht bei der Aareal Bank zurzeit zurück, einerseits weil sich die Bank noch von privaten Immobilienkrediten trennt, andererseits weil viele Kunden die niedrigen Zinsen zu vorzeitigen Tilgungen nutzen. Für 2017 plant Merkens mit einem Neugeschäft von sieben bis acht Milliarden Euro. Der Zinsüberschuss dürfte jedoch auf 620 bis 660 (Vorjahr: 701) Millionen Euro sinken, obwohl die vorzeitigen Tilgungen zusätzliches Geld in die Kasse spülen. Steigende Provisionen können das nicht wettmachen.

Merkens will das Dienstleistungsgeschäft der Bank ausbauen, um die Abhängigkeit von den niedrigen Zinsen zu senken. Bei ihrem Umbauprogramm namens „Aareal 2020“ mache die Bank gute Fortschritte, so Merkens. Dabei baut die Bank auch ihr Geschäft in aus ihrer Sicht attraktiven Märkten aus – etwa den USA, dem größten Immobilienmarkt der Welt. Während sich manche Ökonomen um die wirtschaftlichen Folgen der Politik von Präsident Donald Trump sorgen, erwartet der Bankchef eine „ökonomisch stabile Situation“. Auch die Entwicklung am deutschen Immobilienmarkt sieht er relativ nüchtern. So sorgt sich die Bundesbank wegen der hohen Immobilienpreise in vielen deutschen Städten. Das Risiko für die Immobilienfinanzierer sei jedoch überschaubar, so Merkens.

In der Finanzkrise hatte der Staat der Aareal noch beispringen müssen, doch das ist längst passé: Für schlechte Zeiten hat sich die Bank eine Eigenkapitaldecke von soliden 15,7 Prozent aufgebaut. Selbst etwaige höhere Anforderungen der Aufsicht sieht Vorstandschef Merkens deshalb gelassen. „Damit sehen wir uns gut gerüstet“. Und die Krawatte? Blieb trotz Weiberfastnacht heil.