Unsere 68-jährige Nachbarin passte früher auf mich und meine Schwester auf: Sie wurde für uns wie eine Oma
Als ich zehn Jahre alt war und in Las Vegas aufwuchs, schlenderte ich gerne durch unseren Vorgarten mit den roten Felsen bis zu der Stelle, an der der Stein in grünes Gras überging. Dann stand ich vor dem Haus meiner 68-jährigen Nachbarin. Mit einem breiten Lächeln kam sie an die Tür, wenn ich klingelte. Ihre roten Haare leuchteten mir von oben entgegen. Meine Tasche voller Monster High Puppen in der einen und meinem Schulbuch in der anderen Hand, trat ich ins Haus ein, wo mich Roxy, der Shih Tzu, mit wedelndem Schwanz erwartete.
Pat – so heißt meine geliebte Nachbarin aus der Kindheit – passte auf meine Schwester Camille und mich auf, als meine Mutter wieder in die Berufswelt eintrat. Da auch unser Vater in Vollzeit arbeitete, war Pat eine große Stütze für die Familie.
Meine leibliche Großmutter und Verwandten lebten auf der anderen Seite des Globus, in Frankreich. In der Nähe hatten wir keine Familie, die auf mich und Camille aufpassen konnte. In einem zwanglosen Gespräch mit meinen Eltern hatte Pat eines Tages freudig angeboten, uns tagsüber zu beschäftigen. Wir lebten nur ein paar Schritte von ihrer Haustür entfernt. Pats Haus wurde für uns zum Sommercamp, das uns nicht Tausende von US-Dollar für ein paar Wochen kostete. Und es erwarteten uns spannendere Abenteuer.
Außerdem brachte mich Pats Anwesenheit in ihrem Haus als schüchternes Mädchen dazu, aus meiner eigenen Haut herauszukommen, auf eine Weise, wie es ein Sommercamp nicht konnte.
Pat lehrte uns viel über das Leben
Als ich täglich Pats Haus betrat, beugte sie sich über ihren langen Glastisch, um einen Kranz für die Footballsaison zu dekorieren.
Der Bastelmarkt Michaels war ihr Lieblingsort, zu dem sie uns regelmäßig mitnahm. Dort beugte ich mich etwa hinunter zum unteren Regalbrett zog die schwarzen und violetten Girlanden hervor, zu denen sie sich selbst nicht bücken konnte. Ich war quasi Pats Einkaufshilfe. Ihre grünen Augen strahlten, wann immer sie nach Teilen für die Kränze suchte, die sie sogar verkaufte. Im Laden half ich ihr, Bänder, Banner und Blumen auszuwählen.
Bei diesen Ausflügen umsorgte sie mich stets. "Wenn ich dich nicht sehen oder hören kann und du mich nicht sehen oder hören kannst, geh zum Auto. Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn dir etwas passieren würde", pflegte sie zu sagen. Für sie war ich mehr als nur das Kind von nebenan.
Pat zeigte mir Projekte, die sie in ihrem dunklen Schlafzimmerschrank aufbewahrte. Sie zeigte mir Fotorahmen und entrollte pastellblaues oder rosafarbenes Tonpapier, zwischen dem sie eine Reihe von rechteckigen Filmplakaten aus den 1980er Jahren aufbewahrte. Es waren nicht einfach Souvenirs, sondern Sammlerstücke aus ihrer Karriere beim Discounter Target, für den sie mit Disney zusammenarbeitete.
Ich saß da und sah zu, wie sie ihre wertvollen Besitztümer in einen Fotorahmen klebte, den sie Camille und mir schenkte – sie wollte sie jemandem Besonderem geben.
Wie eine zweite Großmutter
Pats Enkelin Ellie kam manchmal vorbei und wenn sie sagte "Oma, mir ist langweilig", dann musste sie nur an unserer Tür klingeln – und Camille und ich waren zur Stelle und spielten Fangen und Verstecken. Pat nahm uns drei mit auf einen Ausflug zum Station Casino Pool. Ich wusste mehr über Grandma Pats Leben als ihre eigenen Freundinnen und Freunde.
Sie zeigte mir, wer in ihrem Leben wichtig war, und ich gehörte dazu. Sie wurde ein Teil meiner Familie – sie wurde meine Großmutter.
Obwohl meine leibliche Großmutter 8750 Kilometer entfernt auf der anderen Seite des Atlantik lebte, war Grandma Pat nur einen Steinwurf entfernt. Es brauchte nur ein Klopfen an der Tür, um ihr eine kuschelige Umarmung zu geben. Camille und ich zierten mehrere Fotos in Pats Flur. Obwohl ich vor ein paar Jahren von ihr weggezogen bin, erwecken die Telefonate und 13-minütigen Fahrten für halbtägige Besuche bei ihr in mir immer noch das Gefühl, dass ich neben meiner Großmutter wohne.
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