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400 Prozent plus in einem Jahr – das ist Europas begehrtester Rohstoff

CO2-Zertifikate haben eine beispiellose Preisrally hingelegt: plus 400 Prozent binnen eines Jahres. Spekulanten wetten sogar, dass sich das Angebot weiter verknappen wird.

Diesen Rohstoff hatten lange Zeit nur Spezialisten auf dem Zettel: Der Preis für CO2-Zertifikate, mit denen Unternehmen das Recht auf den Ausstoß einer Tonne des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid erwerben können, hat ein Rekordniveau erreicht.

Am Dienstagabend kostete ein Zertifikat an der Leipziger Strombörse EEX mehr als 24 Euro. Damit hat sich der Preis für Verschmutzungsrechte innerhalb eines Jahres fast vervierfacht. „Die Preise sind seit August sprunghaft angestiegen, und der Trend könnte sich fortsetzen“, sagte Ingo Ramming, Leiter Corporate & Investor Solutions bei der Commerzbank AG in London, der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Handelbar sind CO2-Zertifikate seit der Einführung des europäischen Emissionshandels im Jahr 2005. In dem System sind der EU zufolge rund 11.000 Kraftwerke und Fabriken in 31 Ländern registriert. Zudem gibt es ein eigenes Emissionshandelssystem für Fluggesellschaften, die in diesen Ländern operieren.

Den Gesamtausstoß aller Kraftwerke und Fabriken hat die EU-Kommission 2013 auf rund zwei Milliarden Tonnen CO2 begrenzt und ebenso viele Zertifikate per kostenloser Zuteilung oder Versteigerung in Umlauf gebracht. Energie- und Industrieunternehmen müssen mit diesen Verschmutzungsrechten die tatsächlichen Emissionen ihrer Kraftwerke und Fabriken abdecken.

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Wer CO2-Emissionen einspart, kann seine überschüssigen Zertifikate verkaufen, beispielsweise an der Leipziger Strombörse. Die EU will Unternehmen so einen finanziellen Anreiz bieten, ihre CO2-Emissionen zurückzufahren. Zusätzlich sinkt die Menge verfügbarer Verschmutzungsrechte um 1,74 Prozent pro Jahr. So will die EU ihre selbst gesteckten Klimaschutzziele erreichen.

Lange Zeit stagnierte der Handel jedoch: Die Preise für eine Tonne CO2 dümpelten zwischen fünf und sechs Euro pro Tonne. Die Anreize, in emissionsarme Technologien zu investieren, war für Unternehmen gering. Doch nun kehrt sich der Trend um.

Ein Grund sind die EU-Regularien: Ab Januar 2019 soll eine sogenannte „Marktstabilitätsreserve“ aufgebaut werden. Dort sollen CO2-Zertifikate hineinfließen, die bei Versteigerungen nicht zugeteilt werden. Damit werden 24 Prozent der in Umlauf befindlichen Zertifikate dem Markt zunächst entzogen werden. Zudem soll ab dem Jahr 2021 das Angebot an Verschmutzungsrechten stärker sinken als bislang – um 2,2 Prozent jährlich.

Dieses verknappte Angebot nimmt die jüngste Preisrallye bei den CO2-Zertifikaten derzeit vorweg. „Der Preis könnte bis 2019 über 30 Euro pro Tonne steigen“, schreibt die Investmentbank HSBC in einer Studie. Das Geldhaus hatte seine Preiserwartung für 2019 zuletzt drastisch nach oben korrigiert. „Der Preisanstieg hat uns überrascht und scheint sich gefestigt zu haben“, heißt es in der HSBC-Studie weiter.

Skeptischer sind dagegen die Rohstoffexperten der Commerzbank. „Die zuletzt fast panikartigen Käufe lassen ein hohes spekulatives Engagement vermuten“, schreiben sie. „Das sollte eine deutliche Korrektur nach sich ziehen.“