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BER soll am 31. Oktober 2020 öffnen – Umzug in drei Schritten geplant

Der Berliner Großflughafen steht bundesweit als Synonym für Fehlplanung. Im Oktober soll der Airport nun tatsächlich eröffnen – mit neun Jahren Verspätung.

Die letzte Phase bei dem Umzug soll die Schließung des Flughafens Tegel am 8. November sein. Foto: dpa
Die letzte Phase bei dem Umzug soll die Schließung des Flughafens Tegel am 8. November sein. Foto: dpa

Der neue Hauptstadtflughafen BER soll am 31. Oktober 2020 eröffnet werden. Das teilten die Betreiber am Freitag mit. Zuvor hatte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup den Aufsichtsrat über das Datum informiert. Näheres wollte er am späten Nachmittag auf einer Pressekonferenz erklären. Der neue Flughafen liegt in Schönefeld in Brandenburg. Dort ist der Reformationstag am 31. Oktober ein Feiertag. Der Flughafen Tegel soll am 8. November 2020 geschlossen werden.

Vor der Sitzung war schon bekannt gewesen, dass der BER an einem Tag im Oktober öffnen würde - und damit neun Jahre später als ursprünglich geplant. Immer wieder war der Eröffnungstermin wegen schwerer Baumängel verschoben worden.

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Die Geschichte des BER ist bislang eine Geschichte des Scheiterns. Vor allem 2012, als nicht einmal vier Wochen vor dem geplanten Start am 3. Juni Eröffnung und Eröffnungsfeier abgeblasen wurden, herrschte – gelinde gesagt – Fassungslosigkeit.

Schon ein Jahr zuvor, 2011, war der Starttermin das erste Mal verschoben worden. Die Pleite eines Planungsbüros und eine neue europäische Richtlinie für Gepäckkontrollen sollten Schuld daran sein. 2012 war es dann die Brandschutzanlage, die für so massive Probleme sorgte, dass die Genehmigungsbehörde die Reißleine zog.

Seitdem wurden mehrere Eröffnungstermine gesetzt und wieder verschoben. Es gab Umstrukturierungen im Aufsichtsrat und es kamen mehrere Geschäftsführer, die die drei Flughafengesellschafter Bund, Berlin und Brandenburg als Krisenmanager auf die Baustelle holten, darunter Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn.

Mehdorn und sein Nachfolger Karsten Mühlenfeld, ein Ingenieur, scheiterten jedoch nicht primär am notwendigen Umbau der Brandschutzanlage, wenngleich, so erzählen es Insider, die massiven Probleme vor allem in den Anfangsjahren wahrscheinlich vollkommen unterschätzt wurden. Doch Mehdorn & Co. scheiterten vor allem an den Auseinandersetzungen mit den Eigentümern und deren Vertretern im Aufsichtsrat.

Seit März 2017 ist Lütke Daldrup, 63 Jahre alt, nun Chef des Flughafens, früher Staatssekretär, ein Vertrauter von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller, wie dieser auch ein Sozialdemokrat. Der kannte den unvollendeten Flughafen gut, schließlich war er eine ganze Zeit Mitglied im Kontrollgremium und Flughafenkoordinator des Landes Berlin.

Airlines warten auf die Eröffnung

Er saß in jeder Baurunde mit am Tisch und wenn nicht er selbst, dann seine Mitarbeiter. Was für ihn sprach: sein Gespür für die Wünsche der Gesellschafter, Erfahrung mit politischen Grabenkämpfen. Als Manager einer Großbaustelle war der studierte Stadtplaner bis dahin nicht aufgefallen.

Jetzt, nachdem die so genannte Wirk-Prinzip-Prüfung (WPP) erfolgreich abgeschlossen wurde, scheint sich Lütke Daldrup endgültig auf der sicheren Seite zu wähnen. Bei der Wirk-Prinzip-Prüfung untersuchen Sachverständige, ob die einzelnen Anlagen im Zusammenspiel funktionieren. Nach jahrelanger Sanierung der Baustelle galt das als unbedingte Voraussetzung dafür, dass der Zeitplan nicht erneut verworfen wird.

Die Airlines warten bereits sehnsüchtig auf die Eröffnung, vor allem jene, die in der Hauptstadt eine starke Präsenz haben. Die Lufthansa-Gruppe etwa will mit allen fünf Airlines – Lufthansa, Swiss, AUA, Brussels und Eurowings – an den BER umziehen.

In mehreren Schritten sollen nach der Eröffnung die Airlines von den alten Flughäfen Tegel und Schönefeld in die neuen Gebäude ziehen. In Tegel wird daraufhin der Betrieb eingestellt. Vom alten Terminal in Schönefeld werden allerdings noch für einige Jahre weiter Flieger starten, um den BER so lange zu entlasten, bis zusätzliche Kapazitäten geschaffen sind.

Der Umzug von Tegel zum neuen Flughafen in Schönefeld soll demnach in drei Schritten erfolgen. Am 31. Oktober zögen die größte Airline Easyjet sowie einige weitere Fluggesellschaften um, sagte Lütke Daldrup. Der nächste Schritt mit weiteren Airlines ist laut dem BER-Chef für den 3. und 4. November geplant. Die letzte Phase betreffe dann die Schließung von Tegel am 8. November. Wann die Lufthansa-Gruppe als zweitgrößter Anbieter in Berlin umziehen soll, sagte er nicht.

„Wir haben Defizite und wir haben eine Menge komplexen Handlungsbedarf“, sagte Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider nach der Sitzung des Gremiums mit Blick auf die mehrfach verschobenen Eröffnungstermine der vergangenen Jahre sowie die gravierenden Baumängel, die dazu führten. „Trotzdem glauben wir, wir schaffen das.“

Über den endgültigen Eröffnungstermin war in den vergangenen Wochen ausgiebig spekuliert worden. Lütke Daldrup hatte den Kreis der Wissenden klein gehalten. Die Mitglieder des Aufsichtsrats wurden per Tischvorlage über das Datum informiert, um zu verhindern, dass Informationen vorab durchsickern. Nun wurde er auf den 31. Oktober 2020 terminiert.

Der Zeitplan bleibt trotzdem ambitioniert: Noch immer müssen zahlreiche Mängel an Kabelverbindungen und Brandschutzsystemen abgearbeitet werden. Auch am Flughafen-Bahnhof sind Nachprüfungen notwendig, um sicherzustellen, dass die dortigen technischen Systeme auch im Zusammenspiel mit dem darüber liegenden Flughafengebäude funktionieren.

Im Sommer sollen rund 20.000 Komparsen die Betriebsabläufe am Flughafen testen. Spätestens dann will Lütke Daldrup alle Mängel beseitigt haben. Unklar bleibt indes, ob bis zum Eröffnungsdatum auch der Terminal 2 fertig wird, der für mehr Kapazitäten sorgen soll.

Druck auch Lütke Daldrup wird wachsen

Auch die Anbindung des Flughafens bereitet noch Sorge. Die Autobahn, die zum BER führt, ist jetzt schon überlastet. Eine wirklich Alternative zur Anreise mit dem Pkw gibt es kaum. Zwar hat der BER einen eigenen Bahnhof. Dort sollen aber vorerst nur S- und Regionalbahnen halten. Ein ICE-Anschluss ist frühestens für 2025 vorgesehen.

Dennoch ist man auf Airline-Seite erst einmal zufrieden, wenn der BER überhaupt an den Start gehen kann. Easyjet etwa – die Airline bezeichnet sich selbst als „Home-Carrier“ der deutschen Hauptstadt – hat in Berlin eine besondere Situation. Der Billig-Anbieter ist sowohl am alten Flughafen Schönefeld als auch in Tegel vertreten. Einzelne Ziele werden sogar von beiden Airports parallel angesteuert.

Das ist historisch bedingt. Easyjet fliegt seit 2004 von und nach Berlin, zunächst ausschließlich in Schönefeld. Im Zuge der Insolvenz von Air Berlin übernahm die Airline allerdings vor rund zwei Jahren die Berlin-Aktivitäten der einst zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft – mit der Präsenz in Tegel.

Schon aus Kostengründen ist diese Situation auf Dauer nicht hinnehmbar. Zwar versucht das Easyjet-Management seit der Übernahme der Air Berlin-Teile, ihr Netz in Berlin sukzessive zu konsolidieren. So konzentrieren sich die Urlaubsflüge weitgehend auf Schönefeld, die Geschäftsreisen dagegen auf Tegel.

Doch Kapazitätsengpässe am betagten Tegeler Flughafen setzen hier enge Grenzen. Die endgültige Verschmelzung und Harmonisierung des Flugplanes wird erst mit der Eröffnung des BER möglich sein. „Berlin ist ein äußerst wichtiger Teil unseres Netzwerkes und es ist deutlich effizienter, den Flugbetrieb von einem Flughafen heraus zu steuern anstatt von zweien“, erklärt eine Sprecherin des Unternehmens. Kein Zweifel: Der Druck auf Lütke Daldrup, den Termin zu halten, wird in den nächsten Monaten eher größer als kleiner.

Mit Agenturmaterial.