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Dieses Gründertrio bekommt 300 Millionen Euro, um Senioren Anteile ihrer Häuser abzukaufen

Benedikt Wenninger, Julia Schabert und Dimitrij Miller (von links) haben ihre gut bezahlten Jobs verlassen, um Heimkapital zu gründen.
Benedikt Wenninger, Julia Schabert und Dimitrij Miller (von links) haben ihre gut bezahlten Jobs verlassen, um Heimkapital zu gründen.

In Ländern wie Großbritannien und in den USA ist es normal, Teile des Eigenheims als Einnahmequelle zu verkaufen. In Deutschland ist vielen das Konzept bisweilen fremd. Das Münchener Startup Heimkapital betreibt daher offensives Marketing, etwa durch Werbespots im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Denn ihre Zielgruppe ist nicht auf Instagram unterwegs: Das Finanzprodukt richtet sich vornehmlich an Menschen ab 60, die zusätzlich zu ihrer Rente Geld benötigen.

Nach Informationen von Finance Forward hat Heimkapital eine Kapitalspritze in Höhe von 300 Millionen Euro erhalten. Wer hinter dem Investment steckt, will das Startup nicht verraten. Nur, dass die ersten 100 Millionen Euro in diesem Jahr ausgegeben werden sollen. Seit Geschäftsbeginn im März 2020 hat die Firma bereits Immobilien im höheren zweistelligen Millionenbereich zugekauft.

Heimkapital wurde 2019 von Julia Schabert, Dimitrij Miller und Benedikt Wenninger gegründet. Schabert und Miller waren zuvor für Goldman Sachs und die Deutsche Bank in der Finanzmetropole London tätig. Wenninger arbeitete als Investment Manager beim Münchener Wachstumsfinanzier Yabeo, der 2020 als einer der ersten Fonds Geld in das Immobiliengeschäft des Startups steckte.

Das Startup will Bankkredite ersetzen

Wenn aufgrund zu niedriger Renten etwa das Geld für eine ambulante Pflegekraft fehlt – oder sich Senioren einfach eine Reise oder ein neues Auto finanzieren möchten, können sie 50 Prozent ihres Eigenheims an das Startup verkaufen. Im Gegenzug werden sie entweder monatlich oder im Rahmen einer Sofortauszahlung finanziell entschädigt. Zudem erwerben Senioren ein lebenslanges Nießbrauchsrecht an ihrer Immobilie. Das erlaubt Hausbesitzern, ihr Eigenheim weiterhin bewohnen und nach eigenem Ermessen nutzen zu können. Heimkapital wird durch die Beteiligung lediglich zum stillen Teilhaber. Sterben die Immobilienbesitzer, verfügen die Erben über ein Vorkaufsrecht. Ihnen stehen zwei Optionen zur Wahl: Entweder kaufen sie sich die veräußerten Anteile vom Startup zurück. Oder sie überlassen das Erbe dem Startup, dass das Haus oder die Wohnung wiederum verkauft.

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Kritiker bemängeln, dass Senioren günstigere Kredite bei der Bank bekämen als mit dem Teilverkauf ihres Eigenheims. Co-Gründer Miller sagt diesbezüglich gegenüber Finance Forward, dass sich nur für wenige seiner Kunden ein Bankenkredit zur Finanzierung der Rentenjahre anbiete.

Auch andere Startups setzen auf ein ähnliches Geschäftsmodell wie Heimkapital. So buhlen Teilverkauf-Anbieter wie beispielsweise die Hamburger Firma Wertfaktor um die Aufmerksamkeit von Senioren. Christoph Neuhaus und Alexander Ey haben Wertfaktor 2019 gegründet. Das Makler-Unternehmen Engel & Völkers setzt ebenfalls auf das Geschäftsmodell mit seiner Tochterfirma Liquidhome.

Niedrige Renten, wertvolle Immobilien

Und noch eine weitere Entwicklung könnte das Wachstum dieses Marktes in den kommenden Jahrzehnten befeuern: niedrige Renten. Wie die FAZ berichtet, gebe es eine Reihe von Rentnerhaushalten, die relativ geringe Pensionsansprüche haben – aber in einer teuren Immobilie wohnen. Experten rechnen angesichts der sinkenden Renten, dass sich immer mehr Menschen ihr in Wohnimmobilien gebundenes Vermögen durch Teilverkäufe auszahlen lassen würden.