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Rente? Mit 30 war ich alleinerziehende Mutter – heute bin ich 51 und meine Karriere geht erst richtig los

Unsere Autorin müsste eigentlich schon bald in Rente gehen – sie hat dafür jedoch noch einen zu hohen Tatendrang und einen zu niedrigen Kontostand. - Copyright: picture alliance / Westend61 | Victoria Rayu
Unsere Autorin müsste eigentlich schon bald in Rente gehen – sie hat dafür jedoch noch einen zu hohen Tatendrang und einen zu niedrigen Kontostand. - Copyright: picture alliance / Westend61 | Victoria Rayu

Diese Woche war eine gute Woche für mich. Ich habe grünes Licht für ein paar Artikelangebote von verschiedenen Stellen bekommen, die mir insgesamt etwa 1000 US-Dollar (rund 905 Euro) einbringen: ein Reisestück, ein Essay und ein Artikel über Filme, von denen ich immer so tue, als fände ich sie langweilig, die ich aber insgeheim sehr liebe.

Mit diesen 1000 US-Dollar kann ich mein Auto reparieren lassen, ein paar Rechnungen bezahlen und möglicherweise etwas Geld auf mein bescheidenes Sparkonto einzahlen.

Ich bin eine 51-jährige, alleinerziehende Mutter von vier Kindern. Wenn man mich sieht, würde man nicht denken, dass dies mein Leben ist. Ich sehe aus wie jemand, der einen sehr guten Schufa-Score hat. Ich bin eine Mutter der Generation X im mittleren Alter, die wahrscheinlich schon über Enkelkinder nachdenkt, ihren Wintergarten renoviert und ein neues Auto least, weil sie ihr altes satthat. Ich sehe aus wie eine Frau, die jedes Wochenende Tennis spielt, ihr Leben im Griff hat.

Ich passe nicht in meine Generation

Alles eine Lüge. Mein Gesicht, meine blonden Strähnchen und meine Sommergarderobe aus weißem Leinen lassen es so aussehen, als hätte ich ein stabiles, hohes Einkommen. Ich bin einfach in eine Bevölkerungsgruppe hineingewachsen, die nicht zu mir passt. Ich habe nie in meine Altersgruppe gepasst.

Ich wurde mit 21 Mutter, als alle anderen noch Grunge-Musik hörten und "Reality Bites" zitierten. Mit 30 war ich alleinerziehende Mutter von vier Kindern, als meine Freunde gerade ihre Karriere in Schwung brachten. Sie alle sprachen über Hypothekenzinsen, Verandasteine und Dinnerpartys, während ich meine Kinder in unseren Minivan packte und in meine Heimatstadt zog, um mich dort für 20 Jahre in Armut einzurichten.

Ich hatte so viele Jobs wie möglich, um so viel wie möglich von unserer Miete zu bezahlen. Die ganze Zeit träumte ich von einer Karriere, die ich nicht haben konnte. Damals nicht. Und auch jetzt nicht.

Nicht bevor mein Leben zu meiner Geschichte wurde. Das Leben, das mich von der großen Karriere, die ich als Schriftstellerin anstrebte, fernhielt, wurde zu genau dem, was sie für mich in Gang setzte.

Meine Karriere hat gerade erst begonnen

Zuerst eine Kolumne in meiner Kleinstadtzeitung über mich und meine Familie, dann eine Elternkolumne, dann Essays. Über Scheidung und Armut und später darüber, wie es ist, wenn die Kinder ausziehen und man sie vermisst. Dann über Reisen und eigentlich über alles Mögliche.

Für mich ist das also der Anfang. Und schon bin ich wieder aus dem Tritt. Ich fahre auf der falschen Straßenseite, denn das sind die Jahre, in denen die Leute anfangen, liebevoll über die Rente zu reden.

Ich bin noch nicht bereit für die Rente, noch lange nicht. Wahrscheinlich werde ich es bei diesem Tempo auch nie sein. Ich kann nicht über die Hoffnung hinausblicken, dass der Buchvorschlag, den ich an meinen Agenten geschickt habe, angenommen wird, oder dass mein Aufsatz bis Freitagnachmittag genehmigt wird. Ich kann nicht über die Tabelle mit den Angeboten für freiberufliche Tätigkeiten hinausblicken, die ich im Internet wie Spielkarten herumgeschoben habe, in der Hoffnung, dass jemand eine davon umdreht.

Meine erwachsenen Söhne und ich reden über dieselben beruflichen Ziele, die im Grunde genommen darin bestehen, aufzusteigen, aufzusteigen, aufzusteigen.

Ich tue so, als würde ich mich nicht um die Finanzen kümmern

Ich mache die ganze Zeit unbekümmerte Witze darüber, dass ich irgendwann pleite, aber glücklich sterben werde, als wäre mir das egal. Als ob das eine Geschichte wäre, die mir nicht passiert.

Ich denke nicht an mein leeres Sparkonto, bis es 3 Uhr morgens ist und ich plötzlich einen Schmerz in meiner rechten Achselhöhle bemerke und mich frage, ob es etwas Ernstes ist, ob es Krebs ist. Ob es das ist, was mich umbringen wird, bevor ich Zeit habe, älter zu werden, aber ach ja, stimmt ja, ich bin ja schon älter.

Ich schlucke die Angst vor meiner Realität hinunter, und klammere mich an etwas, das ich seit meiner Kindheit habe. Vielleicht habe ich recht mit mir. Vielleicht bin ich eine Schriftstellerin, die nur lange Zeit keine Gelegenheit zum Schreiben hatte. Der Ruhestand kann hoffentlich warten, denn ich bin noch nicht ganz bereit dafür – nicht mein Verstand, nicht mein Geist und schon gar nicht mein Bankkonto.

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