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Warum 2020 das Jahr der E-Bikes wird

Die E-Bike-Industrie drängt zunehmend in Nischen und erschließt sich neue Zielgruppen. Bosch und der Radproduzent Trek erwarten einen lang anhaltenden Boom.

Sie rollen auf Asphalt und Schotter, in der Stadt und auf dem Land, und immer häufiger auch auf steilen Bergpfaden: Elektroräder sind täglicher Begleiter von Millionen Menschen in Deutschland – auf dem Weg zur Arbeit oder in der Freizeit. „E-Bikes sind bereits eine große Erfolgsstory, und doch stehen wir noch ganz am Anfang“, sagt Sebastien Therond, Leiter Produktmanagement bei Bosch E-Bike Systems.

Der weltgrößte Autozulieferer ist zugleich einer der wichtigsten Ausrüster von Elektrofahrrädern. Therond begleitet die Entwicklung, seit der Konzern vor zehn Jahren in das Geschäft eingestiegen ist. Was den Manager so optimistisch stimmt: Die Radhersteller erweitern ihre Produktpalette Jahr für Jahr. Therond hat einen guten Überblick, er ist zuständig für die E-Bike-Strategie von Bosch.

„Anfangs waren E-Bikes lediglich für Senioren, das hat sich komplett verändert“, meint der Ingenieur. In der Tat: Neben den klassischen Stadträdern bieten die Hersteller inzwischen Lastenräder an, elektrisch betriebene Rennräder und sogar E-Mountainbikes. „Damit erreichen wir immer mehr Leute“, erklärt Reijer den Hertog. Der Niederländer ist beim amerikanischen Radproduzenten Trek für die Elektro-Mountainbikes verantwortlich.

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Es ist allerdings nicht allein die größere Auswahl, die immer mehr Konsumenten anlockt. Die E-Bikes sehen inzwischen auch noch gut aus. „Sie werden den herkömmlichen Rädern immer ähnlicher“, betont den Hertog. Die aktuellen Bosch-Motoren sind deutlich kleiner als die Vorgängermodelle und fallen damit kaum noch auf. Gleichzeitig integrieren Hersteller wie Trek die Batterien fast nahtlos in die Rahmen.

Damit nicht genug: Die Reichweite der Pedelecs nimmt zu, die Kunden brauchen also keine Angst zu haben, unterwegs liegen zu bleiben. 100 Kilometer und mehr sind durchaus drin. Gleichzeitig sind die neuen Bosch-Antriebe ein Drittel leichter als frühere Varianten. Daher lässt sich das Rad zur Not auch ohne elektrische Unterstützung fahren.

Vergangenes Jahr verkauften die Händler hierzulande knapp eine Million E-Bikes, fast sieben Mal so viele wie noch vor zehn Jahren. Der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) schätzt, dass es dieses Jahr 1,1 Millionen werden. Europaweit setzten die Geschäfte 2018 rund 2,8 Millionen Pedelecs ab, rund 700.000 mehr als im Vorjahr. Nach Deutschland sind die Niederlande, Frankreich und Belgien die stärksten Märkte für Elektroräder in Europa.

Noch sind wenig Elektroräder im Vergleich zu herkömmlichen Velos unterwegs. Laut ZIV gibt es in Deutschland 75 Millionen Räder, davon lediglich 4,5 Millionen E-Bikes.

Für die Händler sind die E-Bikes aber ein Segen: Gut 2300 Euro legen die Konsumenten hierzulande im Schnitt für ein neues Elektrorad hin. Das ist mehr als doppelt so viel wie die Kunden durchschnittlich für ein normales Mountainbike berappen und mehr als das Vierfache des Preises eines Stadtrads.

Auch Start-ups mischen im Markt mit

Bosch bietet inzwischen spezielle Antriebe für unterschiedliche Bedürfnisse an. Mit den Motoren für Cargoräder etwa lassen sich Lasten von bis zu 250 Kilogramm Gewicht auf wahlweise 25 oder 45 Kilometer in der Stunde beschleunigen. Es ist ein High-Tech-System, das die in Reutlingen angesiedelte Sparte anbietet. Sensoren ermitteln permanent Drehmoment, Geschwindigkeit und Beschleunigung, damit die Fahrer das schwere Rad jederzeit sicher beherrschen können.

Für E-Mountainbikes haben die Schwaben einen Motor entwickelt, der mehr als die dreifache Kraft des Radlers zur Verfügung stellt. Damit lassen sich auch anspruchsvolle Steige bewältigen. Für den Bosch-Kunden Trek sind die Elektroräder fürs Gelände ein attraktives, zusätzliches Geschäft. „Mit E-Mountainbikes holen wir Leute in den Sport zurück, die damit schon aufgehört hatten“, sagt Entwickler den Hertog. Insgesamt beliefert Bosch mehr als 70 Marken.

Die Auswertung der Nutzerdaten zeige, dass die Nutzer mit E-Bikes nicht nur deutlich weitere Strecken zurücklegten. Sie setzten die Räder auch doppelt so häufig ein, heißt es bei Bosch.

Angesichts des Booms stürzen sich fast alle Hersteller auf das Geschäft. Unter den Produzenten von E-Bikes tobt daher ein scharfer Wettbewerb. Die führenden Anbieter hierzulande sind Cube, Haibike, Prophete, Kalkhoff und Fischer. Auch die Ausrüster stehen in harter Konkurrenz zueinander. Die wesentlichen Antriebshersteller in Deutschland sind Bosch und Brose, aus Japan stammen unter anderem Panasonic, Shimano und Yamaha.

Immer öfter versuchen auch Start-ups, ihr Geld mit den Elektrorädern zu verdienen. Mit Rebike 1 beispielsweise versucht Sven Erger in München eine Plattform für junge Gebrauchte aufzubauen. In Oberstdorf betreibt der Unternehmer eine Verleihstation, in der er bis zu 250 Elektroräder anbietet. Nach einem Monat im Einsatz verkauft er die Velos dann auf seinem Internetportal. Zudem bietet der Gründer E-Bikes im Abo an.

Auch Bosch hat weit mehr als den Antrieb im Angebot. Die Schwaben bieten mit ihrem sogenannten Smartphone-Hub eine Art mobile Steuerzentrale fürs Elektrorad. Über einen kleinen Bildschirm können die Sportler navigieren, ihre Fitnessdaten erfassen, telefonieren oder Dienste wie Strava bedienen. Das ist noch nicht alles: Der Konzern hat auch ein digitales Schloss entwickelt, mit dem sich der Motor sperren lässt. Es dient als zusätzlicher Schutz neben Kette oder Bügelschloss. Ohne Antrieb ist ein E-Bike praktisch wertlos.

Wie wichtig die Räder für den Konzern inzwischen sind, zeigt sich jetzt auch im Organigramm: Bislang waren die E-Bikes Teil der Automobilelektronik. Vom 1. Januar an sind sie ein eigener Geschäftsbereich.

In den Niederlanden ist bereits jedes Zweite verkaufte Rad ein E-Bike. Hierzulande sind es nur 25 Prozent, in den meisten anderen Industrieländern sind es nicht einmal fünf Prozent. Daher rechnet die Branche weiterhin mit kräftigem Wachstum, zumal die Räder laufend besser würden, sagt Trek-Manager den Hertog: „Wir arbeiten daran, sie immer effizienter zu machen.“