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Bis zu 200 Millionen Dollar pro Lieferung: Wie Händler mit dem Export von US-Erdgas nach Europa ein Vermögen machen

Die LNG-Anlage auf einer schwimmenden LNG-Fabrik im Rotterdamer Hafen. Viele europäische Staaten sind auf Gas aus den USA angewiesen. - Copyright: picture alliance/ANP/Sem van der Wal
Die LNG-Anlage auf einer schwimmenden LNG-Fabrik im Rotterdamer Hafen. Viele europäische Staaten sind auf Gas aus den USA angewiesen. - Copyright: picture alliance/ANP/Sem van der Wal

Energieunternehmen und Händler machen mit dem Verkauf von US-Erdgas nach Europa riesige Gewinne, da die Preise auf dem Kontinent in die Höhe schießen. Nach Angaben von Branchenexperten bringt eine einzige Lieferung rund 200 Millionen US-Dollar (ungefähr 196 Millionen Euro) Gewinn.

Die US-Erdgasexporte über den Atlantik sind im Jahr 2022 sprunghaft angestiegen, da sich die Unternehmen auf die enormen Gewinnmargen stürzen, während die europäischen Regierungen angesichts des russischen Versorgungsengpasses verzweifelt versuchen, ihre Speichertanks vor dem Winter – der Heizperiode – zu füllen.

"Wir reden hier nicht über eine Marge. Es geht um einen Multiplikator", erklärt Laurent Segalen, ein Energie-Investmentbanker, der den Podcast "Redefining Energy" moderiert, über den sogenannten Arbitragehandel. "Alles in allem ist das verrückt", sagt er im Gespräch mit Business Insider.

"Es ist eine unglaubliche Arbitrage, die im Moment möglich ist"

Laut Segalen können Unternehmen, die in den USA Gas verkaufen wollen, ein großes Schiff füllen und es für rund 60 Millionen Dollar (etwa 59 Millionen Euro) über den Atlantik schicken, wobei die Ladung dann in Europa rund 275 Millionen Dollar (knapp 270 Millionen Euro) einbringen würde.

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Käufer, die bereits vor dem jüngsten Preisanstieg in Europa Verträge über den Kauf von US-Erdgas abgeschlossen hätten, erzielten ebenfalls enorme Gewinne, erklärt Segalen.

Felix Booth, Leiter der Flüssigerdgas-Analyse bei Vortexa, sagt, er gehe davon aus, dass die Unternehmen bei jeder Lieferung rund 150 Millionen Dollar (knapp 147 Millionen Euro) verdienen könnten. "Es ist eine unglaubliche Arbitrage, die im Moment möglich ist", so Booth. Und weiter: Jeder, der Erdgas in der Hoffnung auf einen Preisanstieg halte, habe "unglaubliche" Gewinne erzielt.

"Das ist keine reine Geschäftemacherei"

Große Energieunternehmen wie das französische Unternehmen Total Energies sowie große Handelshäuser wie Trafigura und Gunvor gehören zu den wichtigsten Akteuren, die US-Erdgas kaufen und verkaufen.

Laut Booth liefern die Unternehmen das, was der Kontinent angesichts der knappen Vorräte braucht. "Das ist keine reine Geschäftemacherei", sagt er. "Es gibt einen Grund, warum die Preise so hoch sind."

Die Erdgaspreise in Europa sind im Jahr 2022 sprunghaft angestiegen, da Russland die Exporte des fossilen Brennstoffs auf den Kontinent reduziert hat. Vergangenen Monat drosselte der russische Gaskonzern Gazprom die Durchleitung durch die wichtige Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland auf nur noch 20 Prozent der Kapazität.

Die europäischen Gaspreise sind seit 2021 in Landeswährung um rund 200 Prozent gestiegen. Umgerechnet in Dollar lagen die niederländischen TTF-Erdgas-Terminpreise am Freitag bei rund 62 US-Dollar (61 Euro) pro Million britischer Wärmeeinheiten (mmbtu).

Die USA liefern 115 Kilotonnen Gas pro Tag nach Europa

Im Gegensatz dazu ist US-Erdgas aufgrund der reichlichen Vorräte und der geringeren Exportkapazitäten des Landes weitaus preiswerter. Die US-Erdgas-Futures am Henry Hub wurden am Freitag mit rund 8,70 Dollar (8,50 Euro) pro mbar gehandelt, nachdem der Preis in den vergangenen Monaten stark gestiegen war.

Der klaffende Preisunterschied hat große Unternehmen dazu veranlasst, ihre Ausfuhren aus den USA nach Europa zu steigern. Nach Angaben des Rohstoffdatenunternehmens Vortexa gingen im August knapp 60 Prozent der US-amerikanischen Flüssigerdgasausfuhren – oder 115 Kilotonnen pro Tag – nach Europa. Im August 2021 waren es nur 19 Prozent beziehungsweise 35 Kilotonnen pro Tag.

Im Juni trafen nach Angaben der Internationalen Energieagentur mehr Gas-Lieferungen aus den USA nach Europa ein als über Pipelines aus Russland.

Der Anstieg der weltweiten Energiepreise war für die großen Energieunternehmen äußerst lukrativ. Gunvor, ein großes Handelsunternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz, verzeichnete in der ersten Jahreshälfte Rekordgewinne. Der Gewinn von Total erreichte ebenfalls einen Rekordwert, da die Handelssparte des Unternehmens eine starke Leistung erbrachte.

Segalen und Booth sind sich einig, dass die US-Erdgasexporte nach Europa auf ähnlichem Niveau weitergehen werden. Schließlich rängen Regierungen wie die deutsche darum, die Versorgung mit dem fossilen Brennstoff zu sichern, der für Heizung und Industrie lebenswichtig ist.

Dieser Artikel wurde von Josh Groeneveld aus dem Englischen übersetzt. Das Original könnt ihr hier lesen.