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17-Jähriger programmiert Impftermin-Suchmaschine, weil er seinem Opa helfen wollte

Julian Ambrozy an seinem Schreibtisch in Ostfildern
Julian Ambrozy an seinem Schreibtisch in Ostfildern

Irgendwann hatte es Julian Ambrozy satt, sich stundenlang durch das Buchungsportal zu klicken. „Ich wollte einen Impftermin für meinen Opa finden und saß teilweise bis ein Uhr nachts vor dem Computer, um auf freigeschaltete Termine zu warten“, erzählt der 17-Jährige im Gespräch mit Gründerszene. Der Schüler ist mit der Erfahrung nicht allein. Wer online einen Termin für die Corona-Impfung vereinbaren will, muss je nach Bundesland bisweilen viel Zeit und Geduld mitbringen.

Das Problem in Ambrozys Fall: Das zentrale Buchungsportal der Länder Baden-Württemberg, Brandenburg, Hamburg, Sachsen-Anhalt, Hessen und NRW veröffentlicht keine Übersicht der freien Termine, offenbar aus Angst vor Impftourismus. Wer sich auf der Seite Impfterminservice.de über die Kapazitäten informieren will, muss zuerst eine beachtliche Klickstrecke hinter sich bringen: Das Portal fragt das Wunsch-Impfzentrum, den 12-stelligen Vermittlungscode und die Kontaktdaten ab, bevor es die Verfügbarkeit der Termine anzeigt.

Suchmaschine entstand in den Osterferien

Genervt von dem unübersichtlichen Buchungssystem hat Ambrozy in den Osterferien einen Programmcode geschrieben, der das Portal in Abständen von wenigen Minuten ausliest und die freien Termine auf einen Blick anzeigt. Aus dem Mini-Projekt für seinen 79-jährigen Großvater ist nach mehr als 30 Stunden Arbeit die Suchmaschine Impfterminübersicht.de entstanden. Sie stellt derzeit Terminauskünfte zu rund 100 Impfzentren bereit.

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Ambrozy geht in die 11. Klasse eines Gymnasiums in Ostfildern bei Stuttgart. Eigentlich hat er mit Schulaufgaben genug zu tun. Gerade lerne er zum Beispiel für eine Mathe-Klausur, erzählt er am Telefon. Seit dem Start der Suchmaschine am vergangenen Mittwoch bleibt dafür jedoch wenig Zeit. Nach einem Bericht der Stuttgarter Zeitung über das Hobbyprojekt war seine Webseite Impfterminübersicht.de am Montag sogar kurzzeitig überlastet. Mehr als 10.000 Menschen habe sein Suchportal seit dem Start vor einer Woche an ein Impfzentrum weitergeleitet, sagt Ambrozy. Die Betriebskosten für die Webseite, den Server und die Datenbank finanziert der Schüler durch Spenden.

Betreiber erschwert Terminabfrage offenbar bewusst

Die Idee zur Impf-Übersicht ist nicht ganz neu. Seit Jahresbeginn sind eine Reihe von privat entwickelten Suchportalen online gegangen, darunter Impfterminmonitor.de und Covidimpftermine.de. Beide Webseiten sind jedoch inzwischen wieder außer Betrieb. Der Grund: Die API-Schnittstelle, die die automatisierte Terminabfrage beim zentralen Buchungsportal der Länder ermöglicht, wurde vom Betreiber gekappt. Eine Sprecherin begründete diesen Schritt gegenüber den Badischen Neuesten Nachrichten damit, dass man das Portal vor Spamattacken von Hackern schützen wolle.

Ambrozy hat dennoch einen Weg gefunden, die freien Termine auszulesen. Der Schüler betont, dass das offizielle Buchungsportal mit seiner Suchmaschine entlasten wolle. Mithilfe seiner Übersicht würden sich tausende Personen am Tag die vielen Klicks sparen und direkt zur Buchung weitergeleitet, argumentiert er. Sein Vater Peter Ambrozy, einer der Mitgründer des Online-Shops Mädchenflohmarkt, bestärkt ihn dabei.

Das nötige Know-How hat sich der Schüler bei Youtube angeeignet. Bereits im Alter von zwölf Jahren habe er sich mit Hilfe von Lernvideos das Programmieren beigebracht. „Es ist eine tolle Motivation, dass die Seite einen Nutzen erfüllt“, sagt der Teenager über die mehr als 30 Stunden Arbeit, die er in den Osterferien in das Projekt gesteckt hat. Für ihn hat es sich jetzt schon gelohnt: Sein Großvater hat inzwischen die erste Impfung erhalten.