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14.000 Punkte sind nicht das Ende der Fahnenstange

Mit einem kräftigen Sprung nimmt der Dax den nächsten Tausender – trotz Corona, Brexit und US-Turbulenzen. Diese Stärke ist für die weiteren Aussichten der Börsen ein gutes Zeichen.

Die Unruhen im Zuge der Machtübergabe in den Vereinigten Staaten hinterlassen an den Kapitalmärkten durchaus Spuren. Allerdings bisher weniger bei Aktien, obwohl schon seit einiger Zeit etwa Papiere amerikanischer Rüstungsunternehmen (Lockheed, General Dynamics) schlechter laufen als der Durchschnitt.

Die bemerkenswerteste Veränderung spielt sich derzeit auf den Zinsmärkten ab. Die für Börsianer wohl wichtigste Kurve, die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen, ist erstmals seit März 2020 deutlich über die Marke von 1,00 Prozent gestiegen. Mit den Unruhen in den USA hat das indirekt zu tun, weil die den Dollar schwächen und der Verfall der Währung und das Misstrauen in den Greenback den Renditeanstieg befördern.

Angetrieben werden die US-Zinsen derzeit gleich von mehreren Kräften: aktuellen und zukünftigen Konjunkturhilfen, die durch die Demokraten noch großzügiger als bisher vergeben werden dürften; der Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung nach Abklingen von Corona; inflationären Tendenzen, die nun zunehmend von den Rohstoffmärkten befeuert werden – hier ist besonders der Ölmarkt auffallend robust. Ein technischer Grund ist auch der Anleihemarkt selbst, auf dem die Kurse in den vergangenen Jahrzehnten langfristig praktisch nur gestiegen sind und der deshalb an sich schon anfällig für Korrekturen ist.

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Die jüngste Kletterpartie der US-Renditen über 1,00 Prozent muss nicht automatisch die große Wende am Zinsmarkt einleiten. Doch allein ein Anstieg bis auf 1,30 oder 1,50 Prozent dürfte Ängste vor einem regelrechten Anleihecrash schüren.

Allerdings: Weder den Notenbanken noch den Regierungen käme ein abrupter Renditeanstieg gelegen. Es dürfte daher nur eine Frage der Zeit sein, bis es von dieser Seite wieder erneut zu expansiven Maßnahmen kommt, um die fragile wirtschaftliche Erholung und die enorme Verschuldung von Staaten und Unternehmen nicht zu gefährden.

Anleihen wackeln, Aktien bleiben stabil

Der Mix aus Geldschwemme, Konjunkturhoffnung, Inflationierung und steigenden Anleiherenditen ist für die Aktienmärkte keineswegs negativ. Praktisch alle großen Börsen sind derzeit in einer stabilen Verfassung: Der Dow Jones verläuft deutlich oberhalb der Marke von 30.000 Punkten und verteidigt seinen Aufwärtstrend souverän. Der chinesische Shanghai Composite Index hat durch seinen jüngsten Anstieg über 3450 Punkte soeben ein neues Kaufsignal gegeben. Sogar die europäischen Barometer Stoxx 600 und Euro Stoxx 50 nehmen eine Hürde nach der nächsten und könnten bis Frühjahr wieder an ihre alten Rekorde herankommen.

Auch die großen Technologieaktien sind keineswegs gefährlich angeschlagen, wie vielfach befürchtet wird. Zwar haben die bisherigen Protagonisten von Amazon bis Microsoft, von Google bis Facebook, an Dynamik verloren, weil die Macht der Plattform-Imperien ins Visier von Politikern gerät. Der taktgebende Technologieindex Nasdaq 100 hält aber sowohl seinen Aufwärtstrend seit April wie auch das neue Terrain oberhalb der vorangegangenen Kursspitze vom September bei 12.500 Punkten. Auch der Abstand zur steigenden 200-Tagelinie (aktuell bei 10.758 Punkten) ist reichlich und typisch für eine Aufwärtsbewegung. Technologieaktien stecken weltweit in einem intakten Aufwärtstrend. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich dieser Trend in den nächsten Wochen fortsetzt, ist weit höher als die Gefahr eines plötzlichen Absturzes.

Siemens schiebt, BASF kommt, RWE elektrisiert

Im Dax stehen derzeit Konjunktur- und Industrieaktien an der Spitze der Aufwärtsbewegung. Siemens ist erstmals seit drei Jahren wieder über 120 Euro gestiegen, neue Höchstkurse über das bisherige Top von 126 Euro hinaus sollten nur eine Frage von Wochen sein. In den Augen der Börse vollzieht Siemens einen erfolgreichen Shift vom Elektro- und Kraftwerkskonzern hin zu Digitalisierung, Hightech und neuen Energien.

RWE gibt mit dem Anstieg über 35 Euro abermals ein Kaufsignal. Während die Verstromung von Kohle und Gas und die Kernkraft an Bedeutung verliert, kommt die Sparte erneuerbare Energien schneller voran als erwartet. Weltweit ist die Strombranche im Umbruch. Internationale Protagonisten wie Iberdrola oder Enel, die seit Monaten zu den Favoriten der Anleger zählen, werden in den nächsten Jahren hohe, zweistellige Milliardenbeträge in den Ausbau von Wind- und Sonnenenergie stecken. Im Zuge der Klimadiskussion kommt das bei Investoren und Analysten besonders gut an. Für RWE hat Goldman Sachs soeben sein Kursziel auf 46,50 Euro hochgesetzt.

Gut angesprungen sind die Chemieklassiker BASF und Covestro. Sie profitieren nicht nur vom Comeback der Fahrzeugindustrie, sondern vor allem von der Belebung der asiatischen Wirtschaften. Das ist, neben dem Megathema Wasserstoff, auch der entscheidende Grund für die dauerhafte Stärke von Linde.

Spannend wird es bei der Deutschen Bank. Im vergangenen Jahr hatte ausgerechnet das Geschäft mit Wertpapieren wieder eine größere Bedeutung erlangt. Eigentlich ist damit das Risiko gestiegen. Doch wenn die Märkte weltweit gut laufen, kann das auch ein Vorteil sein. Ein Anstieg der Aktie über die Marke von 10 Euro wäre ein wichtiges Kaufsignal.

Fazit zum Dax: Der erstmalige Anstieg auf über 14.000 Punkte passt in den bisherigen Aufwärtstrend des Index. Dass er trotz allgemeiner Krisen (Corona, Brexit, US-Turbulenzen) stattfindet, ist ein Zeichen von Stärke. Der Abstand zur 200-Tagelinie, die aktuell bei 12.334 Punkten verläuft, ist zwar deutlich und macht vorübergehende Rückschläge möglich. Da die Durchschnittslinie selbst nun aber auch dynamisch nach oben dreht, ist dies eher eine Bestätigung der Aufwärtstendenz und kein Zeichen für eine Überhitzung.

Für Anleger heißt das: Gewinne laufen lassen, bei Favoriten in Schwächephasen eventuell nachkaufen – und von Baisse-Spekulationen bis auf weiteres die Finger lassen.