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12.000 Punkte im Dax sind noch lange nicht das Ende

Schwache Wirtschaftsdaten schocken die Börsen nicht mehr. Die Hoffnung auf ein Ende des Handelsstreits zwischen den USA und China sowie auf eine Brexit-Lösung beflügeln vielmehr die Kurse. Das könnte so weitergehen.

Die Schere geht immer weiter auseinander. Während sich die Prognosen zur weltweiten Konjunktur weiter eintrüben, starten die Aktien durch. Der Dax hat mittlerweile wieder die Marke von 12.000 Punkten erreicht, Dow Jones und Nasdaq notieren fast wieder am All-Time-High. In China hat der führende Shanghai Composite seinen mehrjährigen Abwärtstrend nach oben verlassen.

Die Wirtschaftsauguren bleiben pessimistisch. Nur wenn der Brexit nicht sehr hart werde und es im Handelskonflikt zwischen China und den USA bald eine Lösung gäbe, könne eine Rezession noch vermieden werden, so das Ifo-Institut. Die Auftragseingänge in der Industrie haben zuletzt schwer nachgegeben. Damit sind nicht nur die Aussichten für die Wirtschaft in diesem Jahr mau. Ob die von vielen für nächstes Jahr erwartete Erholung auf ein Wachstum von rund zwei Prozent eintritt, wird immer fraglicher.

Sind die Aktienmärkte deshalb schon wieder viel zu weit gelaufen, steht die Kurserholung auf tönernen Füßen?

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Die Börsen haben die aktuell schwache Verfassung der Wirtschaft durchaus berücksichtigt. Wenn man nur auf die führenden Indizes schaut, übersieht man das Ausmaß der Börsenkorrektur, die sich 2018 abspielte. Verantwortlich dafür sind zahlreiche defensive Unternehmen, deren Geschäftsverlauf wenig von allgemeinen Konjunkturschwankungen abhängt. Dieser Effekt ist besonders in den USA ausgeprägt; das zeigt sich vor allem am stabilen Verlauf von Aktien wie Procter & Gamble oder McDonald’s, die den Gesamtindex in wackligen Phasen besser aussehen lassen als es der zyklischen Zitterpartie entspricht. Typische Werte mit Eigenleben sind im Dax die Deutsche Telekom sowie die Versorger E.On und RWE. Die stecken noch mitten in der Energiewende, profitieren hier aber seit einiger Zeit vom Wiederanstieg der Strompreise.

Eine besondere Rolle als Dax-Stabilisator spielt zudem ein Unternehmen, das derzeit in den Meldungen kaum auftaucht, obwohl es mit 90 Milliarden Euro Börsenwert nach SAP der wertvollste deutsche Börsenkonzern ist: die neue Linde. Mit mehr als 40 Prozent Kursplus ist Linde die beste Dax-Aktie im Jahresvergleich. Sie ist vor allem viel besser, als zahlreiche Beobachter vor mehr als einem Jahr meinten, als sie die Fusion zwischen Linde und Praxair scharf kritisierten. Der enorme Kursanstieg der Linde-Aktie zeigt auch, dass die vom langjährigen Konzern-Strategen Wolfgang Reitzle forcierte Fusion eine Erfolgsstory werden dürfte.

Die meisten deutschen Industrieaktien indes haben 2018 schwere Verluste erlitten. Diese Verluste waren zum einen auf besondere Branchenprobleme zurückzuführen, vor allem bei den Autoaktien; und sie waren die Vorwegnahme der aktuell schwachen Wirtschaftsverfassung.

Die frühzeitige Einpreisung der Krise ist der Grund dafür, warum die Aktien jetzt auf die jüngsten, schlechten Nachrichten und Prognosen nicht mehr negativ reagieren. Im Gegenteil: Daimler meldet schwache Verkäufe in den USA, dennoch zieht die Aktie nach oben, nachdem sie zwischen 46 und 52 Euro einen tragfähigen Boden gebildet hat. Auch andere Aktien der Branche, Continental, BMW und VW, haben sich zuletzt deutlich erholen können. Und die deutsche Industrieaktie schlechthin, Siemens, notiert mittlerweile wieder über dem plakativen Niveau von 100 Euro.


Schwächeanfall des Sterling, Comeback für Daimler

Wenn die Wirtschaftsnachrichten jetzt nicht noch wesentlich dramatischer werden, ist die Konjunkturkrise für die Börse abgehakt. Das gilt ebenso für die anderen Dauerbaustellen, den Handelsstreit zwischen USA und China sowie den Brexit.

Besonders anschaulich zeigen das die Währungsmärkte. Das britische Pfund Sterling erlitt direkt nach der überraschenden Brexit-Entscheidung einen Schwächeanfall. Dieser Kurssturz machte offensichtlich, dass der Brexit für die Märkte sehr wohl ein Schock war und keineswegs ein Non-Event. Allerdings hat sich das Pfund nach einer weiteren Schwächephase dann 2018 stabilisiert und zieht seit einigen Monaten gegenüber dem Euro wieder nach oben.

Zum Brexit kommt von den Währungsmärkten ein klares Signal: Egal, wie die Verhandlungen zwischen den Briten und der EU im Einzelnen ausgehen werden, die Währungsmärkte rechnen mit einer verträglichen Lösung. Und eine solche Lösung sollte dazu führen, dass weder die Wirtschaft auf der Insel noch auf dem Festland deshalb schwer unter Druck kommt.

Auch im Handelsstreit zwischen USA und China deuten die Währungsmärkte eine Lösung an, wenngleich der chinesische Renminbi gegenüber dem Dollar mittelfristig nicht so stark aussieht wie das Pfund gegenüber dem Euro. Zweimal, 2016 und 2018, hat die chinesische Währung ihr Tief gegenüber dem Greenback verteidigt und seitdem Boden gut gemacht. Geht es nach der Indikation der Währungsmärkte, wird es zwischen den USA und China im Handelskonflikt eine Übereinkunft geben, bei der die Chinesen ihr Gesicht wahren und Trump sich als partieller Sieger geben kann. Die Währungsmärkte signalisieren aber auch, dass der große Dualismus zwischen den USA und China damit nicht aus der Welt geschafft wird.

Bei Daimler hat das Comeback begonnen

Eine mögliche Lösung im Handelskonflikt dürfte, zusammen mit neuen chinesischen Konjunkturprogrammen, der Hauptgrund werden, der die Wirtschaft auch in Europa im weiteren Jahresverlauf aus dem Tief zieht. Hausgemachte Erholungen kommen dazu.

Der Präzedenzfall dafür dürfte Daimler werden. Das Unternehmen ist in den vergangenen Jahren im Zuge der Abgasaffäre und im Wandel hin zu neuen Antriebstechniken schwer unter die Räder gekommen. Obwohl Daimler gute Verkaufszahlen und Top-Gewinne geliefert hat, hat sich der Aktienkurs von 2015 bis 2018 halbiert. Nun geht es um das Comeback. Der Auslöser für die Erholung dürfte der Wechsel in der Unternehmensführung und die neue Unternehmensstruktur werden, eine Holding und darunter die drei operativen Einheiten Autos, Lastwagen und Dienstleistungen. Daimler-Aktien stehen derzeit etwa da, wo sich E.On-Aktien 2016 befanden.

Auch andere gefallene Engel kommen wieder. Bei Covestro sind die Kurse länger und tiefer als erwartet gesunken; nun gibt es erste Signale einer Wende. Infineon erlitt mit den jüngsten Prognosekürzung noch einmal einen Schwächeanfall, konnte diesen aber schnell wieder ausbügeln. An der langfristig vielversprechenden Position Infineons für den Mobilitätsmarkt ändert das nichts. Allianz, mehr ein Trendwert als ein Turnaround, ist gerade dabei, die Hochpunkte aus dem Jahr 2018 zu übertreffen.

Fazit für den Dax: Wenn die Wirtschaft nicht noch völlig abkippt, wird es 2018 ein marginales Wachstum geben und die Hoffnung auf ein stärkeres 2019. Die Zinsen werden extrem niedrig bleiben, bei den geopolitischen Krisen gibt es Hoffnung auf verträgliche Lösungen. Durch den Kurssturz des vergangenen Jahres sind viele Aktien bewertungstechnisch günstig, die großen technologischen Trends (Internet, Digitalisierung, Mobilität) sind ungebrochen. Die Grundtendenz im Dax zeigt damit weiterhin nach oben. Der für April erwartete Rücksetzer ist nach wie vor möglich, nur dürfte er kaum noch bis auf 11.200 Punkte hinab gehen, sondern womöglich etwa bis auf 11.700 Punkte. Im Mai könnte der Dax dann in den Bereich 12.500 bis 12.600 Punkte vordringen.