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Auf der Überholspur

Nachdem Ende April die diesjährige Hannover Messe ihre Pforten geschlossen hat, haben auch die größten Skeptiker anerkennend zur Kenntnis genommen: Der deutsche Mittelstand hat die Herausforderungen der Digitalisierung angenommen. Mehr noch: Nachdem er lange Zeit den technologischen Anschluss zu verpassen drohte, schickt er sich nunmehr an, zum Treiber dieser Revolution zu werden. Immer mehr Gejagte werden nun zum Jäger.

„Die Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau haben das Thema Industrie 4.0 auf dem Schirm“, ist Thilo Brodtmann, Hauptgeschäftsführer des Maschinenbauverbandes VDMA, überzeugt. Dieser Stimmungseindruck ergibt sich auch aus der Mittelstandsumfrage der Commerzbank (Juni 2016) bei 4000 mittelständischen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 2,5 Millionen Euro. Immerhin fast zwei Drittel der befragten Unternehmen nutzen bereits die Möglichkeiten der Digitalisierung, um ihr bestehendes Angebot zu optimieren. Knapp ein Fünftel ist – über alle Branchen hinweg – in wesentlichen Bereichen ihrer Geschäftstätigkeit durch die Digitalisierung geprägt.

„Die Studie zeigt, wie sehr der Mittelstand verinnerlicht hat, dass Erfolg in Zeiten der digitalen Transformation ganz maßgeblich auch eine Frage der Unternehmenskultur ist“, resümiert Markus Beumer, Vorstand der und dort verantwortlich für das Mittelstandsgeschäft. Auch Christoph Kilger, Partner bei EY Advisory, beobachtet, dass das Thema Digitalisierung in den letzten zwölf Monaten flächendeckend im Mittelstand angekommen ist. „Industrie 4.0 wird vom Mittelstand zunehmend „verstanden.“

Immer mehr Produkte und Dienstleistungen basieren mittlerweile auf der Idee, dass Maschinen untereinander selbstständig kommunizieren und Menschen und Roboter quasi Hand in Hand zusammenarbeiten. So entstehen neue Techniken, Produkte und Geschäftsmodelle. „Es geht dabei meistens um Produktivitätssteigerung und Erhöhung der Flexibilität in Vertrieb, Produktion und Service“, erläutert EY-Experte Kilger. Statt standarisierter Massenwaren verlangen immer mehr Industriekunden, dass sich selbst kleinste Losgrößenmengen ohne Mehrkosten individuell konfigurieren und fertigen lassen.

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Im Tagesgeschäft neue Dinge ausprobieren

Anders, als es eine Reihe von Experten prognostizieren, erwartet der Mittelstand laut der Commerzbank-Studie keinen Jobabbau durch Digitalisierung. Im Gegenteil: Die Ergebnisse der Umfrage deuten darauf hin, dass die digitale Transformation im deutschen Mittelstand zu einem Zuwachs an Arbeitsplätzen führen wird. Demnach rechnen 43 Prozent der befragten Firmen mit einem steigenden, 48 Prozent mit einem gleichbleibenden Personalbestand.

Damit hat im Mittelstand ein Umdenken stattgefunden. Erwarteten im Jahr 2015 noch 40 Prozent der Unternehmen negative Beschäftigungseffekte, so sind es in der jüngsten Befragung nur noch acht Prozent. „Der Optimismus hängt sicherlich damit zusammen, dass die Unternehmer inzwischen Erfahrung im Umgang mit der Digitalisierung sammeln konnten und dadurch eine Vorstellung von den Möglichkeiten haben, die damit einhergehen“, interpretiert Commerzbank–Vorstand den Trendwechsel. „Das klappt nur, wenn man neben dem Tagesgeschäft neue Dinge ausprobiert.“

Für Beumer zählt der Mittelstand ganz klar zu den Gewinnern der digitalen Transformation, weil er typischerweise auf Geschäftsfeldern agiert, wo Expertenwissen, Innovation und Flexibilität eine große Rolle spielen. „Deshalb wird hier der Bedarf an Fachleuten weiter steigen, während es eher die einfacheren, standardisierten Tätigkeiten sind, die zunehmend von vernetzten Maschinen erbracht werden können“, so Beumer.

Schon heute sucht die überwiegende Mehrheit der befragten Unternehmen qualifiziertes Personal. 68 Prozent gaben an, Bedarf an Kräften mit mehrjähriger Erfahrung zu haben. Zugleich registrieren sie starkes Interesse an Weiterqualifizierung der bestehenden Belegschaft. Darüber hinaus haben vieler Mitarbeiter den Wunsch, stärker in die strategische Ausrichtung des Unternehmens einbezogen zu werden. „In der Weiterentwicklung des vorhandenen Personals liegt noch viel Potenzial“, glaubt daher Jürgen Meffert, Director bei der Unternehmensberatung McKinsey & Company, der Schirmherr der Studie ist.

KONTEXT

Checkliste Digitales für Mittelständler

Quelle

Häufig wissen Mittelständler nicht, wie sie die Digitalisierung angehen sollten. Experte Thomas Denk vom Beratungshaus Deliberate in Böblingen empfiehlt ein strukturiertes Vorgehen.

1. Situation analysieren

Vor der Gestaltung der digitalen Transformation steht die Analyse. Was passiert gerade in meiner Branche, wie stellen sich die Konkurrenten auf, wo stehen wir und welche Ideen haben wir?

2. Erwartungen der Kunden erfüllen

Digitalisierung heißt, die veränderten Bedürfnisse der Kunden zu berücksichtigen. Hilfreich dabei: eine offene Kommunikation - direkt und über soziale Medien.

3. Kulturwandel vorantreiben

Kontinuierliche Veränderung ist notwendig. Dafür muss man bereit sein, Geschäftsprozesse ständig auf den Prüfstand zu stellen.

4. Datenqualität sichern

Nicht die Menge an Daten ist entscheidend, sondern ihre Qualität und Verknüpfung. Mittelständler sollten nur Daten erheben, die sie benötigen.

5. Ressourcen bereitstellen

Digitale Transformation wird von Menschen vorangetrieben. Dafür muss ein Chef Ressourcen bereitstellen und Know-how aufbauen.

6. Kommunikation sicherstellen

Unternehmen, die in Silos strukturiert sind, werden bei der digitalen Transformation scheitern. Benötigt wird permanenter Austausch über Motive, Ansätze und Ziele.

7. Digitalisierungsstrategie verankern

Die digitale Strategie muss Bestandteil der Unternehmensstrategie sein, klar definiert und schriftlich festgehalten werden. So kann jeder Mitarbeiter nachlesen, welche Auswirkungen sie auf das Alltagsgeschäft hat.

8. Klare Verantwortlichkeit schaffen

Digitale Transformation braucht Führung. Hilfreich ist dabei ein Chief Digital Officer, der Stratege, Projektmanager, Impulsgeber und Change Manager ist.

9. Risiken im Auge behalten

Bei jeder Veränderung darf die Arbeit an betrieblichen Abläufen und internen Strukturen nicht den Blick auf den Kunden verstellen.

10. Flexibilität schaffen, Netzwerk pflegen

Digitale Geschäftsmodelle entwickeln sich oft rasant, das erschwert Planungen. Neben der Strategiearbeit ist ein gutes Netzwerk aus Kunden, Partnern und Zulieferern wichtig.

11. Reporting aufsetzen

Digitalisierung lässt sich messen. Um Chancen auszuschöpfen, ist ein Reporting für das ganze Unternehmen notwendig.