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Geely ist in Europa durch spektakuläre Firmenkäufe bekannt geworden. Was Daimler zum Einstieg der Chinesen sagt – und was Analysten davon halten.

Geely ist in Europa durch spektakuläre Firmenkäufe bekannt geworden. Was Daimler zum Einstieg der Chinesen sagt – und was Analysten davon halten.

Was ist passiert?

Der chinesische Autokonzern Geely hat sich 9,7 Prozent der Aktien von Daimler gesichert. Damit ist das Unternehmen auf einen Schlag zum größten Einzelaktionär beim deutschen Konkurrenten geworden. Bisher war der Staatsfonds von Kuwait mit 6,8 Prozent größter Anteilseigner des Dax-Konzerns.

Wer steckt hinter Geely?

Li Shufu gründete den Konzern 1986 und stellte zunächst Kühlschrankteile her. In China trägt er den Spitznamen „Zaoche Fengzi“ („der verrückte Autobauer“): Das erste Automodell, das er auf den Markt brachte, glich optisch ausgerechnet einer schlechten Kopie eines Mercedes. Das brachte ihm eine Urheberrechtsklage von Daimler ein. Dem US-Magazin „Forbes“ zufolge ist der 54-jährige Li Shufu der zehntreichste Chinese mit einem Vermögen von geschätzt 16,5 Milliarden Dollar. In Europa ist Geely in den letzten Jahren aber vor allem durch seine spektakulären Firmenkäufe bekannt. Den Chinesen gehört mittlerweile der malaysische Massenhersteller Proton, die britische Sportwagenmarke Lotus, der Hersteller der Londoner Taxis und seit 2010 die schwedische Traditionsmarke Volvo. Ende des vergangenen Jahres stieg Geely auch beim gleichnamigen Nutzfahrzeug-Hersteller Volvo Trucks zum größten Aktionär auf.

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Was sagt Daimler zum Geely-Einstieg?

„Daimler freut sich mit Li Shufu einen weiteren langfristig orientierten Investor gewonnen zu haben“, teilte der Autobauer am Freitagabend mit. Und tatsächlich: Als reine Investoren sind die Chinesen aus Sicht von Vorstandschef Dieter Zetsche und Finanzchef Bodo Uebber durchaus willkommen. Anders als Volkswagen und BMW hat Daimler keine Familie als Ankeraktionär, die den Konzern langfristig schützt.

Daimler gilt als chronisch unterbewertet und ist damit ein potenzielles Ziel für aktivistische Investoren. Analysten fordern schon die Abspaltung der Lastwagentochter. Zetsche und Uebber haben bereits die Gründung einer Holding angekündigt, Verkäufe einzelner Töchter aber ausgeschlossen.

Was kann Daimler zusammen mit Geely erreichen?

Der neue chinesische Großaktionär Geely hat dem Stuttgarter Autobauer Daimler ein langfristiges Engagement zugesagt. Er freue sich, „Daimler auf dem Weg zu einem der weltweit führenden Anbieter von Elektromobilität zu begleiten“, erklärte Geely-Chef Li Shufu am Samstag in einer Mitteilung. „Die Wettbewerber, die uns im 21. Jahrhundert technologisch herausfordern, kommen nicht aus der Automobilindustrie“, betonte Li. Man brauche Freunde und Partner, um diesen „Eindringlingen von außen“ mit vereinten Kräften zu begegnen. „Es ist Zeit für ein neues Denken. Mein Engagement bei Daimler reflektiert diese Vision.“

Daimler verweist zwar darauf, mit BAIC und BYD bereits zwei Partner in China zu haben – auch für die Entwicklung und den Bau von Elektroautos. Verärgern wolle Daimler diese langjährigen Beziehungen nicht, hieß es Anfang Februar aus Industriekreisen.

Mit der angekündigten Quote für Elektroautos ab 2019 setzt die Regierung in Peking sowohl die inländischen als auch die ausländischen Hersteller unter enormen Druck, schnell zu handeln.

Was sagen Analysten und Experten zum Geely-Einstieg?

Analyst Arndt Ellinghorst von Evercore ISI vermutet, dass der Kauf des Aktienpakets vor allem einen Hintergrund hat: Volvo. „Geely braucht mittelfristig einen Partner für Volvo“, sagte er in einer ersten Einschätzung. „Mercedes könnte Volvo mit Technologie unterstützen oder die Marke gar ganz übernehmen. Ohne industrielle Ambitionen investiert niemand soviel Geld in Daimler.“ Frank Biller, Autoanalyse von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) sagte der Nachrichtenagentur Bloomberg, für Daimler öffne sich mit dem Geely-Einstieg ein neuer Weg nach China.

Ferdinand Dudenhöfer, Autoexperte der Universität Duisburg-Essen begrüßt den Einstieg ebenfalls. Bereits bei Volvo habe sich gezeigt, dass Shufu seinen Zukäufen genügend Raum lasse. Die schwedische Marke könne „sich entfalten“ und blühe auf „wie nie zuvor“. Zudem sei Geely ein wichtiger Partner in einer Zeit, in der zunehmend Unternehmen wie Apple, Google oder Amazon in das Mobilitätsgeschäft drängten. Geely könne seine „Technologiemacht“ den Silicon-Valley-Konzernen entgegenstellen.

Wird Geely weitere Anteile an Daimler erwerben?

Nach eigenen Angaben will Geely seinen Anteil bei knapp zehn Prozent belassen. Es sei vorerst nicht geplant, weitere Aktien zu kaufen, teilte sein Konzern Zhejiang Geely am Samstag mit. Li werde sich vollständig an die Regeln des Stuttgarter Autobauers halten und dessen Werte und Firmenkultur respektieren. „Daimler ist ein herausragendes Unternehmen mit einem erstklassigen Management“, wurde Li in der Mitteilung zitiert. Es sei eine Ehre, Konzernchef Dieter Zetsche und dessen Team zu unterstützen.