KIEW/ODESSA (dpa-AFX) -Trotz russischer Luftangriffe auf Hafenanlagen haben seit September bereits wieder über 70 Handelsschiffe ukrainische Seehäfen am Schwarzen Meer angelaufen. Marinesprecher Dmytro Pletentschuk bezifferte dabei das Exportvolumen am Donnerstag im ukrainischen Auslandsfernsehen auf fast 1,5 Millionen Tonnen pro Monat. Während des bis zum Sommer von Russland mitgetragenen Abkommens über die Ausfuhr ukrainischen Getreides waren es durchschnittlich 2,8 Millionen Tonnen an Agrargütern pro Monat.
Der Schlüssel für den Aufwärtstrend seien geringere Versicherungskosten, sagte der Sprecher. Diese seien gesunken, nachdem im September erste Frachter trotz der Gefahr durch russischen Beschuss unbeschadet ukrainische Schwarzmeerhäfen angelaufen und wieder verlassen hatten. "Und außerdem hat sich dieser Kanal bereits in einen Export-Import-Kanal verwandelt", betonte Pletentschuk. Russland hatte seine Versuche einer Seeblockade mit der Verhinderung von Waffenimporten auf dem Seeweg in die Ukraine begründet.
Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine vor über 20 Monaten war der ukrainische Seehandel zum Erliegen gekommen. Trotz des laufenden Krieges konnte - durch Vereinte Nationen und die Türkei vermittelt - für fast zwölf Monate ein sogenannter "Getreidekorridor" eingerichtet werden. Ziel war es, zur Stabilisierung der internationalen Lebensmittelpreise den Export von ukrainischem Getreide zu erleichtern. Schiffe konnten in dieser Zeit nur nach vorheriger russischer Kontrolle ukrainische Seehäfen anlaufen. Moskau hatte das Abkommen im Juli auslaufen lassen. Im September erklärte Kiew daraufhin, selbst für die sichere Passage zu sorgen.