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Österreich setzt auf grünen Wasserstoff für die Industrie

Der österreichische Stromkonzern Verbund und Siemens wollen gemeinsam grünen Wasserstoff herstellen. Die Anlage soll in diesem Jahr in Betrieb gehen.

Nach Angaben von Verbund beträgt die globale Wasserstoffproduktion 500 Milliarden Tonnen pro Jahr. Noch würden 95 Prozent aus Erdgas und Kohle erzeugt. Foto: dpa
Nach Angaben von Verbund beträgt die globale Wasserstoffproduktion 500 Milliarden Tonnen pro Jahr. Noch würden 95 Prozent aus Erdgas und Kohle erzeugt. Foto: dpa

Österreichs größter Stromkonzern Verbund und Siemens glauben, dass Wasserstoff in den kommenden Jahren vor allem in der Industrie Anwendung findet: „Wir sehen den Einsatz von Wasserstoff im industriellen Bereich, aber nicht im Autobereich“, sagte Verbund-Vorstandschef Wolfgang Anzengruber auf einer Energiekonferenz in Fuschl bei Salzburg. Auch Wolfgang Hesoun, CEO von Siemens Österreich, hält das derzeit für den effizienteren Weg.

Wie die beiden Konzernlenker am Mittwoch bestätigten, wird noch im laufenden Jahr das erste Pilotprojekt zur Herstellung des sogenannten grünen Wasserstoffs auf dem Gelände des Stahlkonzerns Voestalpine in Linz in Betrieb gehen. „Wir werden Ende des Jahres den ersten Wasserstoff aus erneuerbarer Energie erzeugen“, verspricht CEO Anzengruber. Bei der Elektrolyse von Wasser wird mit erneuerbarem Strom Wasserstoff produziert.

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Laut Verbund ist die Linzer Anlage das größte Pilotprojekt dieser Art in Europa. Es wird zu zwei Dritteln von der Europäischen Union gefördert. „Unser Ansatz kann einen wesentlichen Beitrag für den Klimaschutz leisten“, ist sich der langjährige Verbund-Chef Anzengruber sicher. Das Elektrolyse-Verfahren habe den Vorteil, den grünen Wasserstoff vor Ort produzieren zu können. Daher würden Transportkosten wegfallen.

Derzeit wird Wasserstoff in Österreich aber ähnlich wie in Deutschland fast ausschließlich als Nebenprodukt der Erdgasindustrie erzeugt und hat daher keine besonders gute CO2-Bilanz.

Hingegen kann über die Elektrolyse aus Wasser mit erneuerbarem Strom Wasserstoff erzeugt werden, der bei Bedarf in Strom umgewandelt und ins Netz eingespeist werden kann. Wasserstoff kann aber auch direkt eingesetzt werden, zum Beispiel als Rohstoff in der Chemie. Es entstehen klimaneutrale Brennstoffe, die leicht speicherbar sind – allerdings mit hohen Effizienzverlusten.

Mit Wasserstoff betriebenen Autos geben Verbund und Siemens hingegen derzeit aus wirtschaftlichen Gründen noch keine Chancen. „Das ist ein Thema, das wir in 15 bis 20 Jahren diskutieren werden“, sagte Anzengruber am Mittwoch. Die wirtschaftliche Lösung sei vorerst die Elektromobilität. Derzeit gibt es in Österreich zudem nur sehr wenige Wasserstoff-Tankstellen.

Hesoun bezifferte die Kosten auf rund eine Million Euro pro Wasserstoff-Tankstelle. Deshalb zögert auch der in Wien ansässige, teilstaatliche Öl- und Gaskonzern OMV mit Investitionen. Derzeit besitzt der Energiekonzern nur fünf Wasserstoff-Tankstellen im österreichischen Heimatmarkt und acht in Deutschland. Die erste Wasserstoff-Tankstelle eröffnete die OMV bereits vor sieben Jahren.

Verbund und Siemens fordern von Europa und insbesondere von Deutschland sowie Österreich mehr Anstrengungen auf dem Gebiet des grünen Wasserstoffs. Die beiden Konzerne sind überzeugt, dass hierzulande eine Innovationsführerschaft übernommen werden könnte, da die USA das Thema Wasserstoff links liegen lassen.

„Europa und Österreich haben die Chance, eine Position an vorderster Front zu erreichen“, sagte Anzengruber. Siemens-Österreich-Chef Hesoun sagte: „Wir treiben die Marktfähigkeit der neuen Technologien voran. Die Technologien müssen aber gefördert werden, um die Innovationen zu voranzutreiben.“ Anzengruber forderte neben der finanziellen Hilfe auch Reformen bei der Regulierung des Energiesektors, um innovativen Technologien zum Durchbruch in Europa zu verhelfen.

Kurz will Österreich zur Wasserstoff-Nation Nummer eins machen

Beim früheren Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz stößt er damit auf offene Ohren. Kurz hat im derzeit laufenden Wahlkampf angekündigt, Österreich zur Wasserstoff-Nation Nummer eins in Europa machen zu wollen. Der 33-Jährige hat bei den Wahlen Ende September die größten Chancen, wieder Kanzler zu werden.

Geht es nach Kurz, soll es bereits bis 2025 ein flächendeckendes Netz an Wasserstoff-Tankstellen in Österreich geben. Außerdem will er Unternehmen bei der Erforschung von Wasserstoffantrieben mit einer halben Milliarde Euro in den nächsten zehn Jahren unterstützen.

Nach Angaben von Verbund beträgt die globale Wasserstoffproduktion 500 Milliarden Tonnen pro Jahr. Noch würden 95 Prozent aus Erdgas und Kohle erzeugt. Im Fall Österreichs funktioniere laut Verbund die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Energiewirtschaft bereits gut. Derzeit planen Verbund und der Energiekonzern OMV eine weitere Anlage für grünen Wasserstoff auf der Wiener Raffinerie Schwechat für die Petrochemie.

In Österreich stammen nach Angaben des Stromkonzerns 45 Prozent der CO2-Emmissionen von der Industrie. Allein die Voestalpine, einer der größten Konzerne des Landes, ist für rund zwölf Prozent der CO2-Emissionen in der Alpenrepublik verantwortlich.

Anzengruber fordert in der Klimaschutzpolitik jedoch mehr Sachlichkeit. „Wir werden auch in Zukunft fossile Energien brauchen“, sagte der Verbund-CEO. Es könne nicht darum gehen, eine Voestalpine aus Österreich zu vertreiben. „Die Industrie wird nur dann aktiv, wenn Wasserstoff wirtschaftlich wird“, prognostiziert er. „Heute ist Wasserstoff noch nicht wettbewerbsfähig. Das ist aber kein Beinbruch.“

Österreich hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2030 will das Alpenland seine Stromversorgung komplett aus grünen Quellen beziehen. Dank der zahlreichen Wasserkraftwerke beträgt der Anteil der erneuerbaren Energien in der Alpenrepublik bereits heute 75 Prozent. Strom aus Wasserkraft ist das Kerngeschäft der börsennotierten, teilstaatlichen Verbund AG.