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Ölkonzern OMV erwartet Fertigstellung von Nord Stream 2 bis 2021

CEO Seele ist überzeugt, dass die Gaspipeline trotz des politischen Drucks zu Ende gebaut wird. Von der EU fordert er Gegenmaßnahmen auf die US-Sanktionen.

Wenn es um die Gaspipeline Nord Stream 2 geht, kann sich Rainer Seele richtig in Rage reden. Der CEO des Öl- und Gaskonzerns OMV wirft den Amerikanern in ihrem Kampf gegen die Gasleitung durch die Ostsee vor, rein ökonomische Eigeninteressen zu verfolgen. „Es geht darum, das teure US-Flüssiggas nach Europa zu exportieren“, sagt der langjährige Ölmanager. Die Amerikaner hätten sich zum Ziel gesetzt, den Europäern den Import von preiswertem Gas aus Russland zu behindern.

Von der Europäischen Union (EU) fordert der Konzernchef mehr Selbstbewusstsein beim Durchsetzen der energiepolitischen Interessen. „Ich bin enttäuscht, was für einen schwachen Auftritt Europa abliefert“, sagt der OMV-Chef zu den Auseinandersetzungen mit den Amerikanern.

Er fordert auf die US-Sanktionen im Fall von Nord Stream 2 entsprechende Gegenreaktionen aus Brüssel. „Wir Europäer müssen uns ernsthaft mutige Gegenmaßnahmen überlegen“, meint der 59-jährige Energiemanager.

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Zuletzt hatten die Sanktionen der USA gegen die Schweizer Firma Allseas das Milliardenprojekt in der Ostsee gestoppt. Das Unternehmen zog seine Spezialschiffe zur Verlegung der Stahlrohre ab, um somit Sanktionen der Amerikaner zu entgehen.

Nord Stream 2 wird nicht nur von den Amerikanern, sondern auch von einer Reihe osteuropäischer Staaten bekämpft. Dazu zählen insbesondere Polen, das Baltikum und die Ukraine, die um ihre wirtschaftliche Rolle als Gastransitland fürchtet. Die Ukraine nahm in der Vergangenheit rund zwei Milliarden Euro für den Gastransit nach Europa pro Jahr ein. Das Geld aus Moskau ist ein wichtiger Posten im Staatshaushalt der ehemaligen Sowjetrepublik.

Der österreichische Energiekonzern OMV ist einer der Finanzier der Pipeline von Russland nach Deutschland. Der teilstaatliche Öl- und Gaskonzern ist seit vielen Jahrzehnten einer der wichtigsten Geschäftspartner des russischen Energieriesen Gazprom. Seele pflegt zu den Russen seit langem ein enges Verhältnis. Der frühere Chef der BASF-Tochter Wintershall ist bereits seit acht Jahren Präsident der Deutsch-Russischen Außenhandelskammer in Moskau.

„Nord Stream 2 wird fertiggebaut“

Seele erwartet, dass es durch die US-Sanktionen gegen Firmen, die am Bau von Nord Stream 2 beteiligt sind, zwar zu Verzögerungen kommt. Doch von der Fertigstellung ist der Öl- und Gasmanager zutiefst überzeugt. „Nord Stream 2 wird fertiggebaut“, sagt Seele. „Ich werde mich mit allen meinen Möglichkeiten dafür einsetzen, dass Nord Stream 2 im nächsten Jahr fertiggestellt wird.“

Seeles Aussagen decken sich mit der Einschätzung des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Auch er rechnet mit einer möglichen Verzögerung bis 2021.

Ursprünglich sollte Nord Stream 2 bereits Ende 2019 fertiggestellt werden. „Wir werden das sicherlich eigenständig zu Ende bringen – unabhängig und ohne Beteiligung von ausländischen Partnern“, sagte der Kreml-Chef nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am vergangenen Wochenende in Moskau. „Ich hoffe, dass die Arbeit bis Ende des laufenden Jahres oder im ersten Quartal des kommenden Jahres abgeschlossen wird und die Gasleitung in Betrieb genommen wird“, sagte Putin.

Seele hingegen ist nicht ganz so sicher. Auf ein Datum für die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 wollte sich der OMV-Chef, der beste Verbindungen zum russlandfreundlichen österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) unterhält, nicht festlegen.

Am Dienstag traf Seele zusammen mit anderen Konzernchefs den österreichischen Regierungschef, der das neue Programm der schwarz-grünen Regierung vorgestellt hat. Der österreichische Staat ist mit 31,5 Prozent der Aktien der größte Investor der OMV.

Die 1230 Kilometer lange Ostsee-Pipeline wird von der im schweizerischen Zug ansässigen Gazprom-Tochter Nord Stream 2 AG gebaut. Die OMV hat nicht nur wegen des durchgeleiteten Gases ein hohes Interesse an der Gasleitung durch die Ostsee. Sie hat dem Bauherrn Gazprom bei der Finanzierung geholfen.

Nach Unternehmensangaben haben die Österreicher die Gaspipeline mit bislang 687 Millionen Euro finanziert. Zugesagt sind insgesamt 950 Millionen Euro als Darlehen. „Wir sind Investor einer Infrastruktur. Nach der Fertigstellung wollen wir, dass unser Darlehen zurückgezahlt wird.“

Die 9,5 Milliarden Euro teure Leitung wird von Gazprom, Wintershall, Uniper sowie den Ölkonzernen OMV, Shell und dem französischen Energieunternehmen Engie finanziert. Gazprom trägt die Hälfte der Investitionskosten.

Nord Stream 2 ist die Erweiterung der bereits bestehenden Nord-Stream-Erdgas-Pipeline. Die Kapazitäten auf der Pipelinetrasse werden sich mit der Inbetriebnahme von Nord Stream 2 verdoppeln.