Werbung
Deutsche Märkte schließen in 6 Stunden 59 Minuten
  • DAX

    18.208,39
    +70,74 (+0,39%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.027,92
    +19,75 (+0,39%)
     
  • Dow Jones 30

    38.503,69
    +263,71 (+0,69%)
     
  • Gold

    2.331,30
    -10,80 (-0,46%)
     
  • EUR/USD

    1,0691
    -0,0014 (-0,13%)
     
  • Bitcoin EUR

    62.392,11
    +486,72 (+0,79%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.436,34
    +12,24 (+0,86%)
     
  • Öl (Brent)

    83,47
    +0,11 (+0,13%)
     
  • MDAX

    26.544,30
    -80,72 (-0,30%)
     
  • TecDAX

    3.316,86
    +29,95 (+0,91%)
     
  • SDAX

    14.291,65
    +31,94 (+0,22%)
     
  • Nikkei 225

    38.460,08
    +907,92 (+2,42%)
     
  • FTSE 100

    8.087,83
    +43,02 (+0,53%)
     
  • CAC 40

    8.120,49
    +14,71 (+0,18%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.696,64
    +245,33 (+1,59%)
     

Ökonomen-Stimmen zur Wirtschaftsentwicklung in Deutschland

FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit 2,7 Prozent Wachstum hat sich die deutsche Wirtschaft 2021 nach dem Corona-Tief zurückgemeldet. Allerdings fiel der vom Statistischen Bundesamt am Freitag anhand erster Zahlen vermeldete Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) geringer aus als erhofft. Zudem erreichte die Leistung in den meisten Wirtschaftsbereichen noch nicht wieder das Vorkrisenniveau. Im Jahr 2020 war das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland infolge der Pandemie nach jüngsten Daten um 4,6 Prozent eingebrochen. Im vierten Quartal 2021 schrumpfte derweil nach einer ersten Schätzung der Wiesbadener Behörde die Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorquartal.

Einschätzungen von Ökonomen:

Nils Jannsen, Leiter Konjunktur Deutschland am IfW Kiel

"Wichtig für die Einordnung der Zahlen ist, dass in das amtliche Jahresergebnis zum BIP nun erstmals Lizenzeinnahmen des Impfstoffentwicklers Biontech <US09075V1026> eingeflossen sind, die zum Jahresende fällig wurden. Sie alleine dürften für rund 0,5 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung verantwortlich sein. Ohne die Lizenzzahlung hätte die Zuwachsrate entsprechend bei circa 2,2 Prozent statt jetzt 2,7 Prozent gelegen."

WERBUNG

Carsten Brzeski, Chefvolkswirt ING

"Enttäuschende Wachstumszahlen, da Störungen in den globalen Lieferketten die industrielle Aktivität lahmlegten. Die Jahreszahlen verbergen eine Schrumpfung der Wirtschaft im letzten Quartal 2021 und unterstreichen das hohe Risiko für die Wirtschaft, zum Jahreswechsel in eine regelrechte Rezession zu geraten."

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank

"In normalen Zeiten wäre die Freude über eine Wachstumsrate von 2,7 Prozent groß. Doch die Zeiten sind derzeit alles andere als normal. Eigentlich hätte das vergangene Jahr von einem kräftigen Nachholprozess gekennzeichnet sein sollen. Doch es kam anders. Das Jahr war von Corona stärker geprägt als zu erwarten gewesen war. Darunter litt der Dienstleistungssektor. Die Materialknappheiten wurden für das verarbeitende Gewerbe zu einer schwerwiegenden Belastung."

Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs 'Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft' am ZEW Mannheim

"Die Erholung von der Pandemie ist wegen der Lieferengpässe und der neuen Infektionswellen seit dem Herbst bislang enttäuschend verlaufen. Dies ist aber kein Grund für Konjunkturpessimismus für das neue Jahr. Die aufgestaute Nachfrage ist hoch und wird für ein sehr kräftiges Wachstum sorgen, wenn die Bremswirkungen der Lieferengpässe und der Omikron-Welle nachlassen."

Andrew Kenningham, Chefvolkswirt für Europa Capital Economics

"Die deutsche Wirtschaft hinkt bei ihrer Erholung vielen ihrer Konkurrenten hinterher, darunter die USA, Frankreich und Großbritannien. Wir gehen davon aus, dass das deutsche BIP auch in diesem Jahr weniger wachsen wird als vom Markt erwartet."

Jörg Krämer, Chefvolkswirt Commerzbank

"Offenbar hat der coronabedingte Einbruch bei den Dienstleistungen das sich mittlerweile abzeichnende leichte Plus in der Industrie überkompensiert. Für das erste Quartal erwarten wir wegen der um sich greifenden Omikron-Variante ein weiteres Minus. Danach dürfte die deutsche Wirtschaft aber kräftig anziehen. Für das gesamte Jahr rechnen wir weiter mit einem Plus von 3,0 Prozent."

Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa DWS

"Deutschland dürfte mit dem Wachstum von unter drei Prozent zu den Schlusslichtern Europas gehören. Dabei muss man beachten, dass die Wirtschaftsleistung in anderen europäischen Ländern während der Pandemie erheblich stärker eingebrochen war. Hinzu kommt, dass der Mangel an Vorprodukten der deutschen Wirtschaft im vergangenen Jahr besonders zugesetzt hatte. Wachstumstreiber im vergangenen Jahr waren der staatliche Konsum, die Exporte und die Ausrüstungsinvestitionen. Der private Konsum ist hingegen nicht gewachsen."

Jens-Oliver Niklasch, Volkswirt Landesbank Baden-Württemberg

"Das war sogar noch einen kleinen Tick besser als von uns erwartet. (…) Zumindest die Wirtschaft passt sich offenbar immer besser an die Pandemie an. Die Aussichten für 2022 stehen damit gar nicht schlecht angesichts des hohen Auftragsbestands im Verarbeitenden Gewerbe und des Nachholpotentials für den privaten Konsum. Aber wir alle sind gebrannte Kinder. Die Störungen der Lieferketten, Unwägbarkeiten der Pandemie, dazu die hohen Energiekosten. Es gibt weiterhin viele Gründe, sich Sorgen um die Konjunktur zu machen."

Christoph Swonke, Konjunkturanalyst der DZ Bank

"Die deutsche Volkswirtschaft ist im vergangenen Jahr zwar um 2,7 Prozent gestiegen - das Vorkrisenniveau ist aber noch lange nicht erreicht. Im zweiten Pandemiejahr gab es wegen des langen Lockdowns einen schwachen Start. Ab Sommer kam es zu spürbaren Nachholeffekten, die für die deutsche Wirtschaft eine große Stütze waren. Die internationalen Lieferkettenprobleme bremsten im Jahresverlauf aber das Wirtschaftswachstum und verhinderten eine stärkere Erholung nach dem wirtschaftlichen Einbruch im Vorjahr. Im Schlussquartal dämpfte die vierte Corona-Welle schon wieder die Dynamik (...). Insgesamt lag das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2021 somit zwei Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Mit der aktuellen Omikron-Virus-Welle steht zudem der wirtschaftliche Jahresanfang 2022 unter keinen guten Vorzeichen."

Ralf Umlauf, Volkswirt Landesbank Helaba

"Das BIP-Wachstum 2021 hat sich in Deutschland bereits nach dem fulminanten zweiten Quartal abgeschwächt. Basiseffekte aus dem Krisenjahr 2020 hatten im zweiten Quartal eine Jahreswachstumsrate von plus 9,8 Prozent ermöglicht. Gleichwohl blieb eine solide Quartalsdynamik bis zum Herbst erhalten. Lieferengpässe und anhaltende Corona-Restriktionen haben die Entwicklung zum Jahresende gehemmt, ebenso wie die gestiegenen Preise. (...) Die Europäischen Zentralbank wird sich darin bestätigt sehen, den geldpolitischen Expansionsgrad weiterhin nur vorsichtig und allmählich zu reduzieren."

Claus Vistesen, Chefvolkswirt für die Eurozonen vom Analysehaus Pantheon Macroeconomics

"Mit Blick auf die Zukunft wird sich das Wachstum zu Beginn des Jahres 2022 mit ziemlicher Sicherheit weiter verlangsamt haben oder die deutsche Wirtschaft wird sogar geschrumpft sein, da die Rückkehr der Beschränkungen zur Bekämpfung der Infektionszahlen die Aktivitäten weiterhin belasten wird."

Jörg Zeuner, Chefvolkswirt Union Investment

"Die deutsche Wirtschaft ist nach dem Einbruch im Jahr 2020 im vergangenen Jahr wieder in die Wachstumsspur zurückgekehrt. (...) Deutschland hat nach einem Wechselbad der Konjunkturdynamik zwar viel Boden gut gemacht, zum Jahresende lag die Wertschöpfung aber immer noch knapp unter dem Vorkrisenniveau."