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Ökonomen-Stimmen 2: EZB-Entscheidungen und Pressekonferenz

(neu: Expertenstimmen nach EZB-Pressekonferenz)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Die Europäische Zentralbank (EZB) geht angesichts der gut laufenden Konjunktur bei ihren milliardenschweren Anleihekäufen leicht vom Gas. Im vierten Quartal soll der Kauf von Staats- und Unternehmenspapieren im Rahmen des Corona-Notkaufprogramms PEPP "moderat" geringer ausfallen als derzeit. Das entschied der EZB-Rat bei seiner Sitzung am Donnerstag. Zuletzt steckte die EZB über das Notprogramm monatlich etwa 80 Milliarden Euro in Wertpapiere. EZB-Präsidentin Lagarde sprach von einer "Rekalibrierung" des Programms.

Einschätzungen von Ökonomen zu den Beschlüssen

Christian Lips, Chefvolskwirt bei der NordLB

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"Die EZB hat auf ihrer Septembersitzung eine moderate Verlangsamung des PEPP-Ankauftempos für das vierte Quartal beschlossen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte mehrfach, dass dies als 'Rekalibrierung' (und somit noch nicht als Tapering) zu verstehen sei. Angesichts solider Wirtschaftsdaten und auch von den Währungshütern inzwischen höher eingeschätzter Inflationsrisiken nimmt die EZB etwas den Fuß vom Gaspedal, die Zukunft des PEPP wird aber erst im Dezember grundsätzlich diskutiert. Wegen des hohen Stimulus muss der Rat einen langen Bremsweg einplanen. Die Leitzinsen bleiben noch lange Zeit festgezurrt, daher bleibt das Aufwärtspotenzial für die Kapitalmarktzinsen begrenzt."

Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank

"Die EZB wird im vierten Quartal etwas weniger Anleihen kaufen als im laufenden Quartal. Aber diese Rekalibrierung sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die EZB im Dezember beschließen dürfte, das PEPP-Anleihekaufprogramm über den März 2022 hinaus zu verlängern. Die sich für das vierte Quartal abzeichnende deutliche Wachstumsverlangsamung spielt den vielen Tauben im EZB-Rat in die Hände."

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank

"Dies zeigt: Die EZB ist aktuell in schwieriger Mission unterwegs. Einerseits trübt sich der wirtschaftliche Ausblick bereits schon wieder ein, andererseits nehmen die Inflationsrisiken zu. Beiden Seiten gerecht zu werden, ist ein Spagat, der zwar schwierig, aber in Anbetracht des umfangreichen EZB-Werkzeugkastens durchaus bewältigbar ist."

Ulrich Wortberg, Analyst Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba)

"Es wird schwierig für Präsidentin Lagarde: Einerseits muss sie die notwendige Reduzierung der Asset-Käufe begründen, andererseits aber Marktteilnehmer davon überzeugen, dass an der akkommodierenden Geldpolitik festgehalten wird. Dies könnte - ähnlich wie bei der Fed - mit dem Hinweis auf noch für lange Zeit sehr niedrige Zinsen gelingen. Es zeigt sich einmal mehr, dass der Ausstieg aus der extrem lockeren Geldpolitik vermutlich schwieriger ist als der Einstieg."

Jens-Oliver Niklasch, Analyst Landesbank Baden Württemberg

"Da hat der EZB-Rat das Minimum des Möglichen beschlossen. Gar nichts zu ändern, wäre angesichts des Inflationsanstiegs zu wenig gewesen. Dafür bleibt die volle Flexibilität und der Rahmen des Pepp sowie der bisherige Zeitplan erhalten. Angesichts der weiter vorhandenen Abwärtsrisiken für die Konjunktur vor dem Hintergrund von Delta-Variante, Impfmüdigkeit und Lieferengpässen eine nachvollziehbare Entscheidung. Nächster Halt ist dann der Dezember mit den neuen Projektionen für ein weiteres Jahr. Da wird es sich wohl entscheiden."

Friedrich Heinemann, Ökonom beim Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW)

"Es ist gut, dass sich der EZB-Rat bewegt und einen allerersten Trippelschritt auf dem langen Weg zu einem Ende der Anleihekäufe unternimmt. Ein einfaches 'Weiter so' würde der Reputation der EZB schaden. So liegt die Inflationsrate in der Eurozone in diesem Jahr inzwischen deutlich über der bisherigen EZB-Prognose. (...) Der EZB-Rat muss jetzt beweisen, dass er primär das Ziel der Preisstabilität notfalls auch gegen die Interessen der nationalen Finanzminister verfolgt. Insofern müssen dem ersten Trippelschritt in den kommenden Monaten weitere klare Ansagen für einen Exit aus der Krisenpolitik folgen."

Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank:

"Wir sehen eine mehr als ausgeglichene Chance, dass die EZB ihre Ankäufe von Anleihen im September 2023 beenden und im Dezember 2023 eine erste Zinserhöhung vornehmen wird. Das wäre viel früher, als die EZB selbst derzeit mit ihren Projektionen und ihrer Forward Guidance signalisiert. Die meisten Mitglieder des EZB-Rats scheinen unsere Ansicht nicht zu teilen. Wir gehen daher nicht davon aus, dass die Erklärung der EZB an diesem Donnerstag die Markterwartungen wesentlich näher an unsere Prognose heranbringen wird, die auf unserer Forderung nach einem anhaltend soliden Wachstum in den kommenden Jahren und unserer Einschätzung der längerfristigen Inflation beruht."

Otmar Lang, Chefvolkswirt Targobank

"Da drängt sich das ungute Gefühl auf, dass die Notenbanker zwar formal die geldpolitischen Entscheidungen treffen, doch die heimischen Finanzminister am Ende den jeweiligen zinspolitischen Entscheidungsrahmen vorgeben. Das kann im aktuellen Umfeld nur gut gehen, wenn die hohe Inflation ein vorübergehendes Phänomen bleibt. Sollten sich jedoch die weltweiten Liefer- und Versorgungsengpässe bis zum Frühjahr des kommenden Jahres nicht auflösen, könnte der Konjunkturausblick leiden. Und dann bekäme der Preisdruck eine neue Qualität. Die EZB wiederum wäre dann in einer fatalen Lage."