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Mächtiger als Oligarchen: Das sind die Silowarchen, die geheimnisvolle Sicherheits-Elite Russlands

Von links: Walerij Gergiyew, Roman Abramowitsch, Walerij Schantsew, und Wladimir Putin.
Von links: Walerij Gergiyew, Roman Abramowitsch, Walerij Schantsew, und Wladimir Putin.

Russlands unprovozierter Angriff auf die Ukraine hat zahlreiche Sanktionen des Westens gegen führende Kreml-Politiker und reiche russische Geschäftsleute ausgelöst.

Die Europäische Union hat vor kurzem eine Sanktionsliste erstellt, die sich gegen russische Oligarchen richtet, darunter auch Alexej Mordaschow. Laut "Forbes"-Magazin ist er der reichste Mensch in Russland. Auch Roman Abramowitsch steht unter besonderer Beobachtung.

Die USA haben ebenfalls Sanktionen gegen Oligarchen und andere Personen verhängt, darunter die Tochter des Putin-Sprechers Dmitrij Peskow.

Daniel Treisman, Professor für Politikwissenschaften an der Universität von Kalifornien in Los Angeles, erklärte Insider, dass die meisten der wichtigsten Geschäftsleute Russlands ihre Milliarden in der frühen Putin-Periode gemacht hätten. Zu dieser Zeit erholte sich die russische Wirtschaft und der Aktienmarkt schoss in die Höhe.

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Treisman sagt: „Die ursprünglichen Oligarchen aus den frühen 1990er Jahren – diejenigen, die überlebt haben – sind eine relativ kleine Minderheit. Es gibt viele, die nach der Finanzkrise von 1998 aufgetaucht sind.“

In dem von den scheidenden Oligarchen frei gewordenen Raum ist jedoch eine neue Wirtschaftselite entstanden: die Silowarchen. Dies ist ein von Treisman geprägter Oberbegriff, der die Wörter Oligarch und Silowiki zusammenfasst. Letzteres bedeutet übersetzt „Leute der Macht“ und umfasst führende Beamte aus den Sicherheitsdiensten und der Strafverfolgung.

Oligarchen seien nicht in der Lage, Druck auf Putin auszuüben

Laut Treisman wurde der Titel Oligarch zunächst an große Geschäftsleute vergeben, die aus der Privatisierung in Russland in den 1990er Jahren hervorgingen. „Der berüchtigtste Oligarch, Boris Beresowski, behauptete Mitte der 90er Jahre, dass nur sieben große Geschäftsleute die Hälfte der russischen Wirtschaft kontrollierten“, sagt der Professor.

Das stimme zwar nicht, so Treisman, aber das Bild sei haften geblieben. Er fügt hinzu: „Sie haben in den ersten hyperinflationären Jahren des postkommunistischen Zusammenbruchs meist durch Spekulationen und andere Arten von Arbitrage Kapital angehäuft, das sie dann für den Kauf von Anteilen an den staatlichen Unternehmen verwendeten, die verkauft wurden.“

Heutzutage seien die bedeutendsten Geschäftsleute Russlands vom Kreml abhängig, um weiterhin Geld zu verdienen, so Treisman. Obwohl westliche Länder Sanktionen gegen Oligarchen verhängen, um Druck auf Putin auszuüben, „ist keiner von ihnen in der Lage, Druck auf (ihn) auszuüben“, so Treisman.

Warum sind Silowarchen wichtig?

Treisman, der den Begriff 2006 prägte, sagt, dass Mitte der 2000er Jahre enge Mitarbeiter Putins, die meist aus den Sicherheitsdiensten stammten, sehr reich geworden seien. „Sie profitierten von staatlichen Aufträgen. Teilweise nutzten sie die Befugnisse der Strafverfolgungsbehörden, um private Geschäftsleute zu belästigen und ihre Unternehmen zu enteignen“, sagt er. Dies unterscheide sie von den Befugnissen der Oligarchen. Silowarchen gebe es auch in anderen Ländern, darunter Südkorea und Indonesien.

Oligarchen seien hingegen schon immer weniger politisch mächtig gewesen, als viele glaubten, so Treisman. Er weist darauf hin, dass in den 1990er Jahren einige dachten, sie hätten einen starken Einfluss auf Boris Jelzin, der von 1991 bis 1999 als erster Präsident der Russischen Föderation amtierte.

Treisman sagt: „In der Tat war das ein Image, das sie kultivierten, aber es war stark übertrieben. Seit Mitte der 2000er Jahre verhielten sich die überlebenden Oligarchen dem Kreml gegenüber respektvoll und führten Aufträge für Putin aus, wenn sie darum gebeten wurden – zum Beispiel den Bau der Infrastruktur für die Olympischen Spiele in Sotschi.“

Silowarchen sind „Geiseln ihres politisierten Durchsetzungsapparats“

Treisman zufolge profitierten viele Oligarchen von staatlichen Aufträgen und anderen staatlichen Vergünstigungen. Viele hätten auch Einfluss auf Beamte der Strafverfolgungsbehörden und der Sicherheitsdienste, die in der Hierarchie weiter unten angesiedelt gewesen seien, doch hätten sie ohne Erlaubnis des Kremls keinerlei politische Rolle spielen dürfen.

Es bleibt fraglich, ob die Silowarchen auch in Zukunft so viel Macht ausüben werden.
Wie Treisman in seiner Forschungsarbeit von 2006 feststellte, sind Silowarchien häufig mit schweren Nachfolgekrisen konfrontiert. Das liegt daran, „dass der innere Kreis der Silowarchen, wenn sie sich bereichern, zu Geiseln ihres politisierten Durchsetzungsapparats werden. Rivalen könnten dies nutzen, um sie zu enteignen, wenn sie zurücktreten“, erklärt Treisman in dem Papier.

Dieser Text wurde von Leo Ginsburg aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.