Politiker, die in die Wirtschaft wechselten

Das aktuellste Beispiel ist der ehemalige Außenminister Sigmar Gabriel. Ende 2018 oder spätestens Anfang 2019 wird er Teil des Verwaltungsrats von Siemens Alstom.

Reiche war zwischen 1998 und 2015 für die CDU Abgeordnete im Deutschen Bundestag. 2015 wechselte sie in die Wirtschaft und ist seit dem 1. September ’15 Hauptgeschäftsführerin beim Verband kommunaler Unternehmen. Zudem ist sie seit dem 8. Juni 2016 Präsidentin des Europäischen Verbandes der öffentlichen Arbeitgeber und Unternehmen.

Der FDP-Politiker war von 2005 bis 2009 Generalsekretär der Partei, zwischen ’09 und ’13 Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. 2015 wechselte er zur Rheinmetall, was ihm viel Kritik einbrachte. So wurde ihm vorgeworfen, er habe bereits zu Amtszeiten als Minister der Rheinmetall in die Hände gespielt. Veröffentlichte Dokumente konnten jedoch das Gegenteil beweisen.

2006 echauffierte sich Pofalla über den Wechsel von Gerhard Schröder von der Politik in die Wirtschaft. Neun Jahre später, nämlich 2015, war Pofalla dann selbst dran und wurde Mitglied im Vorstand der Deutschen Bahn AG.

Vom Gesundheitsminister zum Manager der Allianz Private Krankenversicherung: In seiner Amtszeit zwischen 2011 und 2013 brachte Bahr die staatlich geförderte Pflegezusatzversicherung auf den Weg, deren größter Anbieter – wenig überraschend – die Allianz-Versicherung ist. Ein Schelm, wer hier Böses denkt…

Am 16. Januar 2013 trat Kurt Beck aus gesundheitlichen Gründen als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz zurück. Ab Juni 2013 konnte er dann jedoch als Berater für den Pharmakonzern Boehringer Ingelheim arbeiten.

Der Wechsel von Eckart von Klaeden löste 2013 ein kleines Drama aus. In der Politik war er als Staatsminister im Kanzleramt tätig und hatte sich in diesem Zuge in europaweite Debatten um Abgasnormen für Autos eingeschaltet. Sein Wechsel zu Daimler ließ daher die Staatsanwaltschaft aufhorchen, die bis 2015 wegen möglicher Vorteilsannahme ermittelte.

Rösler galt als einer der neuen politische Hoffnungsträger und hatte als solcher einige wichtige Ämter inne: Gesundheitsminister von 2009 bis 2011, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie von 2011 bis 2013, sowie Vizekanzler von ’11 bis ’13. Zwischen 2014 und 2017 war er dann jedoch Geschäftsführer des World Economic Forums in der Schweiz, was er im Dezember 2017 verließ. Seitdem ist Rösler Chef der Hainan Cihang Charity Foundation in New York, der 29,5% der weltweit tätigen HNA Group gehören

Ganze elf Jahre lang war Roland Koch der Ministerpräsident von Hessen. 2010 gab er den Posten auf und wurde Vorstandsvorsitzender des Baukonzerns Bilfinger. Im August 2014 teilte man von Unternehmensseite aus mit, dass Koch noch im gleichen Monat aus dem Unternehmen ausscheiden würde – bis 2016 erhielt er jedoch sein rund 2,35 Millionen Euro hohes Jahresgehalt weiter. 2015 wurde er zudem Teil des Aufsichtsrats von Vodafone.

Wenn ein bayrischer Finanzminister plötzlich zum Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes wird, ist das schon suspekt. Wenn sich dieser Minister dann aber schon zu Amtszeiten für die Sparkasse eingesetzt hat, ist das verdächtig. So geschah es bei Georg Fahrenschon, der 2011 genau dieses Procedere durchlief.

Wenn es als Ministerpräsident von Baden-Württemberg nicht mehr klappt, wechselt man eben in die Wirtschaft, dachte sich wohl Stefan Mappus 2011. Ende August jenes Jahres legte er sein Landtagsmandat nieder, nachdem seine CDU bei den Wahlen ein historisch schlechtes Ergebnis erreicht hatte. Am 1. September trat er seine neue Stelle bei Merck an, Ende des Jahres schied er jedoch schon wieder aus. Seit 2012 ist er Berater des IT-Unternehmens pmOne, seit 2015 ist er sogar Teil des Vorstandes.

Fischer ließ sich mit dem Wechsel von der Politik zur Wirtschaft Zeit. 2005 zog er sich aus der Politik zurück, 2007 gründete er eine eigene Wirtschaftsberatung, mit der er etliche namhafte Kunden betreut. Unter seinen Auftraggebern sind unter anderem Siemens, BMW und RWE.

Von 1993 bis 1998 war Wissmann in der CDU als Verkehrsminister tätig. Die Arbeit mit Automobilkonzernen lag ihm also schon länger nahe, und so ist es wenig verwunderlich, dass Wissmann 2007 Präsident des Verbandes der Automobilindustrie wurde. Das pikante dabei ist jedoch, dass er am 1. Juni 2007 als eben solcher anfing, aber erst am 31. Mai 2007 aus dem Bundestag ausgeschieden war.

Otto Schily ist einer der Gründe, warum es heute einen biometrischen Pass gibt. Diesen hatte der Politiker in seiner Zeit als Bundesinnenminister vorangetrieben. Lustig, dass er ausgerechnet im Aufsichtsrat von SAFE ID Solutions und der Byometric Systems AG landete – zwei Unternehmen, die sich auf die Technisierung von Ausweisdokumenten konzentrierten.

In seiner Amtszeit als Bundeskanzler brachte Schröder einen Deal auf den Weg, der einen Gashandel zwischen Deutschland und Russland, genauer mit Gazprom, vorsah. Nach seinem Ausscheiden als Kanzler wechselte er eben zu Gazprom, was ihm national wie international große Kritik einbrachte.

Gunda Röstel war lange Jahre die Sprecherin des Bundesvorstandes der Grünen. Aufgrund von parteiinternen Streits erklärte sie im Jahr 2000 ihren Rücktritt und wechselte noch im gleichen Jahr in die Privatwirtschaft. Zunächst arbeitete sie bei der Gelsenwasser AG, dann bei der Stadtentwässerung Dresden.

Bangemann war zunächst national für die FDP tätig, saß ab 1973 dann aber im Europäischen Parlament. 1993 wurde er sogar zum EU-Kommissar für Telekommunikation – ein toller Aufstieg. Als EU-Kommissar setzte er sich vor allem für eine Liberalisierung der Telefonmärkte in Europa ein. Parallel dazu nahm er 1999 jedoch einen Job beim spanischen Telekommunikationsanbieter Telefónica ein, was ihm international starken Gegenwind einbrachte.

Lothar Späth konnte in der Wirtschaft einiges leisten. Zwar war sein Wechsel von Politik zu Wirtschaft im Jahr ’91 etwas eilig – dazwischen lagen nur fünf Monate -, doch als Geschäftsführer der Jenoptik GmbH erwies er sich als geschickt. So führte er das einstige DDR-Unternehmen 1998 mit Erfolg an die Börse.