Mogelpackungen des Jahres 2016

Jede Menge Luft nach oben
Mit überdimensionierten Verpackungen sollen Verbraucher hinters Licht geführt werden. Zum einen ist es ärgerlich, wenn Kunden nach dem Einkauf Verpackungen öffnen und sehen, dass der Inhalt eher spärlich ausfällt. Zum anderen wird auf diese Weise auch noch unnötig viel Müll produziert. Um zu veranschaulichen, wie wenig manchmal drin ist, haben die Hamburger Verbraucherschützer stichprobenartig Röntgenbilder von Packungen erstellt. Die enthielten durchschnittlich 40 Prozent Luft. Besonders negativ fielen auf: Kellogg's Frosties und Risotto Porcino di stagione mit je 49 Prozent Luftanteil, Süßkartoffel Chips mit Rosmarin (46 Prozent Luftanteil), Crispy Cheese Tortilla Rolls Maissnack mit Käsegeschmack (45 Prozent Luftanteil), Knusper-Früchte-Müsli Premium von Netto (45 Prozent Luftanteil) und Knorr Hütten Schmaus Schinkenhörnli mit 44 Prozent Luftanteil.

Ariel Actilift, Procter & Gamble
Den unrühmlichen Titel "Mogelpackung des Monats März 2016" hat Procter & Gamble nach Hause geholt. Bei deren Waschmitteltypen der Marke "Ariel Actilift" wurde die Füllmenge reduziert, bei gleichbleibendem Preis, versteht sich. "Verbraucher zahlen so bis zu sieben Prozent mehr fürs gleiche Produkt, obwohl der für die Waschmittelproduktion wichtige Rohstoff Erdöl eigentlich viel weniger kostet. Denn der Erdölpreis ist den letzten beiden Jahren um etwa 70 (!) Prozent gesunken. Das sollte sich doch eigentlich auch auf die Kosten zur Herstellung von Waschmitteln niederschlagen. Umso unverständlicher ist, was Procter & Gamble Verbrauchern hier unterschiebt", erklärten die Verbraucherschützer im Frühjahr 2016. Sowohl beim Color- als auch beim Vollwaschmittel schrumpfte die Füllmenge von 15 Waschladungen auf 14. Auch beim Flüssigwaschmittel der gleichen Sorte wurde heimlich an der Preisschraube gedreht, der Inhalt wurde von 16 auf 15 Waschladungen reduziert, die Großpackung gibt nur noch 40 statt wie zuvor 42 Wäschen her. Dabei ist Ariel auf der Mogelpackungsliste nicht unbekannt. Procter & Gamble hat in den zurückliegenden Jahren bereits mehrfach die Füllmenge verringert.

Choco Crossies XXL, Nestlé
"Oh, wie verführerisch, oh wie betrügerisch", so betitelte die Verbraucherzentrale einen weiteren Mogelpackungsfund im Frühjahr. Gemeint sind die "Choco Crossies XXL" vom Hersteller Nestlé. "XXL steht in diesem Fall für die Leere im Karton, denn Nestlé versucht mit einer doppelt so großen Verpackung mehr Inhalt vorzugaukeln. Wer jetzt meint, er bekäme auch doppelt so viel für sein Geld, der hat die Rechnung ohne Nestlé gemacht - statt 320 Gramm gibt es nur 260 Gramm "Knusperschokolade" erklärten die Hamburger Verbraucherschützer. Im hauseigenen Archiv stöberten die Experten nach den Vorgänger-Packungen und fanden zudem heraus, dass sich Nestlé der "Weniger-drin-Masche" regelmäßig bedient, um Verbraucher auszutricksen. Während die Füllmenge der Standardpackung aktuell 160 Gramm beträgt, waren es 2014 noch 180 Gramm und bis 2011 sogar noch 200 Gramm. Im Preisvergleich von 2011 (200 Gramm für 1,79 Euro) zu heute (160 Gramm für 1,99 Euro) ergibt sich eine stolze Preiserhöhung von 39 Prozent. Das dürfte Schoko-Fans wohl ganz und gar nicht schmecken.

Crunchchips, Lorenz Bahlsen
Na, Chipstüte schon wieder leer? "Dann schauen Sie mal auf den kleinen unscheinbaren ,Eindruck' mit der Füllmenge und dem Mindesthaltbarkeitsdatum. Dort steht seit kurzer Zeit nicht mehr 200 Gramm, sondern 175 Gramm", lautete ein weiterer Rat der Verbraucherzentrale Hamburg in 2016. Die hatte den knusprigen Kartoffelsnack von Bahlsen als Mogelpackung enttarnt. Denn trotz des reduzierten Inhalts blieb es beim Preis von 1,95 Euro. Das machte eine versteckte Preiserhöhung von 14,3 Prozent. Ebenfalls betroffen von der Füllmengenreduzierung waren die Sorten "Western Style" und "Cheese & Onion". Auf Anfrage der Verbraucherschützer erklärte der Hersteller, dass die Konkurrenz "schuld" an der geringeren Füllmenge sei, da Funny Frisch, Chio und Lays ja auch 175-Gramm-Packungen anbieten würden.

Persil, Sensitive Gel, Henkel
"Mehr drin, überproportionaler Preisanstieg": In der alten Flasche des Waschmittels waren 1,095 Liter Gel, ausreichend für 15 Waschladungen. Der Inhalt der neuen Verpackung reicht für 20 Waschladungen (1,46 Liter). Alter Preis: 3,55 Euro, neuer Preis: 5,95 Euro. Für den Verbraucher bedeutete das einen Preisanstieg von unverschämten 25,7 Prozent. Betroffen waren auch viele andere Sorten von Persil.

Toppits Zipper Allzweck-Beutel, Cofresco
Zipper-Beutel sind ja so praktisch? Bei dieser Sorte zahlen Sie seit 2016 - zappzerapp! – 25 Prozent mehr. Bei gleichem Preis von 2,49 Euro wurden mal eben zwei Beutel weggemogelt, drin sind nur noch acht statt vorher zehn.

Coral Vollwaschmittel Color+, Unilever
Ja, sauber! Da hatten sich die Verkaufsstrategen einmal etwas wirklich Tolles ausgedacht, um mehr Geld in die Kassen zu spülen: "Coral Vollwaschmittel Color+" von Unilever stand im Juli mit einer neuen Verpackung in den Supermarktregalen. Natürlich nicht ohne eine Preiserhöhung, die sich gewaschen hat. Die Verbraucherzentrale fand das Waschmittel im neuen Gewand bei Real in Hamburg im Vergleich zur alten Flasche mit einer Preiserhöhung von stolzen 45 Prozent. In der neuen Flasche mit Griff, die optisch sogar größer wirkt, sind für 3,99 Euro nur noch16 Waschladungen (1,12 Liter) enthalten. Das Vorgängerprodukt "Coral Optimal Color Für alles Bunte" kostete im selben Supermarkt 3,45 Euro und beinhaltete mit 1,4 Litern 20 Waschladungen. Getrickst habe Unilever, in dem man aus einem Kombi-Waschmittel einfach zwei Sorten gemacht habe, lautete der Vorwurf der Verbraucherzentrale Hamburgim vergangenen Sommer: Das bereits erwähnte Vollwaschmittel Color+ und das Feinwaschmittel Optimal Color. Das Feinwaschmittel gibt's nach wie vor in der bekannten Verpackung mit gleicher Menge und zum gleichen Preis. Das Vollwaschmittel trägt die Aufschrift "Neu".

Evian, Danone Waters
Warum wird ein Mineralwasser plötzlich um 50 Prozent teurer? Das fragten die Hamburger Verbraucherschützer im Juni. Aufgrund des deftigen Preisanstiegs von Evian Danone Waters ohne ersichtliche Gründe strafte die Verbraucherzentrale das Produkt mit dem Titel "Mogelpackung des Monats" ab. Weniger drin bei höherem Preis: Statt 1,5 Liter für 0,89 Euro des Mineralwassers Evian, das von Danone Waters vertrieben wird, gibt es das Wasser jetzt bei einigen Händlern nur noch in einer Flasche mit 1,25 Liter zum Preis von 1,09 Euro. Das entspricht einer besonders dreisten Preiserhöhung von 50 Prozent. Wer ein Sechserpack kauft, muss sogar noch mehr bezahlen, der Preis dafür ist sogar um bis zu 53 Prozent von 5,49 Euro (6 x 1,5 Liter) auf 6,99 Euro (6 x 1,25 Liter) gestiegen. Geschuldet wird der Preis einer neuen Flasche, die hochwertiger wirken soll. "Durch die neue Verpackung wird den Verbrauchern ein kostbareres Nass vorgetäuscht, obwohl sich an der Herkunft des Wassers nichts geändert hat. So schön die neu gestaltete Flasche auch ist, als Einwegpfandflasche landet sie sowieso nach Gebrauch in der Regel im Schredder des Pfandrückgabe¬automaten. Unter ökologischen Gesichtspunkten sind Einwegpfandflaschen also eine ,Sünde'", kritisierte die Hamburger Verbraucherzentrale das Vorgehen

Miracoli Pasta Soße, Mars GmbH
Nudeln mit Tomatensauce - ein schnelles und leckeres Gericht, vor allem wenn man fertige Saucen benutzt. Beliebt sind unter Verbrauchern die Miracoli-Produkte. Doch seit neuestem ist der Inhalt der Pasta-Saucen der Sorten "Kräuter", "Basilikum", "Arrabiata" und "Knoblauch" erheblich geschrumpft. Die Gläser des Herstellers Mars GmbH enthalten nun nur noch 400 Gramm, statt vorher 530 Gramm. Bezahlen müssen Kunden für die Sauce aber den gleichen Preis von 1,89 Euro. Die daraus resultierende Preiserhöhung von 32,5 Prozent befand die Verbraucherzentrale Hamburg als besonders dreist und war für sie Grund genug, das Produkt zur "Mogelpackung des Monats November" zu wählen. "Ganz schön happig, wenn man bedenkt, dass die Rezeptur praktisch unverändert blieb. Daneben hat Mars sein Saucensortiment erweitert und etliche neue Sorten eingeführt", so die Verbraucherschützer. Schuld an der Preiserhöhung seien die Verbraucher, erklärte die Mars GmbH auf Anfrage, denn die hätten sich eine kleine Glasgröße gewünscht. Ob die Verbraucher allerdings bereit seien, für ein kleineres Glas genauso viel zu bezahlen, sei sicherlich nicht abgefragt worden, vermuten die Verbraucherschützer.