Diamantenraub in London: Diebe bohrten sich in Tresorraum

Über Ostern knackten noch unbekannte Täter im Londoner Diamantenviertel Hatton Garden 72 Schließfächer einer dort ansässigen Depotfirma. Es war ein spektakulärer Fall, denn die Diebe seilten sich durch einen Fahrstuhlschacht ab und bohrten ein Loch in die Wand des Tresorraums.

25 Zentimeter hoch, 45 Zentimeter breit und 50 Zentimeter tief ist das Loch, durch das die Langfinger in den Tresorraum gelangten – also nicht wirklich viel Platz, um durchzuschlüpfen. In dem Raum mit den Schließfächern hinterließen die Diebe ein Riesenchaos.

Von den 999 Schließfächern knackten die Diamantendiebe 72 – ob sie diese gezielt oder per Zufallsprinzip auswählten, wissen die Ermittler bislang nicht. Eines ist jedoch sicher: Scotland Yard steht nicht nur deswegen mächtig unter Druck.

Die Ermittler sind auch deswegen in Erklärungsnot, weil am Karfreitag, dem Tag des Einbruchs, tatsächlich ein Alarm bei der Depotfirma in Hatton Garden losging. Ein Sicherheitsdienst hatte das auch gemeldet, allerdings war die Situation nur mit der Dringlichkeitsstufe "Kein Eingreifen notwendig" bewertet und daher kein Beamter zu der Firma geschickt worden. Wie es zu diesem Fauxpas kommen konnte, gilt es nun zu klären.

Vielleicht auch deswegen hat die Londoner Polizei nun diese Aufnahmen von den Verdächtigen veröffentlicht. Unmengen von Material aus den Überwachungskameras wurden ausgewertet, Gesichter sind allerdings nicht wirklich auf den Bildern zu erkennen.

Chefermittler Paul Johnson und sein Team sind mittlerweile zu der Überzeugung gekommen, dass es zwischen vier und sechs Männer gewesen sein müssen, die in den Tresorraum eindrangen. Offenbar stiegen die Täter insgesamt zwei Mal ein.

Das erste Mal kamen die Täter am Abend des 2. April und blieben bis zum nächsten Morgen gegen 8 Uhr. Am Karsamstag stiegen die Diamantenräuber vormittags zum zweiten Mal ein und blieben bis halb sieben Uhr morgens.

Erst am Dienstag nach Ostern wurden die Beamten zum Tatort gerufen, an dem äußerlich nichts auf einen gewaltsamen Einbruch hindeutete. Die Langfinger setzten einen gemeinschaftlich genutzten Lift im zweiten Stock außer Betrieb und ließen sich durch den Schacht hinab.

Das Loch durch die äußerst dicke Betonmauer bohrten die Einbrecher mit einer Hilti DD350, einem Diamantkernbohrgerät. Mehrere Bohrer, Brecheisen und Winkelschleifer wurden zurückgelassen.

Den Wert der erbeuteten Diamanten, Juwelen, des Schmucks und des Geldes konnte die Polizei bislang noch nicht genau beziffern, weil sie noch nicht alle Besitzer der aufgebrochenen Schließfächer erreicht hat. Auf jeden Fall könnte der spektakuläre Diamantenraub in Hatton Garden aus einem Hollywoodfilm stammen. Oder wird er gar zu einem?