Das steht in der neuen Arbeitsstättenverordnung

Auf dem Weg nach Absurdistan? Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles will die Arbeitsstättenverordnung anpassen und so bessere Bedingungen für Arbeitnehmer schaffen. Doch für ihre Pläne wird sie scharf kritisiert. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer meint, sie sei unterwegs Richtung "Absurdistan".

Sind die geplanten Änderungen tatsächlich so kurios, wie von den Gegnern behauptet? Wenn Ihr Arbeitgeber in der Mittagspause Sportkurse anbietet, ist es vielleicht nicht schlecht, einen abschließbaren Spind für die eigene Kleidung zu haben. Unverständlich ist nur, warum das ab sofort jeder Arbeitgeber seinen Mitarbeitern bieten soll.

Ebenfalls sollen Angestellte künftig von einem Erste-Hilfe-Raum profitieren, der dann in sämtlichen Büros und Unternehmen Pflicht wird. Verarzten müssen Sie sich aber leider selbst, denn das dazugehörige Pflegepersonal wird nicht mitgeliefert.

Nicht vieles soll mit der neuen Arbeitsstättenverordnung dem Zufall überlassen werden – auch nicht die Raumtemperatur. Sollten Sie sich mit Ihren Kollegen uneins sein, ob mehr gelüftet oder mehr geheizt werden muss, gibt es bald eine Lösung: Mindestens 17 Grad Celsius Raumtemperatur müssen herrschen, so die geplante Vorschrift.

Gibt es auch bei Ihnen in der Firma diese Räume, in denen seit Jahren Dinge abgestellt werden, die niemand braucht und die angeblich niemandem gehören? Mit der neuen Arbeitsstättenverordnung können Sie es sich auch bald hier gemütlich machen – denn selbst für Abstellkammern und Archive soll die neue Minimaltemperatur von 17 Grad Celsius gelten.

Es klingelt an Ihrer Haustür und der Chef steht vor Ihnen? Das könnte durchaus passieren. Denn geht es nach Andrea Nahles, ist das Unternehmen bald auch dafür verantwortlich, dass im Home Office der Mitarbeiter alles mit rechten Dingen zugeht. Genug Licht muss vorhanden sein und ganz kritisch ist offenbar die Frage, ob die Sonne blendet.

Besonderes Augenmerk muss der Arbeitgeber bei der Inspektion Ihres Heimbüros auf die Lichtverhältnisse legen. Wie die "Badische Zeitung" informiert, muss die Schreibtischlampe mindestens 500 Lux leisten. Außerdem muss der Schreibtisch so groß sein, dass zwischen Tischkante und Tastatur noch der Handballen passt.

Stichwort Sonne: Tageslicht nimmt in der neuen Arbeitsstättenverordnung ganz viel Raum ein. Zumindest dem Fachverband für Tageslicht und Rauchschutz gefällt's. "Die Bundesregierung trägt den Erkenntnissen aus der Tageslichtforschung Rechnung. Tageslicht wirkt sich positiv auf die Motivation, Leistungsfähigkeit und Gesundheit der Mitarbeiter aus", sagte ein Vertreter der "FAZ".

Stille Örtchen wie dieses sind dann nicht mehr erlaubt. Denn: Auch in Teeküchen und auf Toiletten muss Tageslicht – sprich ein Fenster – vorhanden sein. Ob das realisierbar ist? Der Bundesrat meinte schon 2014: nein.

Schon seit 2012 wird unter Beteiligung verschiedener Akteure an der Arbeitsstättenverordnung gebastelt. Der Bundesrat hat unter Vorbehalt einiger Änderungen der neuen Verordnung zugestimmt, doch der Gegenwind aus der Wirtschaft lässt Zweifel aufkommen, ob die Vorschriften tatsächlich so umgesetzt werden.