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Übernahmespekulationen von Disney bis Google: Wer kauft Twitter?

Wer schnappt sich den Internet-Giganten? (Bild: Christian Charisius/dpa)
Wer schnappt sich den Internet-Giganten? (Bild: Christian Charisius/dpa)

Nun wohl doch: Nach monatelangen lauwarmen Gerüchten, ob Twitter zum Verkauf stehe, scheint es ernst zu werden. In den vergangenen Tagen verdichteten sich die Gerüchte, dass bald formale Gebote für den kriselnden 140-Zeichendienst abgegeben werden könnten. Die Liste der möglichen Bieter ist lang und reicht vom Internetgiganten Google über den Softwareriesen Microsoft bis zum Medien-Imperium Disney.  

Der Turnaround fiel aus: Als der Twitter-Mitbegründer Jack Dorsey vor einem Jahr in Vollzeit den CEO-Posten übernahm, waren die Vorschusslorbeeren hoch – wenige Monate später war es die Ernüchterung. Außer großen Ankündigungen und eiligen Initiativen ist dem 39-Jährigen wenig gelungen. 

Mal führte Twitter ein News-Feature namens Moments ein, mal wurde als Favoriten-Symbol der Stern durch ein Herz ersetzt, mal wurden die Tweets neu nach Algorithmus statt chronologisch geordnet, dann wurde eine deutlich erweiterte Zeichenlänge in Aussicht gestellt, die schließlich wieder kassiert wurde – lediglich Fotos, Videos und Links zählen nicht mehr als Zeichen.

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Jack Dorsey ist ein Turnaround nicht gelungen 

Dass die Bemühungen, den 140 Zeichen-Dienst attraktiver zu machen, an neuen Nutzern vorbeigehen, ist von Quartal zu Quartal zu besichtigen: Das Nutzerwachstum stagniert seit einem Jahr oberhalb der Marke von 300 Millionen – jüngere Social Media-Dienste wie Instagram und Snapchat (nach täglichen Nutzern) sind an Twitter vorbeigezogen.

Vor allem jedoch ist es Jack Dorsey nicht in einem einzigen Quartal gelungen, Twitter in die Höhe der Profitabilität zu bringen – auch im Ende Juni zu Ende gegangenen Dreimonatszeitraum verlor der Kurznachrichtendienst mehr als 100 Millionen Dollar. In anderen Worten: Die Zeit für Jack Dorsey, eigenständig eine Trendwende einzuleiten, scheint abzulaufen.

Das legen Äußerungen des Aufsichtsrates nahe, von denen der Finanzinformationssender CNBC erfahren haben will. So berichtete CNBC Ende vergangener Woche, dass der Aufsichtsrat einem Verkauf inzwischen positiv gegenübersteht – und nannte auch gleich mögliche Käufer, schließlich weckt das zehn Jahre Internet-Unternehmen wegen seiner Unverwechselbarkeit und seiner weltweiten Markenbekanntheit weiter Begehrlichkeiten.

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Twitter-Boss Jack Dorsey sucht einen Käufer. (Bild: EPA/ANDREW GOMBERT)
Twitter-Boss Jack Dorsey sucht einen Käufer. (Bild: EPA/ANDREW GOMBERT)

Greift Google nach Twitter?

Aus genau diesem Grund wird immer wieder der Internetriese Google genannt, der Twitter angeblich schon vor Jahren übernehmen wollte. Obwohl der nur zwei Jahre ältere Social Media-Pionier Facebook über ein inzwischen fast sechs Mal so großes Social Network verfügt wie Twitter, bleibt der 140 Zeichen-Dienst doch bis heute das führende Echtzeitmedium, auf dem die Breaking News der Welt zuerst stattfinden und verbreitet bzw. diskutiert werden, wie nicht zuletzt die Präsidentschaftsdebatte zwischen Hillary Clinton und Donald Trump einmal mehr unterstrich.

Twitter könnte bei Google die seit Jahren klaffende Lücke im Social-Bereich schließen  – Google+ hat schließlich nicht funktioniert – und gleichzeitig eine ideale Verbreitungsplattform für YouTube liefern, das zunehmend von Facebook und Snapchat attackiert wird. „Wenn Google Twitter kauft, bekommt es einen besonderen Platz in YouTube“, sieht auch TechCrunch große Synergieeffekte.    

Auch Microsoft und Verizon angeblich interessiert 

Doch auch andere Tech-Giganten könnten auf den Plan treten und Google möglicherweise mit einem Gebot ausstechen. Wie CNBC zu Wochenbeginn mit Verweis mit gut unterrichtete Kreise berichtete, könnte auch Softwareriese Microsoft an einer Übernahme interessiert sein. Der drittwertvollste Konzern der Welt verfügt über Cashbestände in Höhe von über 100 Milliarden Dollar – und gute Verbindungen. Ex-Chef Steve Ballmer, der die Geschicke beim Windows-Anbieter von 2000 bis 2014 verantwortete, besitzt selbst bereits einen vierprozentigen Anteil an Twitter.  

Auch Mobilfunkgigant Verizon, das durch die Übernahme von AOL sein Digitalgeschäft ausgebaut hat, soll ein Interesse an Twitter haben, wurde am vergangenen Freitag kolportiert. Wenig später dementierte der größte Mobilfunker der USA allerdings gegenüber CNN Money.   

Der Joker: Disney

Ein weiterer illustrer Name zirkulierte am Montag: Auch Mediengigant Disney könnte für Twitter bieten, wie übereinstimmend Bloomberg und das Wall Street Journal berichteten. „Es geht um Video-Verbreitung“, erklärte Analyst James Cakmak vom Research-Anbieter Monness Crespi Hardt. „Disney muss sich Gedanken machen, wo sein Platz in der Welt nach dem Ende des Kabelmodells liegt.“

Noch ernstere Ambitionen werden einem vermeintlich ungewöhnlichen Bieter nachgesagt: E-Commerce-Riese Salesforce, der im Juni ebenfalls an einer Akquisition von LinkedIn interessiert gewesen sein soll.

Salesforce soll bereits Angebot vorbereiten 

Die Logik hinter einer Übernahme eines Social Media-Dienstes durch einen Anbieter von Cloud-Computing-Lösungen mag sich auf den ersten Blick nicht erschließen, besitzt für Wall Street-Legende James Cramer indes Charme: „Wenn es darum geht, optimale Kundenbeziehungen anzubieten, sollte man 24/7/360 erreichbar sein“, bricht Cramer eine Lanze für den Kurznachrichtendienst.

Dass sich Twitter bei Salesforce offenkundig besonderer Beliebtheit erfreut, machte auch Digitalchef Vala Afshar unmittelbar nach den einsetzenden Übernahmegerüchten für den 140-Zeichendienst deutlich – auf Twitter. Gerüchten zufolge soll der 1999 gegründete CRM-Anbieter bereits die Bank of America damit beauftragt haben, ein offizielles Gebot vorzubereiten.

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Twitter löst an der Wall Street heftige Spekulationen aus. (Bild: AP Photo/Richard Drew)
Twitter löst an der Wall Street heftige Spekulationen aus. (Bild: AP Photo/Richard Drew)

Übernahme würde wohl zwischen 18 und 30 Milliarden Dollar kosten 

Am Ende dürfte eine Übernahme aber nicht nur eine Frage der größten Synergieffekte sein, sondern vor allem des Geldes. Fest steht: Auch nach einem Kursverfall von in der Spitze 80 Prozent ist Twitter nicht billig. Im Gegenteil: Die verstärkten Übernahmegerüchte haben die Twitter-Aktie seit vergangenen Freitag um mehr als 25 Prozent in die Höhe getrieben. 

Bei inzwischen immerhin wieder knapp 24 Dollar wird der Social Media-Pionier mit mehr als 16 Milliarden Dollar bewertet – dazu kommt der branchenübliche Aufschlag in zweistelliger Prozenthöhe. Entsprechend taxiert das Techportal re/code die Höhe möglicher Gebote auf 18 Milliarden Dollar, die in etwa dem Ausgabekurs vor drei Jahren von 26 Dollar je Aktie entsprechen würden, bis 30 Milliarden Dollar, die das Twitter-Management angeblich sehen will. 

Spätestens an dieser Stelle müssten sich mögliche Käufer die Frage gefallen lassen, warum sie ihr Bemühen nicht im vergangenen Winter aggressiv forciert haben, als die abgestürzte Twitter Aktie bei Kursen von weniger als 14 Dollar notierte. Doch so funktioniert die Börse bekanntlich nie: Ist der Preis einmal heiß, wird er schnell heißer...

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