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Tesla-Hype: Zwischen goldener Zukunft und holpriger Gegenwart

Elon Musk präsentiert den Tesla Model 3 (Foto: AP Photo/Justin Pritchard)


Die Begeisterung um Teslas neues Model 3 ist grenzenlos: Mit 325.000 Vorbestellungen scheint der Elektroautohersteller über Nacht in die erste Reihe der Autobauer aufzusteigen. Wenn da nicht die Gegenwart wäre: Im ersten Quartal hat Tesla gerade mal 14.800 Autos verkauft – und damit die Erwartungen erneut verfehlt. Das US-Kultunternehmen bleibt bis auf Weiteres gefangen in der Zwickmühle zwischen Anspruch und Wirklichkeit.



Es war kein April-Scherz. 180.000 Vorbestellungen gingen beim Elektroautohersteller Tesla am 1. April ein – für ein Auto, das allerfrühestens für die ersten Vorbesteller Ende 2017 zu haben sein wird: das Model 3.

Der Ansturm auf den günstigsten Tesla, mit dem die Amerikaner endlich den Massenmarkt erobern wollen, erreicht Ausmaße, die an einen anderen Kultkonzern erinnern – das im benachbarten Cupertino angesiedelte wertvollste Unternehmen der Welt, Apple.

Elon Musk: Eine Gründerkarriere wie Steve Jobs

Unentwirrbar verbunden mit dem Hype ist Firmenchef Elon Musk, der in der Techbranche längst als Wiedergänger des legendären Apple-Gründers Steve Jobs gilt – der erst 44-jährige Südafrikaner ist der Überflieger der IT-Industrie. In den 90er-Jahren entwickelte Musk mit seinem Bruder den Online-Kartendienst Zip2, den er 1999 an Compaq für stolze 307 Millionen Dollar verkaufte.

Es folgte die Gründung des Bezahlanbieters X.com, aus dem nach einer Fusion PayPal entstehen sollte – der Rest ist Geschichte. PayPal wurde an eBay verkauft und inzwischen separat an die Börse gebracht, Musk hatte endlich das nötige Kapitel für seine eigenen Unternehmen.

Elon Musk gilt in der Techbranche als Kultfigur (Foto: AP Photo(Francois Mori)
Elon Musk gilt in der Techbranche als Kultfigur (Foto: AP Photo(Francois Mori)



Die folgten in den Nullerjahren gleich im Trippelschritt: einerseits mit der Gründung des Raumfahrtunternehmens Space Exploration Technologies (SpaceX), das eines Tages Flüge zum Mars anbieten soll, andererseits mit dem börsengelisteten Solar-Unternehmen Solar City, das Solarstromanlagen herstellt.

Elektroauto Tesla – Langzeitwette in drei Stadien   

Vor allem aber verewigte sich Musk mit der Gründung des Elektroautoherstellers Tesla   Motors, das nach dem serbischen Physiker Nikola Tesla benannt wurde. Das Elektroauto gilt als Quantensprung in der 140-jährigen Geschichte der Automobilbranche: Der Tesla  kommt gänzlich ohne Benzin aus und wird lediglich mit Ökostrom betrieben, der von Ladestationen (Supercharger) kostenlos bezogen wird.

Musk plante Tesla von Anfang an als Langzeitwette: Der erste Wurf, der 2009 vorgestellte und 2012 ausgelieferte Sportwagen Model S, sollte mit seinem Glamour-Faktor vor allem die Tech-Elite begeistern und den Tesla-Hype entfachen. Mit dem Model X brachte Musk dann 2015 einen SUV mit Flügeltüren auf den Markt, das im Sommer auch in Europa präsentiert wird – für den stolzen Preis von über 100.000 Euro. Den eigentlichen Coup will Musk nun aber mit dem mit Abstand günstigsten Tesla landen: Das letzte Woche vorgestellte Model 3.

Zum Erfolg verdammt: Model 3 muss durchstarten  

Bereits ab 35.000 Dollar soll der 5-Sitzer angeboten und damit für den  Durchschnittskonsumenten erschwinglich werden. Dass der tatsächliche Kaufpreis nach einigen Extras wohl eher bei über 50.000 Dollar liegen dürfte, schreckte Tesla-Fans indes kaum ab.

Der Run auf das Einstiegsmodell ebbte auch in den folgenden Tagen nicht ab. Nach gerade einmal einer Woche freut sich Musk bereits über nie für möglich gehaltene 325.000 Vorbestellungen. Das Vorbestellungsvolumen ist auf unglaubliche 14 Milliarden Dollar angeschwollen. Zum Vergleich: Das ist weit mehr als Tesla in den acht Jahren seit Verkauf des ersten Autos 2008 bis Ende 2015 insgesamt umgesetzt hat (10 Milliarden Dollar).

Produktion kommt der Nachfrage nicht nach   
 
Doch mit dem Ansturm kommen die Probleme: Anders als die etablierten Branchenriesen kann Tesla bislang nicht annähernd in den nötigen Größenordnungen produzieren. Im vergangenen Jahr lieferte Tesla gerade mal rund 50.000 Fahrzeuge aus – ein beeindruckender Zuwachs von über 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr, doch immer noch ein weiter Weg, um die wartende Käuferschaft zu befriedigen.

Riesiger Ansturm auf die Tesla-Vorbestellgelegenheiten (Foto: dpa)
Riesiger Ansturm auf die Tesla-Vorbestellgelegenheiten (Foto: dpa)



Der erste Tesla der Model 3-Serie soll Ende 2017 ausgeliefert werden – gut möglich also, dass Vorbesteller, die nicht am ersten Tag reserviert hatten, nun bis Ende des Jahrzehnts auf ihren Tesla warten müssen. „Wir müssen definitiv unsere Produktionsplanung überdenken“, twitterte Musk bereits nach der Orderflut am ersten Tag.  

Notorische Verluste im Alltagsgeschäft  
            
Wie Tesla die Produktion in Richtung sechsstelliger Auslieferungen hieven will, geht zumindest aus der aktuellen Geschäftsentwicklung nicht hervor. Nur drei Tage nach der furiosen Vorstellung des Model X fand sich der Tausendsassa der Automobilbranche in den schnöden Niederungen des Alltagsgeschäfts wieder.

Bei den Geschäftszahlen für das abgelaufene erste Quartal patzte Tesla erneut: Statt der erhofften 16.000 ausgelieferten Neuwagen konnte Tesla tatsächlich nur 14.800 an seine Käufer bringen. In anderen Worten: Vor der goldenen Zukunft kurvt Tesla erstmal durch eine holprige Gegenwart.

Das liegt nicht zuletzt an der notorisch engen Finanzierung. Lediglich noch rund eine Milliarde Dollar beträgt das Cash-Polster. Und Tesla verliert schließlich weiter Unmengen  Geld: Im Weihnachtsquartal betrug das Minus allein 114 Millionen Dollar.     

Tesla 2013 kurz vor der Pleite

Seriengründer Elon Musk nimmt die Anfangsverluste in bester Manier des Silicon Valley ohnehin billigend in Kauf. 2013, als Tesla kurz vor der Pleite stand, verhandelte Musk bereits mit Google-Chef Larry Page über den Verkauf. Dann gelang Musk doch noch der mirakulöse Turnaround.

Wer seinerzeit in Tesla investierte, kann sich bis heute über eine der spektakulärsten Kurszuwächse der vergangenen drei Jahre freuen: Im Frühjahr 2013 notierte die Tesla-Aktie bei 35 Dollar, heute sind es über 250 Dollar.

Wo der Weg für Tesla wohl hinführt? (Foto: dpa)
Wo der Weg für Tesla wohl hinführt? (Foto: dpa)



Deutsche Automobilindustrie in Sorge

Dass auch die deutschen Autobauer langfristig von Tesla überholt werden könnten, schwant Anlegern seit Längerem: Die Anteilsscheine von VW, BMW und Daimler haben seit Jahresanfang bereits zwischen 20 und 30 Prozent an Wert verloren.

„Wir haben kein vergleichbares Produkt für diesen Wettbewerb mit Tesla“, mahnte ein Daimler-Aktionär bei der gestrigen Hauptversammlung an.

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