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Microsoft: Auf Comeback-Kurs nach der Apple-Blaupause

Microsoft-Zentrale (Bild: Reuters)
Microsoft-Zentrale (Bild: Reuters)

Seit nunmehr zwei Jahren baut der neue CEO Satya Nadella den Softwareriesen Microsoft um und bedient sich dabei der Apple-Strategie. Alles wird nun auch in Redmond aus einer Hand produziert – auch Hardware. Doch Microsoft erfindet sich ebenso neu und wettet vehement auf neue Geschäftsfelder wie das Cloud Computing. Der Turnaround hat allerdings seinen Preis, wie die neuen Quartalszahlen beweisen – der Computer-Pionier schrumpft.

Das Image ist fest in den 80er- und 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts verortet: Wer an Microsoft denkt, denkt schlagartig an Windows, Unternehmensgründer Bill Gates und den ikonischen Zweikampf mit dem Erzrivalen Steve Jobs von Apple. Vier Jahrzehnte  nach Gründung wirkte Microsoft im Vergleich mit dem hippen iKonzern aus Cupertino verstaubt, wenig innovativ und abgehängt.

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Während Microsoft sich unter Bill Gates’ Nachfolger Steve Ballmer in den Nulljahren krampfhaft an die Cash Cow Windows klammerte, lieferte Apple die großen Innovationen in Form des  iPods, iPhones und iPads. Lohn der großen Schaffensperiode in Steve Jobs’ zweiter Amtszeit: 2010 überholte Apple Microsoft tatsächlich nach dem Börsenwert und sollte ein Jahr später gar zum wertvollsten Konzern der Welt aufsteigen, der der iPhone-Hersteller bis heute ist – die Wachablösung war vollzogen.

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Schon wieder Nummer drei: Microsoft gelingt beeindruckendes Börsencomeback

Was dabei jedoch gerne vergessen wird: Microsoft mag zwar im Trendbewusstsein aus der Mode gekommen sein – der vielfach erwartete Niedergang setzte indes nie ein. Im Gegenteil: Nach der überfälligen Stabübergabe von Steve Ballmer an Satya Nadella Anfang 2014 befindet sich der Softwareriese wieder erkennbar im Aufwind.

Die Microsoft-Aktie notierte Anfang der Woche bei über 56 Dollar nicht nur in Schlagdistanz zu neuen Jahreshochs, sondern gar nur noch zehn Prozent unter den historischen Allzeithochs von 1999. Mehr noch: Mit einer Marktkapitalisierung von 420 Milliarden Dollar hat sich der IT-Pionier inzwischen sogar wieder unter die Spitzenplätze der Weltbörsen zurückgekämpft und ist mittlerweile nach Apple und Alphabet der drittwertvollste Konzern der Aktienmärkte.

Satya Nadella befreit Microsoft von Altlasten

Satya Nadella (Bild: Business Insider)
Satya Nadella (Bild: Business Insider)

Maßgeblichen Anteil daran hat zweifellos der konsequente Konzernumbau, den das Eigengewächs Nadella dem Techpionier seit zwei Jahren verordnet hat. Das ist etwa die Abkehr von der totalen Abhängigkeit des Software-Geschäfts, das im Internet-Zeitalter, in dem Erzrivale Alphabet mit Google Docs Office-Software zum Nulltarif anbietet, kein Selbstläufer mehr ist.

Nadella hat sein Office-Paket vom klassischen Erneuerungszyklus auf das Abomodell Office 365 umgestellt – und bietet Bausteine wie Word, Excel oder Powerpoint inzwischen sogar beim einstigen Erzfeind Apple in der Lightversion im App Store kostenlos für iPad und iPhone an. Das Betriebssystem Windows wurde in der zehnten Generation zudem erkennbar entschlackt und Bestandskunden der Vorgängerversionen 7 und 8 gar kostenlos bereitgestellt.

Hardware aus einem Guss: Surface Tablets, Laptops und Smartphones  

Eine 180-Gradwende leitete noch Nadellas Vorgänger Steve Ballmer in seinen letzten Jahren mit der Besinnung aufs Hardwaregeschäft ein: Warum Drittanbietern die Hoheit über die Hardware lassen, auf der Windows laufen sollte?

Entsprechend entschloss sich Microsoft ebenfalls, auf dem boomenden Tablet-Markt aktiv zu werden und launchte 2012 mit dem Surface ein konkurrenzfähiges Highend-Tablet, das dem iPad immerhin Marktanteile streitig machen konnte. Und nicht nur das: Mit dem Surface Book präsentierte Microsoft im vergangenen Sommer erstmals ein Laptop.  

Auch ins Smartphone-Geschäft stieg Microsoft mit der Übernahme der Handysparte von Nokia ein, häufte zunächst jedoch vor allem milliardenschwere Verluste in Form von Wertberichtigungen an. Das soll künftig mit dem Launch neuer Surface Smartphones anders werden: Im nächsten Jahr soll Microsoft in gleich drei Variationen einen potenziellen iPhone-Rivalen ins Rennen schicken.

Lukrative Wette aufs boomende Cloud-Geschäft geht auf  

Azure (Bild: TechRepublik)
Azure (Bild: TechRepublik)

Für die eigentliche Euphorie an der Wall Street sorgte indes in den vergangenen Quartalen immer mehr ein anderer Geschäftsbereich, der in der Techbranche in diesen Tagen als Heilsbringer des Wachstums gilt – das Cloud Computing. Microsoft positionierte sich frühzeitig mit seiner Plattform Azure.

Die Cloud-Plattform ist Microsoft großer Hoffnungsträger: Die Umsätze von Azure wachsen aktuell explosiv um 120 Prozent und sind im Kalenderjahr 2016 bereits auf Kurs, die 10-Milliarden-Grenze bei den Erlösen zu durchbrechen.      

Quartalsbilanz verstimmt Anleger

Dass ein neues Boomsegment aber auch nötig ist, dokumentierten die Donnerstag nach Handelsschluss vorgelegten Quartalszahlen. Der Konzernumbau hinterlässt nämlich in den Traditionssparten Windows und Office seine Spuren: Die Umsätze gaben im ersten Dreimonatszeitraum 2016 um sechs Prozent auf 20,5 Milliarden Dollar nach, während der Nettogewinn wegen zusätzlichen Steueraufwendungen gar um 25 Prozent auf 3,75 Milliarden Dollar einbrach.

Die in den vergangenen zwei Jahren so stark gelaufene Microsoft-Aktie, die seit Übernahme der Amtsgeschäfte von Satya Nadella mehr als 50 Prozent an Wert gewonnen hatte, büßte gestern nach Handelsschluss erst einmal wieder fünf Prozent an Wert ein, ist damit aber trotzdem nur 15 Prozent von den Rekordhochs aus dem letzten Jahrhundert entfernt. 

Gelingt Nadella der Turnaround, könnte der 48-Jährige Microsoft möglicherweise wieder auf neue Allzeithochs führen und sich damit ein Denkmal setzen. Der glücklose Vorgänger Steve Ballmer lief 13 Jahre den Höchstkursen nach, die Unternehmensgründer Bill Gates in seinem letzten Jahr aufgestellt hatte.

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