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Lufthansa: Nicht erst nach Germanwings-Absturz in schweren Turbulenzen

Das Großraumflugzeug A380. Foto: Christoph Schmidt
Das Großraumflugzeug A380. Foto: Christoph Schmidt

Die Krise zieht sich seit Jahren, dann kam der verhängnisvolle Absturz des Germanwings-Fluges 4U9525 hinzu: Der Dax-Konzern ist mächtig ins Schlingern geraten und notierte erst zu Wochenbeginn auf dem schwächsten Stand seit sechs Monaten. Der erbitterte Konkurrenzkampf in der Luftfahrtbranche von oben und unten setzt dem einstigen Branchenprimus schwer zu – mehr als 700 Millionen Euro gingen 2014 verloren. Besserung ist nicht in Sicht.

Die Deutsche Lufthansa kommt aus den Negativschlagzeilen einfach nicht heraus. Piloten-Streiks im vergangenen Jahr, Streiks im Frühling dieses Jahr – mit enormen 232 Millionen Euro belastete die stolze Kranich-Airline die Auseinandersetzung mit ihrem Personal allein im vergangenen Geschäftsjahr, in dem nach deutscher Rechnungslegung ein saftiges Minus von 732 Millionen Euro eingeflogen wurde. Im Vorjahr wurde noch ein Gewinn von 407 Millionen Euro verbucht.

Zu Jahresbeginn sah es nicht besser aus: Neue Streiks, erst jüngst ein Hackerskandal beim Vielfliegerprogramm und dann der verhängnisvolle 24. März, der zum schwärzesten Tag in der 60-jährigen Geschichte des einstigen Marktführers der Luftfahrtbranche werden sollte – die Tragödie um den abgestürzten Germanwings-Flug 4U9525, der 150 Menschenleben forderte.  

Rückläufige Passagierzahlen im März

Nüchtern betrachtet kostet der Absturz die Lufthansa erstmal nichts – die Summe von 300 Millionen Dollar, die der Dax-Konzern den Hinterbliebenen als Entschädigung zahlen will, wird von einem Versicherungskonsortium um die deutsche Allianz zur Verfügung gestellt. Den eigentlichen wirtschaftlichen Schaden wird die Lufthansa erst in den Folgequartalen spüren – in Form rückläufigen Buchungen.

Wenig überraschend zählte Europas größte Fluggesellschaft mit ihren Tochterunternehmen Germanwings, Austrian Airlines und Swiss im März mit knapp 8,1 Millionen Passagieren weniger Fluggäste als im Vorjahreszeitraum.

Die Angst fliegt nach Absturz-Tragödien bekanntlich stärker mit

Doch die Aussichten sind künftig kaum besser: Die Angst fliegt nach Absturz-Tragödien bekanntlich stärker mit. Nach dem Verlust von gleich zwei Flugzeugen im vergangenen Jahr geriet Malaysia Airlines in schwere Turbulenzen und musste einen Buchungsrückgang von einem Drittel beklagen – so schwer wog der Vertrauensverlust. Ein bis zwei Millionen Dollar verlor Malaysia Airlines pro Tag.

Eigentlich sollte die 2002 gegründete Lufthansa-Tochter dieses Jahr erstmals schwarze Zahlen einfliegen – daraus dürfte nun kaum noch etwas werden. Entsprechend kursieren nach der Absturztragödie sogar die Gerüchte, dass die Marke Germanwings schnell vom Markt verschwinden und in das Lufthansa-Tochterunternehmen Eurowings aufgehen könnte.

Hart umkämpftes Billigflieger-Segment

Damit wäre der Kern des Problems indes nur in der Welt der PR verschoben. Tatsächlich ist das Marktsegment der Billigflieger das eigentliche Problem, das dem Dax-Konzern zusetzt.  Die Discount-Konkurrenz von der Insel, namentlich Ryanair oder easyJet, machen der Lufthansa seit Jahren vor, wie man erfolgreich billig fliegt: mit niedrigeren Gehältern und geringeren  Betriebskosten.

So konnte etwa Ryanair-Chef Michael O’Leary im März eine satte Steigerung der Passagierzahlen um 28 Prozent bekannt geben. Die Gewinne der irischen Airline sollen im per Ende März zu Ende gegangenen Geschäftsjahr auf stattliche 850 Millionen Euro gestiegen sein. Auch der englische Konkurrent easyJet befindet sich weiter steil im Aufwind: Stolze 450 Millionen Pfund wurden im vergangenen Geschäftsjahr verbucht, das entspricht nach jüngstem Wechselkurs etwa 625 Millionen Euro.

Ryanair und easyJet schon deutlich wertvoller als Lufthansa

An der Börse sind die beiden hoch profitablen Billigflieger enorme Erfolgsstorys – die Aktie von Ryanair konnte in den vergangenen drei Jahren um enorme 300 Prozent zulegen, die easyJet sogar um mehr als 400 Prozent!

Lohn des Steigflugs: Die britischen bzw. irischen Billigflieger sind an der Lufthansa an der Börse bereits vorbeigezogen! easyJet  ist mit einem aktuellen Börsenwert von über 10 Milliarden Euro schon 80 Prozent wertvoller als die Kölner Fluggesellschaft – die gerade halb so alte Ryanair ist unfassbarerweise sogar fast schon dreimal so wertvoll wie der Dax-Konzern, der inzwischen als Abstiegskandidat aus dem deutschen Eliteindex gehandelt wird. Ganz bitter für Aktionäre: Seit Beginn des Jahrtausends notiert die Aktie um fast 50 Prozent im Minus.

Auch die arabischen Fluglinien Emirates, Etihad und Qatar hängen Lufthansa ab

Einen nicht zu verachtenden Anteil am anhaltenden Sinkflug haben zudem neue Rivalen aus dem Nahen Osten. So haben sich die Gewichte am Himmel immer mehr in Richtung Golf verschoben:
Auch auf den Langstreckenflügen tut sich die Lufthansa nämlich immer schwerer. Die arabischen Fluglinien Emirates, Etihad und Qatar punkten beim Kunden mit besserem Service, neuerer Ausstattung und trotzdem günstiger Kostenstruktur

Dabei hätten Lufthansa-Aktionäre schon länger gewarnt sein können. „Investoren schießen ihr Geld schon seit 100 Jahren Fluglinien hinterher – mit schrecklichen Renditen“, erklärt Investmentlegende Warren Buffett immer wieder. „Es ist eine Falle für Anleger.“ Das bestätigt sich auch beim Blick auf die jüngere Börsenentwicklung: Während der Dax seit Jahresbeginn zur Rally des Jahrhunderts ansetzte und um 25 Prozent vorne liegt, haben Anteilseigner der Lufthansa schon wieder 10 Prozent draufgezahlt…

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