Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 2 Stunden 16 Minuten
  • Nikkei 225

    39.918,71
    +178,31 (+0,45%)
     
  • Dow Jones 30

    38.790,43
    +75,63 (+0,20%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.696,99
    -3.523,93 (-5,57%)
     
  • CMC Crypto 200

    885,54
    0,00 (0,00%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.103,45
    +130,25 (+0,82%)
     
  • S&P 500

    5.149,42
    +32,33 (+0,63%)
     

Gar nicht gut: Lidl misslingt Neuerfindung mit Image-Spot

Erstaunlicher Werbe-Clip vom Discount-Riesen: Wer den neuen Image-Spot von Lidl betrachtet, der gerade viral geht, traut seinen Augen nicht – bis auf den Abspann mit Logo haben die 90 Sekunden nichts mit dem deutschen Discounter zu tun. Die Werbebranche versteht den Einzelhandelsriesen nicht: Was will uns Lidl eigentlich sagen?

War die Stagnation schuld? 2014 war nicht wirklich das Jahr des Discounter-Dinos. Wie der Gfk-Monitor jüngst feststellte, entwickelten sich die Umsätze der Billigsupermärkte in Deutschland erstmals seit Jahren wieder leicht rückläufig. Großer Profiteur dagegen: Die sogenannten „Vollsortimenter“, also Supermärkte wie Rewe und Edeka, die die ganze Angebotsplatte abdecken.

Sparen um jeden Penny ist nicht länger vorrangiger Treiber der Kaufentscheidung – der Trend geht zum höherwertigen Einkauf. Zeit also für eine Image-Politur, muss sich die Kommunikationsabteilung des 42 Jahre alten Traditionskonzerns aus dem schwäbischen Neckarsulm gedacht haben – und veröffentlichte vor zwei Wochen einen 90-sekündigen Werbeclip, den man nun bislang kaum mit Lidl assoziiert hätte.

Lidl kommt gerade nicht gut weg (Bild: CF Bigas)
Lidl kommt gerade nicht gut weg (Bild: CF Bigas)

Man sieht: Einen Rentner. Das Meer. Ein Baby. Eine Brandung. Jugendliche bei Computerspielen. Junge Frauen beim Selfie-Schießen. Eine Luxusvilla mit Bikinimädchen. Den ersten Engtanz. Ein Paar bei einer Umarmung. Kinder, immer wieder Kinder. Mütter, immer wieder Mütter. Ein Raketenstart. Der Sprung in den Pool. Gesichter in der Nahaufnahme. Eine große Portion Eiscreme.  

Vollkommen beliebige Botschaft: Woran erkennen wir eigentlich, was gut ist?

Und dann in den letzten drei Sekunden der Absender: Das Lidl-Logo und die seit sechs Jahren bekannte Werbebotschaft „Lidl lohnt sich“.  Was der bunte Bildermix mit Lidl zu tun hat? Unklar. Was Web und Werber allerdings in den vergangenen Tagen in Wallung brachte, war die Botschaft, die in den 90 Sekunden verbal verbreitet wurde. Man hört eine Frauenstimme auf dem Off säuseln:

Woran erkennen wir eigentlich, was gut ist?
Dass etwas gut ist, erkennen wir nicht daran, dass uns jemand sagt: das ist gut.
Und auch nicht daran, dass es plötzlich alle gut finden.
Oder dass es besonders teuer ist.
Was gut ist, erkennen wir daran, dass es gut für uns ist.
Weil alles einfach mal so ist, wie es sein soll. Oder sogar noch besser.
Wir erkennen es an Kleinigkeiten, die für uns große Bedeutung haben.
Manchmal ist gut aber auch genau das, womit wir nie gerechnet hätten.
Das, was uns überrascht.
Und uns plötzlich genau deshalb so gut gefällt.
Gut kann eine ganz große Sache sein.
Oder ein ganz kleiner Moment.
Und manchmal ist etwas so gut, dass es die Zeit anhalten kann.
Wir erkennen es daran, wie sehr wie uns darauf freuen.
Und es genießen.
Und wir vermissen es, wenn es plötzlich fehlt.
Gutes erkennen wir daran, wie etwas aussieht. Riecht. Schmeckt.
Und vor allem, wie es sich anfühlt.
Eigentlich wissen wir doch alle ganz genau, was gut für uns ist.

Wenn wir doch alle ganz genau wissen, was gut für uns ist – warum dann dieser Spot, mit dem Lidl ganz offenkundig mit seinem Billig-Image brechen will, indem der Discounter versucht, ein positives Gefühl und Verbundenheit beim Verbraucher zu wecken?

„Die schlechteste Werbung der Welt“

Nach Meinung von Oliver Errichiello geht der Versuch jedoch böse nach hinten los. „Dieser Spot ist die schlechteste Werbung der Welt. Er hat überhaupt nichts mit der Marke Lidl zu tun“, kritisiert der Markensoziologe vom Büro für Markenentwicklung in Hamburg gegenüber dem „Handelsblatt“.  

Genau das ist Lidls Problem: Der deutsche Discount-Riese versuchte sich im Stil der ikonischen „Think different“-Werbung von Apple im Markenkern neu zu definieren. Doch weder hat Lidl im Entferntesten die Strahlkraft des Kultkonzerns aus Cupertino noch haben die transportierten Bilder etwas mit der spartanischen Shopping-Wirklichkeit des Lebensmitteldiscounters zu tun.

WERBUNG

„Warum sieht meint Leben nicht so aus wie der absolut authentische Lidl-Spot?“

Wenig überraschend nimmt das Netz den 90-Sekunden-Spot dann auch als Steilvorlage für jede Menge Häme. „Lidl-Spot gesehen. Will umgehend eine Rakete kaufen“, meint ein Twitterer. Ein anderer fragt sich:  „Was mach’ ich falsch? Warum sieht meint Leben nicht so aus wie der absolut authentische Lidl-Spot?“

Das Internetportal Schlecky Silberstein demaskierte die Austauschbarkeit des Lidl-Videos unterdessen im Werbespot-Generator, der den Clip mal für die FDP, Binden, Bier oder Mett werben lässt. Wie war das noch? Wer den Schaden hat, braucht für den Spot(t) nicht zu sorgen. Bitte auf eine Fortsetzung verzichten, liebes Lidl!

Sehen Sie auch dieses Video: Lidl kann auch sexy