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Foodporn-Video und Kanye-West-Persiflage: So gelungen spielt Ikea mit der Facebook-Ära


Ikea hat es schon wieder getan: Der größte Möbelkonzern der Welt hat sich wieder einmal ironisch in den sozialen Medien verbreitet – und dabei perfekt den Zeitgeist getroffen. In einem Webvideo, das zurück ins 18. Jahrhundert führt, nehmen die Schweden den Instagram-Trend #Foodporn aufs Korn, während ein Facebook-Post HipHop-Superstar Kanye West auf den Arm nimmt. Ikea-Fans rund um den Erdball gefällt das.



Der Spaß ist zwei Jahre alt: „Das ist kein digitales Buch. Auch kein E-Book. Es ist ein BuchBuch“, erklärte Ikeas „Chief Design Güru“ (sic!) Jörgen Eihammer mit sonorer Stimme den verblüfften YouTube-Zuschauern. Keine Frage: Der zweieinhalbminütige Clip erinnerte an etwas – an Apple natürlich!

Seit Jahren stellt beim Erfolgskonzern aus Cupertino Designchef Jony Ive stets in dezenter Optik und klarer Botschaft die neuen Produkte vor. Ikea hatte allerdings kein iPhone, iPad oder die Apple Watch zu enthüllen, sondern eben nur seinen neuen Einrichtungskatalog mit der aktuellen Herbst- und Winterkollektion – den (Wohn-)Kult in Papierform.  

Ikea punktet mit Viral-Hits  

Die Verballhornung des Techpioniers aus Cupertino wurde zum ultimativen Viral-Hit: Mehr als 18 Millionen Anrufe sammelte der Kultclip aus dem YouTube-Kanal von Ikea Singapur bis heute ein. Es war nur der Auftakt eines regelrechten Social Media-Feuerwerks, das Ikea gezielt vorantreibt, seitdem die drei Söhne von Gründervater Ingvar Kamprad beim weltgrößten Möbelhaus das Sagen haben.

Das von Ikea eingerichtete Kino in Moskau (Foto: Reuters)
Das von Ikea eingerichtete Kino in Moskau (Foto: Reuters)



Der schwedische Einrichtungsgigant baute 2014 etwa ein Moskauer Kino kurzerhand zum kuscheligen Schlafzimmer um, in dem von den glücklichen Kinobesuchern eifrig Selfies geschossen wurden, die sich natürlich wiederum viral verbreiteten. In der vergangenen Weihnachtszeit rief Ikea dann dazu auf, sich auf der Webseite der Ikea-Initiative Gästaurant zum gemeinsamen Weihnachten feiern zu verabreden.

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Ikea entführt Zuschauer im neuen Viralclip ins 18. Jahrhundert  

Ein halbes Jahr später punktet Ikea nun wieder mit einem echten Viral-Kracher, der zunächst völlig aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Der schwedische Kultkonzern nimmt seine Fans im 90-Sekünder  „Let’s relax“ mit ins Rokoko des 18. Jahrhunderts. Eine großbürgerliche Familie sitzt an einer prall gedeckten Tafel: Es scheint an nichts zu mangeln, doch das große Fressen kann noch nicht beginnen – ein Maler soll die Leckereien erst einmal in Pastellfarben verewigen.

Doch dann kann immer noch nicht gespeist werden: Das Gemälde macht sich auf eine weite Reise – in das Schlafgemach einer Adelsdame, bis zu einem Duell und gar an den königlichen Hof. Die Reaktion ist – von einem Kerker-Insassen abgesehen -  immer die gleiche: Daumen hoch! Spätestens jetzt dämmert es Zuschauern: Der Ikea-Spot hat durchaus etwas mit unserer verrückten Zeit zu tun!        

Seitenhieb an #Foodporn-Instagrammer: „Es ist ein Essen, kein Wettbewerb“

Die Auflösung folgt auf dem Fuße: „Es ist ein Essen, kein Wettbewerb“, belehrt Ikea seine Fans und vollzieht in der Schlusssequenz den Transfer zur Gegenwart, in der man denselben Familienvater anno 2016 am Tisch mit seiner Familie sitzen sieht. Er kann nur nicht mit dem Essen beginnen, weil er das Dinner – in bester #Foodporn-Manier – erst einmal mit seinem Smartphone festhalten will. „Entspann Dich“, blendet Ikea zum Schluss als Botschaft ein, während jazzige Klänge aus dem Off die Situation zusammenfassen:  „Each little moment we’ve got, no one must see, no one must know“, von jedem kleinen Moment, den wir erleben, muss keiner etwas wissen oder erfahren…   

In anderen Worten: Es ist die Magie des Augenblicks, die Ikea in seinem neuen Viral-Clip feiert, der es nach rund einer Woche bereits auf mehr als fünf Millionen Abrufe bei YouTube bringt. Den im Social Media-Bereich so aktiven Skandinaviern gelingt damit eine Pirouette um die eigene Achse: Der Clip ist offenkundig eine Kritik an der Facebook-Generation, die süchtig danach ist, jeden Augenblick mit dem Smartphone zu dokumentieren, dabei das Besondere des Moments aber verpasst. Also Smartphone weglegen und, bitte schön, am Küchentisch von Ikea im Kreise der Lieben speisen…         

Kante gegen Kanye West

So weit, so erfolgreich. Einmal in Fahrt, leistet sich der schwedische Möbelriese gleich noch einen Social-Media-Spaß, der wie schon beim „BuchBuch“ auf Kosten eines prominenten Vorbilds geht. Opfer ist diesmal nicht ein anderer Konzern, sondern der Rapper Kanye West, der mit seinem überlebensgroßen Ego die Welt (und Taylor Swift) in Atem hält.

Der 39-jährige HipHop-Superstar hat bekanntlich auch außerhalb der Musikbranche große künstlerische Ambitionen und designt für Adidas etwa den Kultschuh Yeezy. Warum nicht also auch noch Möbel für den Branchenprimus entwerfen?

Diesen Wunsch äußerte der Ehegatte von Dokusoap-Darstellerin Kim Kardashian in seinem ganz eigenen Selbstbewusstsein in einem Interview mit der BBC: „Yo Ikea, erlaubt Kanye West zu kreieren. Ich muss mit Ikea arbeiten und Möbel entwickeln!“

„Hej Kanye, wir könnten Dich berühmt machen!“

Die Aufforderung kam beim 73 Jahre alten Einrichtungskonzern zwar an, doch wohl nicht wie von West erhofft. Zu einem eigentümlich anmutenden Dreibettgestell, das natürlich ebenfalls den Produktnamen Yeezy trägt, schrieb Ikea auf seiner australischen Facebook-Seite: „Hej Kanye, wir würden gerne sehen, was Du entwirfst…“, um dann zur ultimativen Trollerei auszuholen – „wir könnten Dich berühmt machen!“


Was zunächst wie ein alberner Kommentar klingt, macht spätestens beim Blick auf das großgeschriebene „Famous“ Sinn, das natürlich eine Referenz an Wests Skandalsingle „Famous“ ist, in der der Rapper über Sex mit Taylor Swift fanatisiert – er habe die Popsirene schließlich berühmt gemacht…  Das Echo auf diesen kleinen Social Media-Stunt war den Schweden gewiss: Während es ein regulärer Post auf der Facebook-Seite von Ikea Australien auf ein paar Hundert Likes bringt, räumte der Yeezy-Post 8000 Likes ab.