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Edeka vor Kaiser’s Tengelmann-Übernahme – ein Deal mit Folgen

Wie geht es weiter nach der Fusion? (Bild: dpa)
Wie geht es weiter nach der Fusion? (Bild: dpa)

Die Überraschung ist perfekt: Unter harten Auflagen stellt Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel doch eine Übernahme der angeschlagenen Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann durch Edeka in Aussicht. Es wäre erst die neunte Ministererlaubnis in der Geschichte der Bundesrepublik. Sicher ist der Deal noch nicht, doch er wirft seine Schatten voraus – das ändert sich für Kunden und Konkurrenten.

Es sieht nach einem Happy-End im dritten Anlauf aus. Bereits 1999 wurde der Verkauf der Supermarktsparte von Kaiser’s Tengelmann an Edeka diskutiert, dann aber verworfen, da Edeka nur an der Übernahme profitabler Standorte interessiert war. 15 Jahre später folgte der nächste Vorstoß: Die bundesweit 451 Supermärkte von Kaiser’s Tengelmann mit ihren 16.000 Mitarbeitern sollen den Besitzer wechseln und nun an den Platzhirsch gehen –dachten die Hamburger zumindest im Oktober 2014.

Dann kam das Bundeskartellamt und machte den Plänen im vergangenen Frühjahr einen Strich durch die Rechnung und untersagte die Übernahme. Doch die größte deutsche Supermarktkette hat einen langen Atem – die Edeka wandte sich mit dem Antrag an Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel und bekam vorgegangene Woche überraschend doch ein positives Signal.

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Gabriel deutete grünes Licht an – wenn auch unter harten Auflagen. So soll die Beschäftigung von rund 16.000 Mitarbeitern von Kaiser's Tengelmann über einen Zeitraum von insgesamt sieben Jahren gesichert werden – "und das zu tariflichen Bedingungen“, wie Gabriel betonte.

„Bedenkliche Konzentration von Nachfragemacht“

Auch wenn der Deal noch nicht in trockenen Tüchern ist – die politisch gewollte Trendwende stößt für die erst neunte Übernahme in der Geschichte der Bundesrepublik nach Ministererlaubnis die Tür einen großen Spalt weit offen. „Die Ministererlaubnis hat sich bewährt, denn die kartellrechtlich-fachliche und die politische Bewertung werden sehr klar getrennt", bewertet etwa Michael Fehling von der Bucerius Law School gegenüber der Welt das neue Szenario positiv.

Die Konkurrenz reagiert indes entsetzt: „In die “völlig falsche Richtung” würde die Übernahmeerlaubnis von Bundeswirtschaftsminister Gabriel gehen, kritisierte etwa Rewes Vorstandschef Alain Caparros in einer ersten Reaktion gegenüber der Lebensmittelzeitung und kündigte eine Prüfung des Vorgangs an.

Unterstützung bekommt der Rewe-Chef vom Präsidenten des Deutschen Bauernverbands (DBV) „Auch die möglichen zusätzlichen Auflagen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die bedenkliche Konzentration von Nachfragemacht bei den großen Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels weiter befördert wird“, mahnte Joachim Rukwied an.

Weniger Auswahl und höhere Preise?

Doch was würde sich nun konkret für Verbraucher ändern? Möglicherweise der Klassiker: Die Auswahl schwindet, die Preise steigen. Das befürchtet etwa der Vorsitzende der Monopolkommission: „Es fallen Alternativen weg. Damit dürften steigende Preise und eine verringerte Auswahl für die Kunden einhergehen“, erklärte Daniel Zimmer gegenüber der dpa.

Doch ist es wirklich so einfach? Kaiser’s Tengelmann kommt mit seinen 451 Supermärkten in den drei Bundesländern Berlin, Nordrhein-Westfalen und Bayern in der deutschen Lebensmittelbranche gerade mal auf einen Marktanteil von 0,6 Prozent. Der Vorwurf einer Wettbewerbskonzentration hinkt bis auf Berlin, wo Edeka bereits deutlicher Marktführer ist, also ziemlich. Wirtschaftsprofessor Justus Haucap von der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität glaubt sogar, dass „der Wettbewerb im Lebensmitteleinzelhandel durch die Fusion weiter zunehmen wird“.

Zukunftsgefechte werden im Ausland entschieden

Entscheidend für den Wettbewerb der großen Vier der Lebensmittelbranche (Edeka, Rewe, Lidl und Aldi) dürfte der Zukauf ohnehin nicht sein. Tengelmann war mit einem Jahresumsatz von zuletzt 7,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr nur siebtgrößter Lebensmittelhändler in Deutschland – lediglich 1,86 Milliarden entfielen dabei auf die Supermarktsparte Kaiser’s Tengelmann. Zum Vergleich: Branchenprimus Edeka erlöste im vergangenen Jahr 51,85 Milliarden Euro und sichert sich mit der Übernahme damit lediglich 4 Prozent mehr Umsatz.

Die Kampf um die Vorherrschaft des Einzelhandels wird indes im Ausland entschieden – der deutsche Markt ist weitgehend gesättigt. Wie dynamisch das Wachstum am anderen Ende der Welt sein kann, macht Aldi etwa in den USA und Australien vor, wohin Lidl wiederum bald expandieren will. Vollsortimenter Rewe erzielt unterdessen bereits 27 Prozent seiner Erlöse mit seinen Tochterunternehmen in elf europäischen Ländern.

Die brisante Fußnote des zähen Ringens um Kaiser’s Tengelmann ist daher eine andere: In den kommenden Jahren könnte sich der teure Zukauf unter vielen Zugeständnissen möglicherweise noch als Bumerang für die Hamburger erweisen – nämlich, wenn die Eingliederung und Restrukturierung von Kaiser’s Tengelmann Edeka bei der nötigen Auslandsexpansion lähmt.

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