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Deutsche Bank: Das neue Lehman – oder Markthysterie?

Deutsche Bank: Das neue Lehman – oder Markthysterie?


Die Finanzmärkte schauen gebannt nach Frankfurt: Die Deutsche Bank wirkt in diesen Tagen angeschlagen. Wie gefährlich kann die Rekordstrafe aus den USA am Ende für die einst wertvollste Bank der Welt werden? Kommt der deutsche Bankenprimus tatsächlich ohne Staatshilfen aus? Und was würde passieren, wenn die Deutsche Bank taumelt – kann sie wie Lehman 2008 gar zum Schwarzen Schwan der Weltwirtschaft werden?

Wer die aktuelle Krise der Deutschen Bank verstehen will, sollte eine Online-Videothek besuchen: “The Big Short” ist einer der sehenswertesten Filme des Jahres, der die Geschichte der Finanzkrise 2008 erzählt, die die Deutsche Bank bis heute fest im Griff hat.

Tatsächlich waren die Frankfurter seinerzeit eine treibende Kraft, als sogenannte CDOs (gebündelte Schuldverschreibungen auf Hypothekenanleihen) den Immobilienmarkt ins Wanken brachten – in “The Big Short” wettet der Fondsmanager Greg Lippmann gar gegen das eigene Haus und fährt einen Milliardengewinn ein.

Sünden aus der Finanzkrise belasten Deutsche Bank bis heute 

Gewinne in zehnstelliger Höhe könnte der Dax-Konzern heute auch gut gebrauchen – denn die Sünden aus der Finanzkrise hängen der Deutschen Bank weiter nach. Geschlagene 14 Milliarden Dollar will das US-Justizministerium in einem Vergleich für die krummen Hypothekengeschäfte aus den Nullerjahren nun sehen – eine Summe, die vergangenen Freitag fast dem gesamten Börsenwert der Deutschen Bank entsprach.

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“Die Deutsche Bank beabsichtigt auf keinen Fall, diese möglichen zivilrechtlichen Ansprüche in einer Höhe zu begleichen, die auch nur annähernd der genannten Zahl Entspricht”, erklärte Konzernchef John Cryan zwei Wochen zuvor nach der Forderung trotzig.

Hoffnungen auf Deal mit Justizministerium 

Seit dem späten Freitagnachmittag sieht es so aus, als könnte Cryan erst einmal leicht aufatmen. Aus Kreisen war zu hören, dass die Deutschbanker möglicherweise mit einer weitaus kleineren Vergleichssumme reinen Tisch mit der Vergangenheit machen könnten – die Rede war von 5,4 Milliarden Dollar. “Wir sind und bleiben eine starke Bank”, versicherte der Konzernchef seinen Mitarbeitern am gleichen Tag.

Doch nach dem langen Wochenende ist von einer Einigung mit der US-Justiz immer noch keine Rede. Im Gegenteil: Wie Reuters berichtete, reisen Cryan & Co erst in den kommenden Tagen in die USA, um über einen möglichen Deal zu verhandeln. Unterdessen fährt die Deutsche-Bank-Aktie Achterbahn: Am vergangenen Freitag eröffneten die Anteilscheine erst acht Prozent tiefer, um dann zweistellig zuzulegen.

Dramatischer Kursverfall auf Allzeittiefs: 90 Prozent in einem Jahrzehnt verloren 

Die Börsenperformance der immer noch wertvollsten deutschen Bank ist nicht weniger als dramatisch: Allein seit Jahresbeginn hat sie sich mehr als halbiert und liefert sich damit einen traurigen Zweikampf mit der Commerzbank um die Dax-Laterne.

Wirklich desaströs fällt der Vergleich zu einstigen Höchstkursen aus, die ein Jahr vor dem Ausbruch der Finanzkrise aufgestellt wurden: 2007 noch notierte die Deutsche Bank-Aktie bei über 100 Euro – am vergangenen Freitag sackte sie bei 9,90 Euro auf den tiefsten Stand aller Zeiten. Was für einen Unterschied ein Jahrzehnt machen kann.

IWF: “Deutsche Bank die gefährlichste Bank der Welt” 

Während der historische Abstieg der Anfang der 90er-Jahre noch wertvollsten Bank der Welt hierzulande in Leitartikeln bestaunt wird, ist man in angelsächsischen Kreisen vor dem Hintergrund der Lehman-Vergangenheit schon weiter. Seit ein paar Monaten wird an der Wall Street getuschelt, ob die Deutsche Bank zu einem neuen Fall Lehman werden könnte – zu einem “Schwarzen Schwan” der Börsen, der Kapitalmärkte weltweit in den Abgrund reißen könnte.

Als “gefährlichste Bank der Welt” bezeichnete der Internationale Währungsfonds (IWF) die Deutschbanker bereits im Sommer nach einem Stresstest. Dieser Eindruck hat sich im dritten Quartal weiter verschärft – das Misstrauen wächst: Vergangene Woche wurde bekannt, dass zahlreiche Hedgefonds damit begonnen haben, im Derivate Clearing Kapital abzuziehen.

Spekulationen um Staatshilfen…

Als wäre das noch nicht genug, verärgerte die Deutsche Bank am Ende einer turbulenten Woche auch noch zahlreiche Endkunden: Wegen einer erneuten Software-Panne konntenDeutsche-Bank-Kunden am Samstag zeitweise weder Geld abheben noch Überweisungentätigen. Auch wenn hinter den Unpässlichkeiten – bereits zum dritten Mal in diesem Jahr –lediglich IT-Probleme stecken, dürfte in diesen Tagen auch beim einen oder anderen Kunden das ungute Gefühl hochgekommen sein, was eigentlich wäre, wenn…

In den vergangenen Wochen wurde immer wieder diskutiert, ob ausgerechnet die Deutsche Bank, deren damaliger Chef Josef Ackermann 2008 noch aufreizend verkündet hatte, er würde sich schämen, wenn sein Kreditinstitut Staatshilfen annehmen würde, am Ende doch staatlich gestützt werden müsste. “Das ist für uns kein Thema. Ich habe die Bundeskanzlerin zu keinem Zeitpunkt um Hilfe gebeten. Ich habe auch nichts dergleichen angedeutet”, stellte John Cryan in “Bild” klar.

…würde die Regierung der Deutschen Bank helfen?

Tatsächlich scheint nicht mal klar, ob die deutsche Politik dem angeschlagenen Branchenprimus aus der Patsche helfen könnte – oder wollte. “Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, dass die Bank, die das Spekulantentum zum Geschäftsmodell gemacht hat, sich jetzt zum Opfer von Spekulanten erklärt”, kommentierte Vizekanzler Sigmar Gabriel vergangene Woche die Entwicklung.

Für Bundeskanzlerin Merkel wäre eine Staatsrettung der Deutschen Bank im Wahljahr zudem der denkbar ungünstigste Ballast. “Frau Merkel kann schlecht bei italienischen, portugiesischen und spanischen Banken – und der gesamten Nation Griechenland – streng sein und dann die Deutsche retten”, legte die britische “Times” den Finger in die Wunde.

Potenzial für ein zweites Lehman – oder Hysterie? 

Ob das Dax-Mitglied den Tag X tatsächlich langfristig vermeiden kann, wird vor allem jenseits des Atlantiks kontrovers diskutiert. Jacob Funk Kirkegaard vom New Yorker Peterson Institute for International Economics sieht zumindest  keine Parallelen zu einem Zusammenbruch nach dem Vorbild von Lehman Brothers 2008: “Es ist einfach nicht glaubwürdig zu denken, dass die Deutsche Bank, die faktisch Zugang  zu unbegrenzter Liquidität durch die Europäische Zentralbank hat, alsbald nicht mehr über ausreichend Mittel verfügt, um Gegenparteien auszahlen zu können.“

Das Finanzblog Zero Hedge ist dagegen weitaus skeptischer: “Wer wirklich glaubt, dass eine Einigung mit dem Justizministerium über  5,4 bis 6 Milliarden Dollar alle Probleme löst, sollte noch mal nachdenken. Der Verkauf  von faulen Hauskrediten ist längst nicht mehr das Problem der Deutschen Bank, sondern  die offenen Positionen im Derivate-Geschäft”.

In anderen Worten: Das Drama um die Deutsche Bank dürfte folglich nicht so schnell zu Ende sein. Für ZeroHedge ist die Deutsche Bank gar nur die “Spitze des  Eisberges” einer beginnenden europäischen Bankenkrise, die ihre Fortsetzung in Italien und Spanien finden könnte…

Sehen Sie auch: So steht es um die Deutsche Bank - Finanzexperte Robert Halver im Interview