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Deutsche Bank: Absturz vom Finanz-Olymp

Zentrale der Deutschen Bank (Bild: Reuters)
Zentrale der Deutschen Bank (Bild: Reuters)

Schlecht, schlechter, Deutsche Bank: Keine Aktie hat sich im ersten Quartal im deutschen Eliteindex Dax schlechter entwickelt als der einst stolze Branchenprimus der deutschen Finanzszene. Es ist keine Momentaufnahme – tatsächlich notiert die Deutsche Bank-Aktie nahe ihrer 25-Jahrestiefs. Aktionäre bezahlen für die schmerzhaften Altlasten der vergangenen Jahre.    

Es ist die Kardinalfrage: Welche Argumente besitzt eine Bank, deren Kerngeschäft darin besteht, Geld für ihre Kunden zu verwalten, wenn sie selbst Milliarden um Milliarden Euro vernichtet und 85 Prozent ihres Börsenwertes in knapp 10 Jahren eingebüßt hat?

Keine Frage: Der Deutschen Bank fehlen die Argumente – auch kurzfristig. Seit Anfang des Jahres liegt das wertvollste Finanzinstitut der Bundesrepublik auch schon wieder um 32 Prozent hinten. Schlechter performte keine Aktie in der ersten deutschen Börsenliga. Nicht die ebenfalls schwer abgestrafte Commerzbank, nicht der durch den Abgasskandal arg gebeutelte Volkswagen-Konzern.

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Altlasten vermasseln John Cryan den Neuanfang

Dabei wollte die einst wertvollste Bank Europas mit ihrem neuen CEO John Cryan nach den bereits schwierigen Jahren nach der Finanzkrise endlich den Neuanfang schaffen. Doch die Altlasten seiner Vorgänger, vor allem dem Finanzjongleur Anshu Jain, der in guten Zeiten der Star der Investmentbanking-Sparte war, am Ende aber als Sündenbock für fehlgeschlagene Spekulationen ging, vermasselten dem kauzigen Briten Cryan furios den Neubeginn.

Den Rekordverlust von knapp sieben Milliarden Euro musste Cryan im Januar für das abgelaufene Geschäftsjahr ausweisen. „Ich fühle mich persönlich verantwortlich für den Verlust. Das ist mein Verlust“, erklärte der neue Vorstandsvorsitzende, der tatsächlich erst am 1. Juli vergangenen Jahres den Chefsessel im Deutsche-Bank-Hochhaus im Frankfurter Westend übernommen hatte.

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Milliardenbelastungen durch Rechtsstreite

Nicht nur das Kerngeschäft Investmentbanking und sogar das Privatkundengeschäft schwächelt: Wertberichtigungen und Abschreibungen, aber auch Milliardenbelastungen durch jahrelange Rechtsstreite hinterließen ihre Spuren in der Bilanz. Vor allem der Liborskandal, bei dem Interbanken-Zinssätze manipuliert wurden, belastete allein mit über 2 Milliarden Euro.

Doch damit scheint noch längst nicht alles ausgestanden (https://de.finance.yahoo.com/nachrichten/deutsche-bank-erwartet-schlechtes-erstes-085400583.html): „2016 wird der Höhepunkt der Restrukturierung“, heißt es von Seiten der Bank. „Wir konzentrieren uns auf das Jahr 2016 und arbeiten weiter hart daran, unsere Altlasten zu bereinigen“, erklärte Cryan. Im Klartext: Die Bank wird radikal umgebaut, Boni gekürzt, Tausende Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz.

„Wir werden einige unserer Filialen in Deutschland und im Ausland schließen müssen“, erklärte Cryan bereits im vergangenen Herbst. „Aus einigen Ländern werden wir uns vollständig zurückziehen. Diese Aufgabe ist nicht einfach, und wir gehen diesen Schritt nicht leichten Herzens. Mir ist sehr bewusst, dass dies 9000 Schicksale sind, hinter denen Menschen und Familien stehen.“

Deutsche Bank (Bild: Reuters)
Deutsche Bank (Bild: Reuters)

Anspruch und Wirklichkeit in zwei Welten

Es ist die tiefste Krise des immer noch wertvollsten deutschen Geldhauses seit der Nachkriegszeit. Der Börsenwert beträgt mit rund 20 Milliarden Euro inzwischen nur noch rund ein Drittel des Eigenkapitals – härter kann das Misstrauensvotum der Börse kaum ausfallen.
Trotzdem ist das Sendungsbewusstein weiterhin ungebrochen. Obwohl die Deutsche Bank himmelweit vom eigenen Anspruch entfernt ist, schwor Cryan seine Mitarbeiter noch im Februar auf einen internationalen Führungsanspruch ein: die Nummer eins in Europa und die beste ausländische Bank in den USA und Asien zu sein – und zu den fünf größten Vermögensverwaltern  weltweit zu zählen.

Verkauf von Konzernteilen ein lukrativer Ausweg?

Dabei spielen die Deutschbanker an der Wall Street längst in einer anderen Liga als die großen Fünf, Goldman Sachs, Bank of America, Citigroup, Morgan Stanley und JP Morgan, rangieren aber auch unter den ausländischen Kreditinstituten nur auf Platz drei. Auch in Asien müssen sich die Frankfurter von der übermächtigen Konkurrenz aus den USA geschlagen geben und liegen erst auf dem fünften Platz unter den ausländischen Banken. 

Gelingt ein Konzernumbau nicht schnell genug, könnte die Deutsche Bank gar vor einer Zerreißprobe stehen: „Es wäre viel lukrativer, die Deutsche Bank zu zerschlagen und häppchenweise zu verkaufen“, zitiert das Hamburger „Manager Magazin“ Analysten in der aktuellen Ausgabe.

Das beste Mittel, um solchen Spekulationen entgegenzuwirken, wäre eine kräftige Wertsteigerung dank eines schnellen Kursplus. Doch am Ende ist die Hoffnung auf einen Turnaround so vage wie auf steigende Kurse an den Weltbörsen – es bleibt eine große Wette.

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