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Boom der Billigairline: Der erstaunliche Höhenflug von Ryanair

Der erstaunliche Höhenflug von Ryanair (Bild: dpa)
Der erstaunliche Höhenflug von Ryanair (Bild: dpa)

Zu Beginn des Jahrhunderts wurde die Discount-Airline Ryanair noch belächelt: Die Iren mit dem schrägen Billig-Image schienen bestenfalls für ein paar Schlagzeilen gut. 15 Jahre später hat der streitbare Unternehmensgründer Michael O’Leary die Lacher nun auf seiner Seite: Nach den Passagierzahlen hat Ryanair Branchenprimus Lufthansa inzwischen eingeholt, nach dem Börsenwert längst überholt. Wie konnte das passieren?

„Es ist mir egal, ob mich jemand mag. Ich bin kein Träumer, Aerosexueller oder verhinderter Pilot, wie sie die Flugbranche bevölkern. Ich will Geld verdienen“. Das sagte  Michael O’Leary in den Nullerjahren. Der heute 55-jährige Ire ist bis heute für seine Extravaganzen in der Luftfahrtindustrie bekannt.

Bereits seit 1993 führt O’Leary Ryanair und hat aus der notorischen Billigfluglinie (Firmenmotto: „The Low Fares Airline“), die bis Mitte der 90er-Jahre ausschließlich in Großbritannien präsent war, bis heute die unangefochtene Nummer eins Europas gemacht. Und das mit einem denkbar simplen Konzept: „Unsere Strategie ist ganz einfach. Das Angebot hoch auftürmen und billig verkaufen“, erklärt Leary.

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Europäische Metropolen zum Taxipreis

Tatsächlich kann man bei Ryanair Ticketpreise finden, die im letzten Jahrhundert noch undenkbar schienen. Ein Flug in die englische Hauptstadt für den Taxipreis von 9,99 Euro? Dazu gibt es von Deutschland aus in der Nebensaison immer mal wieder die Möglichkeit, wenn man bereit ist, 55 km nordöstlich von Londons Innenstadt in Stansted zu landen und auf alle Extras – Sitzplatzwahl, größeres Gepäck oder Snacks an Bord – verzichtet.

Der Schnäppchenpreis ist keine Ausnahme, sondern Geschäftsprinzip: „Niedrigste Preise/Keine Extras“, lautet das Ryanair-Konzept, das sich O’Leary in den 90er-Jahren bei der amerikanischen Fluglinie Southwest Airlines abgeschaut hat. Für Preise zwischen 14,99 bzw. 24,99 Euro pro Flug wird Europa plötzlich zu Buspreisen erkundbar: Mailand oder Madrid – Hauptsache Metropole.

Profitables Wachstum

Dass man mit vermeintlichen Spottpreisen trotzdem jede Menge Geld verdienen kann, macht das Mysterium von Europas größter Fluglinie aus, die im Alten Kontinent mit 105 Millionen Passagieren inzwischen sogar mehr Fluggäste befördert als der jahrzehntelange Platzhirsch Lufthansa, der nach Passagierzahlen inzwischen auch weltweit von Ryanair eingeholt wurde.

Tatsächlich arbeitet der irische Billigflieger um einiges profitabler als die lange Zeit so elitäre Kranich-Airline. Im vergangenen Geschäftsjahr flog Ryanair ein neues Rekordergebnis ein: Bei Umsätzen von 5,65 Milliarden Euro blieben 865 Millionen Euro hängen – das entspricht einer Umsatzrendite von mehr als 15 Prozent. Für das im März zu Ende gegangene Geschäftsjahr stellte Ryanair unterdessen einen Gewinn von 1,23 Milliarden Euro in Aussicht.

Pfennigfuchserei zahlt sich also ausgerechnet in einer der umkämpftesten Branchen der Wirtschaftswelt aus. Zum Vergleich: Die altehrwürdige Lufthansa setzt mit 32,1 Milliarden Euro zwar ein Vielfaches des irischen Wettbewerbers um, flog 2015 mit einem deutlich gestiegenen Nettogewinn von 1,7 Milliarden Euro aber lediglich eine Umsatzrendite von 5 Prozent ein. 2014 verdienten die Frankfurter mit einem Mini-Gewinn von nur 55 Millionen Euro gar deutlich weniger als Ryanair.

Ryanair-Chef Michael O’Leary Foto: Oliver Hoslet
Ryanair-Chef Michael O’Leary Foto: Oliver Hoslet

An der Börse ist Ryanair der Lufthansa davongeflogen

Die Börse belohnt das profitable Wachstum der Iren: An den Aktienmärkten ist Ryanair  seit Jahren äußerst gefragt. Um 200 Prozent sind die Anteilsscheine der Iren allein im laufenden Jahrzehnt abgezogen – die Deutsche Lufthansa hat im selben Zeitraum gerade mal um 15 Prozent zugelegt. Schwerwiegender noch: Bei aktuell 14 Euro befindet sich Deutschland größte Fluggesellschaft an der Börse auf dem Niveau von 1997.

Ergebnis der unterschiedlichen Flugrichtungen: Mit einem Börsenwert von aktuell nur noch 6,5 Milliarden Euro ist die Lufthansa nicht nur ein Leichtgewicht im Eliteindex Dax, sondern wurde von Ryanair längst deutlich distanziert – der irische Billigflieger ist tatsächlich bereits fast dreimal so wertvoll wie der Frankfurter Global Player.

Ryanair greift auch in Deutschland an

Trotzdem schlägt Michael O’Leary neuerdings erstaunlich moderate Töne an. „Die Lufthansa ist ein gewaltiger Konkurrent für uns. Deutschland wird immer von ihr dominiert sein“, erklärte der Ryanair-Chef vor wenigen Wochen dem manager magazin.

Trotzdem forciert der erst 31 Jahre alte irische Billigflieger seine Bemühungen im größten Land Europas. Binnen fünf Jahren will Ryanair seinen Marktanteil in Deutschland, wo die Iren hinter der Lufthansa und Air Berlin bereits auf Platz drei liegen, von aktuell fünf auf 20 Prozent steigern.

O’Leary sieht Lufthansa-Billigmarke Eurowings nicht auf dem richtigen Weg

Das liegt nicht zuletzt daran, dass O’Leary die Lufthansa mit ihrer Billigkonkurrenz Eurowings nicht auf dem richtigen Weg sieht. „Ich glaube nicht, dass Eurowings funktionieren wird“, erklärt der Ryanair-Chef gegenüber dem Hamburger Wirtschaftsmagazin. „Wenn die Lufthansa es selbst ernst nehmen würde mit der Verteidigung des Kurzstreckengeschäfts, dann würden sie es Lufthansa nennen.“

Entsprechend greift Ryanair auch in immer mehr deutschen Großstädten an und fliegt nun ebenfalls die Flughäfen Hamburg, Berlin-Schönefeld und Köln-Bonn an – und das weiter zu Tiefstpreisen, mit denen höchstens der britische Rivale EasyJet mithalten kann. Am Ende profitieren die Kunden vor der bevorstehenden Feriensaison von dem ewigen Preiskampf in der Luftfahrtbranche.

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