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Abstieg vom Börsenthron: Apple steht vor einer ungewissen Zukunft

Abstieg vom Börsenthron: Apple steht vor einer ungewissen Zukunft


Daran muss man sich erst mal gewöhnen: Apple ist nicht mehr der wertvollste Konzern der Welt. Im Wochenverlauf wurde der langjährige Platzhirsch von seinem Erzrivalen im Silicon Valley entthront: Internet-Gigant Alphabet. Die Wachablösung an der Wall Street kommt nicht von ungefähr: Apples Geschäftsentwicklung zeigt nach unten, der Kassenschlager iPhone schwächelt. Weil Produktalternativen fehlen, steht dem Kultkonzern aus Cupertino nun womöglich ein langer Abstieg bevor.



Wie kann man an einem Rekordgewinn etwas auszusetzen haben? Das ist die Frage, die Apple-Fans seit einer Woche wie ein Pawlowscher Reflex umtreibt.

Tatsächlich scheint es paradox, wie die Wall Street auf Apples jüngste Quartalsbilanz reagierte, die der Techpionier in der vergangenen Woche vorlegte und damit einen Rekord für die Ewigkeit aufstellte. Mit 18,4 Milliarden Dollar im Dreimonatszeitraum von Anfang Oktober bis Ende Dezember verbuchte der iPhone-Hersteller den höchsten Nettogewinn, den jemals ein Unternehmen eingefahren hat.

Größter Umsatzeinbruch aller Zeiten in Aussicht gestellt  

Doch statt Applaus erntete Apple von der Wall Street am nächsten Handelstag krachende Kursverluste von 7 Prozent, die fast 40 Milliarden Dollar Börsenwert ausradierten. Wer verstehen will, wie die vermeintlich abnormale Reaktion zu Apples Rekordquartal passt, findet die Antwort im hinteren Teil der Bilanz – dem Ausblick.

Hier nämlich musste Konzernchef Tim Cook etwas höchst Ungewöhnliches eingestehen: Im laufenden Quartal entwickeln sich Apples Geschäfte deutlich schwächer – nicht nur im Vergleich zum Vorquartal, sondern auch zum Vergleichszeitraum im Vorjahr. Um erdrutschartige 5 bis 8 Milliarden Dollar werden die Erlöse des bis dato noch wertvollsten Konzerns der Welt schrumpfen, stellte Cook Anlegern und Analysten in Aussicht. Das ist der größte Umsatzeinbruch in Apples fast vierzigjähriger Geschichte.

Apples neues Problem: Die Lebensversicherung iPhone fällt aus

Obwohl Anleger bereits im Vorfeld mit einem moderaten Erlösrückgang gerechnet hatten, überrascht das Ausmaß der Erosion, hinter der Apples neues Kernproblem steckt: Das iPhone-Wachstum scheint ausgereizt. 9 Jahre nach der Einführung des Kultsmartphones musste Tim Cook auf der Telefonkonferenz mit Analysten den Satz aussprechen, vor dem sich Apple-Aktionäre so sehr gefürchtet hatten: „Ja, das iPhone wird im März-Quartal schrumpfen.“

Was für andere Unternehmen ein Knick in der Konzernbilanz sein mag, ist für Apple eine Katastrophe: 68 Prozent der gesamten Umsätze und geschätzt 75 Prozent der Konzerngewinne wurden im Weihnachtsquartal nämlich bereits durch das iPhone eingefahren, von dem 74,8 Millionen Einheiten verkauft wurden. Unentwirrbar ist Apples Erfolg mit dem Kultsmartphone verbunden: Geht das iPhone-Wachstum zu Ende, stehen auch Apple magere Jahre bevor – das ist die Logik, die die Wall Street anwendet.

iPad und Mac-Sparte schrumpfen

Das liegt nicht zuletzt auch daran, weil andere Konzernbereiche nicht in die Bresche springen können. Auch die lange Zeit so solide Macintosh-Unit muss nun erstmals seit 2012 wieder rückläufige Absätze hinnehmen – zwar lediglich um 4 Prozent, doch der Trend geht in die falsche Richtung.

Das kann man erst recht von der gerade sechs Jahre alten iPad-Sparte behaupten, die in der Weihnachtsbilanz erneut um 25 Prozent eingebrochen ist. Der Abwärtstrend ist höchst beunruhigend: Verkaufte Apple im Dezember-Quartal 2013 noch 26 Millionen iPads, waren es zwei Jahre später nur noch 16 Millionen Einheiten.     

Apple Watch kaum eine Hilfe

Zumindest ein Produkt stemmt sich gegen den allgemeinen Abwärtstrend in Apples Geschäftsentwicklung – die im vergangenen Jahr gestartete Apple Watch, die Konzernchef Cook in der Geschäftsbilanz allerdings bestmöglich in der Kategorie „Andere Produkte“ zusammen mit der Set-Top-Box Apple TV, dem iPod und den zugekauften Beats-Kopfhörern versteckte.

Verglichen mit dem Vorjahr fallen die durch die Apple Watch erzielten Zuwächse nämlich immer noch recht übersichtlich aus: Kaum mehr als 2 Milliarden Dollar oder 5 Millionen Einheiten dürfte Apple im jüngsten Quartal mit dem ultimativen Weihnachtsgeschenk für iPhone-Besitzer umgesetzt haben  – das ist viel zu wenig, um in der Bilanz Relevanz zu besitzen.

Es fehlt ein neues „One more thing“

Lediglich 2 Prozent trägt die Apple Watch aktuell zum Konzernumsatz bei und wird somit das nachgebende Wachstum der anderen Konzernsparten kaum egalisieren können. Das ausbleibende Momentum ist fatal für den iKonzern, weil eine neue Produktkategorie in der Tech-Industrie oftmals mehrere Jahre Entwicklungszeit benötigt – allein drei Jahre soll Apple an seiner Smartwatch entwickelt haben.

In anderen Worten: In den kommenden Jahren ist kaum mit einem bahnbrechenden „One more thing" der Güteklasse iPhone / iPad / iPod zu rechnen, das für eine Trendwende sorgen und das absehbare Negativwachstum ausgleichen könnte. Ein langjähriger Abstieg von den Spitzenwerten der vergangenen Jahre droht, wenn auch fraglos immer noch auf hohem Niveau.       

Alphabet entthront Apple als wertvollster Konzern der Welt

Die Folge: Die Wall Street hat ihren langjährigen Klassenbesten inzwischen fallen gelassen. Die Apple-Aktie befindet sich seit mehr als einem halben Jahr im steten Abwärtstrend, der sich immer weiter beschleunigt. Seit Jahresbeginn haben Anleger bereits mehr als 10 Prozent an Wert verloren, in den letzten drei Monaten mehr als 20 Prozent, seit den Allzeithochs gar 30 Prozent.

Nutznießer von Apples Börsenblues ist ausgerechnet der Erzrivale im Silicon Valley – Internet-Gigant Alphabet, dem Apple-Gründer Steve Jobs einst den „thermonuklearen Krieg“ erklärte. Seit dieser Woche steht fest, dass sich das Kräfteverhältnis im Silicon Valley gedreht hat: Alphabet ist nun der neue Platzhirsch.

Symbolträchtige Wachablösung   

Am Montag nach Handelsschluss legte der Mutterkonzern der Internet-Suchmaschine Google sein neues Zahlenwerk vor, das an das Apples der früheren Jahre erinnerte – Umsätze und Gewinne legten zweistellig zu, die Analystenerwartungen wurden spielend übertroffen. Auch wenn Alphabet heute nur ein Drittel so viel wie Apple umsetzt und verdient, bewilligt die Wall Street dem Internet-Giganten nunmehr einen höheren Börsenwert als dem Techpionier.  

Es gibt wohl kaum eine Aufstiegs- und Fall-Geschichte, die symbolträchtiger ausfallen könnte: Der 40 Jahre alte Hardware-Hersteller Apple wurde vom nicht mal halb so alten Internet-Riesen Alphabet an der Börse entthront. Es ist beinahe wie im Alphabet: Alphabet steht jetzt vor Apple – an diese neue Hackordnung in der Finanz- und Techwelt muss man sich erst mal gewöhnen. 

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