Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.492,49
    +15,40 (+0,08%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.083,42
    +1,68 (+0,03%)
     
  • Dow Jones 30

    39.807,37
    +47,29 (+0,12%)
     
  • Gold

    2.254,80
    +16,40 (+0,73%)
     
  • EUR/USD

    1,0789
    -0,0005 (-0,04%)
     
  • Bitcoin EUR

    65.515,70
    +927,32 (+1,44%)
     
  • CMC Crypto 200

    885,54
    0,00 (0,00%)
     
  • Öl (Brent)

    83,11
    -0,06 (-0,07%)
     
  • MDAX

    27.043,04
    -48,91 (-0,18%)
     
  • TecDAX

    3.454,38
    -2,98 (-0,09%)
     
  • SDAX

    14.294,62
    -115,51 (-0,80%)
     
  • Nikkei 225

    40.377,12
    +209,05 (+0,52%)
     
  • FTSE 100

    7.952,62
    +20,64 (+0,26%)
     
  • CAC 40

    8.205,81
    +1,00 (+0,01%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.379,46
    -20,06 (-0,12%)
     

26 Milliarden Dollar für LinkedIn: Microsofts größte Wette

26 Milliarden Dollar für LinkedIn: Microsofts größte Wette


Der Überraschungscoup ist Microsoft-CEO Satya Nadella gelungen: Am Montag verkündete der Software-Gigant die größte Akquisition seiner Unternehmensgeschichte. Für 26,2 Milliarden Dollar übernimmt Microsoft das Karriere-Netzwerk LinkedIn. Es ist eine vermeintlich stolze Summe für ein 14 Jahre altes Internet-Unternehmen, das noch nicht seine Profitabilität nachgewiesen hat.



Der „Merger Monday“ wurde wieder einmal seinem Status gerecht: Vor Handelseröffnung an der Wall Street flatterte eine überraschende Pressemeldung über die Ticker. „Microsoft und LinkedIn haben eine definitive Vereinbarung erzielt, nach der Microsoft LinkedIn für 196 Dollar pro Aktie in einer Transaktion von 26,2 Milliarden Dollar übernimmt“, teilt der Softwareriese mit. „Dies wird die nächste Phase von Microsofts Wachstumsstory sein“, begründete CEO Satya Nadella die kostspielige Übernahme.  

Es ist Microsofts größte Akquisition – mit Abstand. Für 8,5 Milliarden Dollar übernahm der 41 Jahre Jahre alte Techpionier 2011 den Instant-Messaging-Dienst Skype, der nie in die hohen Erwartungen hineingewachsen ist und sich mit Snapchat, WhatsApp, dem Facebook Messenger und Apples iMessage einer wachsenden Konkurrenz von Messaging-Diensten gegenübersieht.

Ein Monitor zeigt den Kurs der LinkedIn-Aktie an der Wall Street (Bild: AP Photo/Richard Drew)
Ein Monitor zeigt den Kurs der LinkedIn-Aktie an der Wall Street (Bild: AP Photo/Richard Drew)



Microsofts drei größte Übernahmen Skype, Nokia, aQuantive – keine schlug ein  

Ein echtes Fiasko erlebte Satya Nadellas Vorgänger Steve Ballmer bei seiner letzten großen Amtshandlung: der Übernahme der Handysparte des einstigen Weltmarktführers Nokia für 7,2 Milliarden Dollar. Nach zahlreichen Abschreibungen kostete Microsoft die Übernahme mehr als 13 Milliarden Dollar. Ebenfalls erheblichen Abschreibungsbedarf gab es nach dem Erwerb des Werbevermarkters aQuantive 2007: 6,3 Milliarden Dollar legte Microsoft für aQuantive auf denTisch, um 6,2 Milliarden Dollar wurden die Bilanzen fünf Jahre später wieder korrigiert.  

Mehr als für die drei größten Übernahmen zusammen überweist Microsoft nun für seine größte Wette in der 41-jährigen Firmengeschichte ins Silicon Valley. Doch für was für ein Unternehmen wendet der drittwertvollste Konzern der Welt nun eigentlich ein 1/15 seines Börsenwertes auf und verschuldet sich obendrein im zweistelligen Milliardenbereich, weil der Löwenanteil des Kapitals auf Auslandskonten liegt?    

LinkedIn hat 433 Millionen Mitglieder – mehr als Snapchat, Twitter oder Instagram

Das Online-Business-Netzwerk LinkedIn wurde 2002 – und damit zwei Jahre vor Facebook – vom Silicon-Valley-Veteranen Reid Hoffmann (Apple, AOL, PayPal, SocialNet) gegründet. Die Grundidee ist die aller erfolgreichen Netzwerke: Kontakte nutzen, Kontakte knüpfen, Kontakte ausbauen.

Das Erfolgsprinzip der Vernetzung beschrieb Hoffmann Jahre später im Wall Street Journal einmal so: "Sie funktionieren am besten, wenn sie sich einer der sieben biblischen (Tod-)Sünden bedienen.“ Die Todsünden? Bei Facebook wäre das fraglos die Eitelkeit, bei einem Karriere-Netzwerk die Gier, wie Hoffmann einräumte.

LinkedIn hob schnell in Dimensionen ab, die sich wohl nicht mal der umtriebige Strippenzieher Hoffmann, der nach der Übernahme einen Sitz im Aufsichtsrat von Microsoft bekommen dürfte, erträumt hatte: Ein Jahr nach dem Launch waren eine Million Berufstätige vernetzt, nach fünf Jahren waren es schon 20 Millionen. Nach zehn: unglaubliche 200 Millionen! Heute kommt LinkedIn sogar schon auf 433 Millionen Mitglieder – und damit auf (deutlich) mehr als Twitter, Snapchat oder Instagram!

Jeff Weiner machte LinkedIn zum Börsenstar

LinkedIn-CEO Jeff Weiner (Bild: AP Photo/Marcio Jose Sanchez)
LinkedIn-CEO Jeff Weiner (Bild: AP Photo/Marcio Jose Sanchez)



Für die Internationalisierung sorgte unterdessen der frühere Yahoo-Manager Jeff Weiner, der Ende 2008 anheuerte und LinkedIn straff auf Börsenkurs trimmte. Der Börsengang erfolgte im Frühjahr 2011 begleitet von einiger Skepsis: LinkedIn wuchs zwar rasant, verlor aber weiter Geld.

Daran hat sich auch fünf Jahre später wenig geändert: Im jüngst abgelaufenen Quartal konnte das 14 Jahre alte US-Unternehmen immerhin schon 861 Millionen Dollar erlösen, verlor aber wegen der Ausgaben für den strammen Expansionskurs weiter 46 Millionen Dollar. Weil CEO Jeff Weiner aber seit Jahren nachgewiesen hat, dass er vor Steuern und Abschreibungen schwarze Zahlen schreiben kann, avancierte LinkedIn schnell zum eigentlichen Börsenstar unter den hoch gewetteten Social Media-Aktien.

Hat Microsoft überbezahlt?

Zu 45 Dollar wurden die Anteilsscheine im Mai 2011 zeichnungswilligen Aktionären zugeteilt – 196 Dollar bezahlt Microsoft nun fünf Jahre später je Anteilsschein, nachdem das Papier am Handelstag zuvor noch bei 131 Dollar geschlossen hatte. Aktionäre, die seit Tag eins engagiert geblieben sind, konnten sich somit über Kurszuwächse von über 300 Prozent freuen. Tatsächlich war zwischenzeitlich noch mehr drin: Bis auf 275 Dollar zog die LinkedIn-Aktie Anfang 2015 an.

Demnach scheint Microsoft gut beraten, nicht auf dem Top sein Übernahmeangebot platziert zu haben – mit Premiumaufschlag wäre dann möglicherweise schnell eine Offerte jenseits der 400 Dollar-Marke fällig geworden. Trotzdem wird der Deal von Banken kritisch beäugt. „Auch wenn die Übernahme strategisch nachvollziehbar ist, erscheint der Kaufpreis suspekt“, äußerte sich etwa das Brokerhaus Jefferies wenig begeistert über die größte Übernahme im Internet-Sektor seit Facebooks WhatsApp-Akquisition. Die australische Investmentbank Macquarie geht noch weiter und glaubt: „Microsoft hat überbezahlt“.

Hat LinkedIn seinen Zenit bereits überschritten?

Den Grund für die skeptische Annahme sehen die Analysten u.a. in der sich verlangsamenden Geschäftsentwicklung – im jüngsten Quartal legten die Erlöse nur noch um 35 Prozent zu, zweieinhalb Jahre zuvor waren es noch 60 Prozent.

Trotzdem sehen andere Analysten vielfaches Potenzial in der kostspieligen Übernahme: „Aus Microsofts Sicht macht die Akquisition strategisch Sinn“, glaubt etwa die Citi Bank. „LinkedIn wurde seit einiger Zeit von vielen Berufstätigen als das Outlook-Adressbruch angesehen. Microsoft besitzt einige Möglichkeiten, das Geschäftsfeld zu erweitern und mit seinen Produkten zu vernetzen.“ Gleichzeitig räumt Citi-Analyst Walter Pritchard ein, dass „der Verkauf weit unter den Allzeithochs signalisiert, dass LinkedIn auf strategische Herausforderungen gestoßen ist“.

Ein guter Deal für beide Seiten

Während Microsoft, das nach Bekanntgabe der Übernahme um vier Prozent nachgab, die Akquisition allein mit den Nettogewinnen von vier bis fünf Quartalen finanziert haben dürfte, kann Jeff Weiner, der künftig als LinkedIn-CEO bei Microsoft direkt an Satya Nadella berichtet, seine Aktionäre zumindest für den brutalen Kurseinbruch zu Jahresbeginn entschädigen, als mehr als 40 Prozent nach Vorlage der Weihnachtsbilanz verloren gingen.

Die Übernahme von LinkedIn durch Microsoft ist somit für beide Seiten zunächst ein guter Deal. Was der 26 Milliarden-Dollar-Handshake am Ende tatsächlich wert ist, wird die Integration in den kommenden Jahren zeigen.

Sehen Sie auch: Microsoft kündigt Spielekonsole für virtuelle Realität an